Handel. „Es hat geklappt, und es ist alles da, was ich brauche.“ Heidi Kempf strahlt. Sie will wiederkommen, um sich „daran zu gewöhnen“. Auch Angelika Hoering-Vega ist zufrieden: „Das ist ja wie im Supermarkt.“ Hemmschwellen abbauen: Genau das war das Ziel eines Ausflugs mit dem Seniorentreff Edingen-Neckarhausen in die moderne Einkaufswelt. Mehr als ein Dutzend Frauen und Männer treffen sich dazu vor dem Teo-Laden am Neckarhäuser Hallenbad. Dank moderner digitaler Verkaufstechnologie hat der begehbare Automat geöffnet, wenn andere Supermärkte geschlossen haben.
„Teo wird hervorragend angenommen“, sagt Bürgermeister Florian König. Doch vom rund um die Uhr möglichen Zutritt bis zum Bezahlen der Waren erfolgt alles digital, bargeldlos und eigenhändig durch die Kundschaft. „Wir wollen zeigen, wie leicht das ist“, sagt König, der mit Rathausmitarbeiterin Lisa Schoofs gekommen war. „Viele Ältere befürchten, dass es sehr kompliziert ist, hier einzukaufen, und da ist es gut, dass Herr König einmal vor Ort zeigt, wie es funktioniert“, erklärt Seniorentreff-Sprecherin Barbara Dietz-Becker. Tatsächlich hatten die meisten Teilnehmenden bisher noch nicht im „Teo“ eingekauft.
„Ich musste bislang immer nach Edingen oder Seckenheim zum Einkaufen und bezahle sonst immer bar“, erklärt eine der Seniorinnen. Am Eingangsterminal läuft schon mal alles reibungslos. Eine Bankkarte muss lediglich ein zweites Mal eingesteckt werden, weil es zuerst die nicht lesbare Seite war. Schnell ist das korrigiert. Die Tür geht auf. „Alle Weggucken“, sagt König, als es nach dem Shoppen und Schauen ans Bezahlen geht: Nachdem am dafür vorgesehenen Kassenautomat die Warencodes gescannt sind, wird erneut die Bankkarte gezückt. Bei der Geheimzahl vertippt? Kein Problem: „Nur die Nerven behalten und nochmal eingeben“, empfiehlt Dietz-Becker. Bevor Teo da war, so berichtet eine Frau, habe es im Ortsteil nur einen Metzger, einen Bäcker, zwei Apotheken und die Postfiliale gegeben.
Bereits mehr als 30 Standorte
„Da haben wir uns im Seniorentreff gefragt, was man tun könnte, und der Teo erscheint wie die Rettung“, berichtet sie. „Ich find´s gut, dass er da ist“, zieht eine andere Frau Bilanz und fügt hinzu: „Gut, dass uns der Bürgermeister unterstützt, weil es da bei uns schon Hemmschwellen gab.“ Eine andere Frau nickt und sagt: „Es gibt eine große Auswahl.“ Nach Erhalt des Belegs ist der Einkauf abgeschlossen. Wer nichts gekauft, sondern nur geschaut hat, verlässt den Teo einfach wie ein gewöhnliches Geschäft. Bei so viel moderner Technik ist kaum zu glauben, dass Unternehmensgründer Theo Gutberlet auch einmal ganz „normal“ angefangen hat. Vor mehr als 70 Jahren, im November 1947, begann er mit einem Startkapital von gebrauchten Nägeln, selbst gemachten Taschen aus Wehrmachtsrestbeständen und selbst genähten Hemden aus Fallschirmseide.
Der erste digitale Teo wurde 2020 im hessischen Fulda eröffnet. Neckarhausen ist einer von inzwischen mehr als 30 Teo-Standorten in sechs Bundesländern. Ausgerechnet in Hessen darf Teo aufgrund einer behördlichen Entscheidung sonntags nicht mehr geöffnet werden. An allen anderen Werktagen haben die hessischen Teos weiterhin rund um die Uhr auf. „Das Gerichtsurteil ist nicht angemessen“, sagt König am Rande des Rundgangs mit dem Seniorentreff. Er hatte sich im „MM“ bereits dazu geäußert und sich gelassen gezeigt: Für die Standorte in Bayern und Baden-Württemberg ändere sich nichts. Sie haben, weil die Ladenöffnungszeiten Ländersache sind, weiterhin auch sonntags geöffnet. Auch in Neckarhausen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-teo-in-neckarhausen-ausflug-in-die-moderne-einkaufswelt-_arid,2165042.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html