Der Duft blühender Obstbäume liegt in der Luft, das Wasser im Teich ist glasklar, Heike Vetter und Birgit Jänicke blicken neugierig hinein und freuen sich total: Ein Molch hat hier bereits Einzug gehalten. Und er ist keineswegs der erste Bewohner im „Tier-Garten“ des Naturschutzbundes (NABU) in Edingen-Neckarhausen. „Tier-Garten“ haben die Kinder der Ortsgruppe das langgezogene Grundstück getauft, das die Naturschützer nach ihren Vorstellungen anlegen und bewirtschaften. Jede Menge Arbeit, wie Vetter und Jänicke beim Besuch des „MM“-Redakteurs erzählen. Das Loch für den Teich haben Bagger ausgehoben, um die Feinheiten kümmern sich die beiden Frauen in Handarbeit. „Der Teich wurde modelliert und mit Sand und Kies gefüllt“, erläutert Heike Vetter. 14 Kubikmeter Sand und acht Tonnen Kies mussten bewegt werden, wie Birgit Jänicke ergänzt. Fast alles hätten Frauen gemacht, erzählt sie nicht ohne Stolz. Am Ufer liegen Natursteine, im Wasser wachsen die ersten Pflanzen.
Schilf und Schwertlilien
Am Rand steht klassisches Schilf, etwas weiter wächst die Sumpfschwertlilie, die später gelb blüht. Zwischen den Steinen gedeiht ein Weidenröschen, Binsengras rundet die Palette heimischer Pflanzen ab. Mitten im Teich schwimmen Krebsscheren. „Die sind ganz super, weil sie das Wasser reinigen und für eine Beschattung sorgen“, erläutert Heike Vetter. Zwei Seerosen ergänzen das Ganze.
Nebenan „wachsen“ Benjes-Hecken. Diese Stapel aus Totholz bieten Insekten, Vögeln und Igeln Unterschlupf. „Es ist Wahnsinn, wie viel da drin ist “, wundert sich Heike Vetter noch immer über die Fülle an Material, die hier verbaut wurde. Doch die Mühe hat sich gelohnt. „Da brüten schon Rotkehlchen drin“, freut sie sich.
Auch Passanten sind von dieser Art Hecke sehr angetan, wie Birgit Jänicke erzählt: „Viele haben das noch nie gesehen.“ Eine Idee, die manche auch in ihrem eigenen Garten umsetzen wollen. „Das ist ja auch super praktisch“, findet Jänicke. Denn hier lässt sich zum Beispiel auch Material verwenden, das beim Schneiden von Bäume und Hecken anfällt. Ein Nachbar hat dem NABU nach einer Rodungsaktion Äste und Zweige zur Verfügung gestellt.
Neben den Benjes-Hecken ist auch der neue Zaun ein Blickfang. Nein, ganz selbst gebaut haben sie ihn nicht, gesteht Heike Vetter. „Aber aufgestellt“, wirft Birgit Jänicke gleich ein. Die senkrechten Elemente sind aus französischer Kastanie. „Das hält länger“, begründet Heike Vetter die Auswahl. „Eigentlich gehören die Spitzen ja nach oben“, ergänzt Jänicke. Hier habe man aber zur Hälfte auch die umgekehrte Variante gewählt. „Ich fand, dass das andere so wehrhaft aussieht“, verrät die Planerin.
Weiter vorne steht eine Trockenmauer, von Jürgen Schnepf aus Steinen aufgeschichtet, die allesamt gespendet wurden. „Da fangen schon die Bienen an, hineinzuschlüpfen“, erklärt Vetter. Direkt nebenan liegt das Schlüssellochbeet, das die Kinder zusammen mit Joachim Franz angelegt haben. Was hier wachsen soll, entscheiden die Kinder. Es darf gerne auch etwas Essbares sein. Zucchini vielleicht.
Futter für den Natternkopf
Und was steht als Nächstes an? „Wir brauchen dringend eine Geschirrhütte“, sagt Heike Vetter. Geräte wie Spaten, Schaufel und Schubkarre sollen sicher untergebracht werden können. Außerdem müssen die Terrassen hinter dem Teich angelegt werden. Der nährstoffreiche Boden soll „abgemagert“, also mit Sand verdünnt werden. Nur so können hier selten gewordene Pflanzen wie Karthäusernelke und Königskerze, Lein und Wegwarte gedeihen. „Manche Pflanzen säen wir gezielt aus, um die Spezialisten unter den Bienen anzulocken“, erläutert die Planerin des Gartens: „Eine Bienenart kann nur mit dem Natternkopf überleben.“
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