Edingen-Neckarhausen. Das Obergeschoss des Schlosses in Neckarhausen ist seit Samstag eine Galerie. An den Wänden hängen fast ausnahmslos Motive aus der Gemeinde Edingen-Neckarhausen, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Die Ausstellung „Pinsel trifft Pixel“ ist ein Beitrag zu den Jubiläumsfeierlichkeiten, und sie ist auch am kommenden Wochenende noch zu sehen.
Im Mittelpunkt stehen Fotografien von Chris Morgan, die auch unsere Galerie der Leserfotos regelmäßig bereichert. Was die talentierte Hobbyfotografin mit der Kamera einfängt, zeigt eindrucksvoll die Schönheiten der Gemeinde, stimmungsvoll in Szene gesetzt und am Computer verfeinert.
Ursprünglich war eine reine Fotoausstellung geplant, wie der Künstler Michael Huber erklärt. Weil diese in der ursprünglich geplanten Form gescheitert sei, habe man sich kurzfristig etwas anderes einfallen lassen. Weil Huber regelmäßig Aquarellkurse an der örtlichen Volkshochschule (VHS) leitet, bat er deren Schüler, Fotos von Chris Morgan zur Grundlage ihrer eigenen Werke zu machen.
Wie der Eindruck von Nebel aufs Papier kommt
„Für uns war das ein Schnellschuss“, räumt Huber ein. Aber es war einer, der ins Schwarze getroffen hat, wie der Blick an die Wände zeigt. Zuerst schauten sich die Schüler und ihr Lehrer die Fotos an, dann wählten sie ihr Motiv aus und machten sich ans Werk. „Die hatten so einen Spaß daran, dass manche sogar zwei oder drei Bilder gemalt haben“, verrät Huber und findet auch die Ergebnisse ausgesprochen interessant. Die Schwere der Fotos, die intensiv nachbearbeitet seien, habe die Maler vor eine große Herausforderung gestellt, erklärt der Maler: „Wir Aquarellmaler arbeiten normalerweise nicht so intensiv.“
Beliebtes Fotomotiv in der Gemeinde ist die Neckarfähre, die auf eine jahrhundertealte Tradition zurückgeht. Den Blick von Neckarhausen aus über den Fluss und mit Ladenburgs grünem Ring im Hintergrund hat Chris Morgan digital festgehalten. Im Aquarell von Christa Gropp ist das andere Ufer nur schemenhaft zu erkennen, die Fähre selbst jedoch ganz deutlich. Fahrgäste, ein Auto, die Führerkabine und die weiß-rot-gestreiften Schranken lassen keinen Zweifel daran, dass es sich hier um das beliebte Verkehrsmittel handelt, dass die Menschen auf beiden Neckarseiten miteinander verbindet.
Kunstschaffende kommen auch aus der Umgebung
Die Künstler stammen nic
ht alle aus der Gemeinde, etliche kommen von außerhalb. So sind etwa Ilvesheim, Friedrichsfeld, Feudenheim, Heddesheim und Schriesheim vertreten, wie Huber berichtet. Manche der Teilnehmenden in den beiden Kursen sind Stammgäste, wie Huber verrät. Zum Teil seien in den vergangenen Jahren dabei auch regelrecht Freundschaften entstanden. „Wenn ein Kurs neu beginnt, muss ich die erst einmal eine halbe Stunde schwätzen lassen“, erzählt der Leiter.
„Jeder darf malen, was er will“, erklärt er: „Ich berate und korrigiere.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nur wenn es gar nicht anders geht oder er allen etwas zeigen will, greift er selbst zum Pinsel und legt Hand an. Vor allem aber gibt er Tipps. Zum Beispiel beim Malen von Nebel in der Landschaft. Normalerweise würde man bei der Eisenbahnbrücke zwischen Ladenburg und Neckarhausen zuerst den Hintergrund malen und dann das Bauwerk. „Aber dann sticht die Brücke viel zu sehr heraus“, erläutert der Maler: „Der richtige Aquarellmaler malt zuerst die Brücke und legt dann einen Film als Nebel darüber.“ Das löse die Farben der Brücke ganz leicht an und schiebe das Bauwerk so optisch nach hinten.
Auch der Neckar kann echte Kunstwerke schaffen
In der Mitte des Raums, in dem dieses Bild hängt, zeigt Huber ungewöhnliche Skulpturen, geschaffen von der Natur: Schwemmholz aus dem Neckar. Der Künstler selbst wählt sie vor allem aus. „Ich mache da ganz wenig dran“, erklärt er: „Ich mache es glatt, entferne, was stört und öle es am Ende ein.“ Seit fünf, sechs Jahren erst sammelt er dieses hölzerne Strandgut, um es aufzubereiten.
Doch zurück zu den Aquarellen. Gleich drei von ihnen zeigen einen Raben, der fast handzahm ist und regelmäßig bei Chris Morgan, der Hausmeisterin im Schloss, vorbeischaut, um sich sein Futter zu holen. Die eine Künstlerin bringt das Objekt schnell zu Papier, die andere ist eine filigrane Zeichnerin, die viele Details zeigt, bis hin zur Hand, auf der der Vogel sitzt. Die junge Studentin weilt gerade zu einem Praktikum in Norwegen und schickte ihr Werk per Post.
Kunst im Schloss
Fotos: Chris Morgan
Aquarelle: Julia Berg, Josefine Breitwieser, Irene Daners, Jutta Gattner, Christa Gropp, Elke Hadamek, Renate Hepp, Barbara Horn, Michael Huber, Erika Keller, Dietmar Krause, Peter Krüger, Roger Lincoln, Ingmar Neumann, Marit Neumann, Margarete Neusser, Claudia Räuber-Schwarz, Sabine Rovedo, Gisela Schüssler, Fritz Stahr, Gaby Tyner, Isolde Zorn.
Kurator: Michael Huber
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 10./11. Mai, 14 bis 18 Uhr.
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