Edingen. Lange Zeit war es ruhig um das Areal im Amselweg in Edingen, jetzt kommt plötzlich Bewegung in die Angelegenheit. Die evangelische Kirchenstiftung Pflege Schönau will auf dem Gelände zwischen Hochhäusern und der neuen Kita Martin Luther gleich mehrere Häuser mit insgesamt 70 Wohnungen bauen. Das Vorhaben ist in der kommenden Woche erstmals öffentlich Thema im Gemeinderat.
Die Stiftung Schönau ist Eigentümerin des rund 5500 Quadratmeter großen und unbebauten Grundstücks. Weil sich dort seit den späten 1960er Jahren das evangelische Gemeindezentrum mit Kindergarten und das Pfarrhaus befanden, setzt der Bebauungsplan eine Gemeinbedarfsfläche für kirchliche und soziale Zwecke fest. Bevor eine Wohnbebauung realisiert werden kann, muss dieser Plan geändert werden. Deshalb plant die Gemeinde nun zunächst eine Bürgerinformation, wie Bürgermeister Simon Michler im Gespräch mit dem „MM“ erläuterte.
Frühzeitige Diskussion
Bis zu 70 Wohnungen könnten hier entstehen. „Das wird sicher kein Hochhaus wie vorne im Vogelskorb“, macht Michler klar. Die 1a-Lage in der Nähe des RNV-Haltepunkts und der Grundschule sei prädestiniert für Mehrfamilienhäuser. Dass davon nicht alle Nachbarn begeistert sein werden, sei klar. Deshalb werde die Bevölkerung auch frühzeitig in die Diskussion der Details einbezogen.
Erste Skizzen hat der Gemeinderat bereits Ende vergangenen Jahres in nichtöffentlicher Sitzung zu sehen bekommen. Die Pflege Schönau setzt bei dem Projekt auf eine Zusammenarbeit mit Unternehmen des Systemholzbaus. Als großer Waldbesitzer ist die Stiftung überzeugt, „dass mit dem heimischen und nachwachsenden Baustoff Holz auch im Geschosswohnungsbau zukunftsfähige Bau- und Wohnkonzepte für ihren Bestand gestaltet werden können“, wie es in der Vorlage heißt. Neben der Ökologie im Bauen spielen dabei auch der Wohnkomfort und bezahlbare Mieten eine entscheidende Rolle.
Als Beispiel wird die B&O-Gruppe aus dem bayrischen Bad Aibling genannt. Das Unternehmen setzt auf Holz und wächst dabei buchstäblich in die Höhe. Bis zu neun Stockwerke können mit dem natürlichen Baustoff realisiert werden. Der Hauptbaustoff der Holz-Hybrid-Systemhäuser ist Holz. „Das reduziert den Einsatz CO2-intensiver Baustoffe erheblich“, schreibt der Systembauer auf seiner Homepage. Durch die Speicherung von Kohlendioxid im Gebäude gelangten weniger CO2-Emissionen in die Atmosphäre. Als Bauholz verwendet B&O fast ausschließlich Fichte oder Tanne, überwiegend aus Deutschland und Österreich. Pro Kubikmeter verbautem Holz werde eine Tonne Kohlendioxid dauerhaft im Bauwerk gespeichert. So entstünden „gebaute Wälder“.
Und wie könnte dieser „Wald“ in Edingen aussehen? Bislang gibt es zwei Ideen. Zum einen könnten drei Punkthäuser entstehen, davon zwei mit bis zu sieben Geschossen und eines mit fünf Geschossen. Rund 4 800 Quadratmeter Wohnfläche wären da bei 70 Wohneinheiten möglich. Alternativ wären fünf Baukörper mit fünf bis sechs Geschossen denkbar, mit 100 Quadratmetern mehr Wohnfläche - aber ebenfalls mit 70 Wohnungen.
Bereits im November 2013 hatte der Gemeinderat für das Gelände einen Aufstellungsbeschluss gefasst. In den Jahren 2014 und 2015 gab es laut Gemeinde intensive Gespräche mit der evangelischen Kirche und der Pflege Schönau. Das Ergebnis war, dass neben dem Kauf des Anna-Bender-Hauses durch die Gemeinde ein Grundstückstausch zwischen Gemeinde und der Pflege Schönau bei gleichzeitigem zusätzlichen Erwerb einer Teilfläche vereinbart wurde. Auf diesem Tausch-Grundstück steht inzwischen die Kita Martin Luther, die seit Sommer 2017 von der evangelischen Kirchengemeinde betrieben wird.
Den Bebauungsplan will die Gemeinde nach dem Vorschlag der Verwaltung in einem beschleunigten Verfahren aufstellen. Das Thema Verkehr soll dabei aufgrund von Schule, Kita und geplantem Radschnellweg näher betrachtet werden, „auch mit Blick auf den zu erwartenden Verkehr und die Parksituation für die Anwohner und Anlieger“, wie es in der Vorlage heißt. Außerdem soll der Lärm der RNV-Linie überprüft werden. Details des Vorhabens will die Gemeinde in einem städtebaulichen Vertrag regeln. Darin soll auch eine Sozialquote von 30 Prozent festgelegt werden. Dann müssten 21 der 70 Wohnungen preisgedämpft vermietet werden.
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