Edingen-Neckarhausen. Die Fähre der Gemeinde Edingen-Neckarhausen steht derzeit unter keinem guten Stern. In der jüngsten Vergangenheit musste der Fährbetrieb mangels Personal bereits mehrfach eingeschränkt werden, nun fällt ein weiteres Mitglied des Fährleute-Teams für längere Zeit aus. Am Sonntag stellte die Fähre deshalb eine Stunde früher als geplant ihren Dienst ein, am Montag fiel sie komplett aus.
„Es ist sehr schwierig“, räumt Thea Crebert aus dem Rathaus ein. Die Leiterin der Stabsstelle ist auch für die kommunale Fähre zuständig. und verweist auf zahlreiche Anläufe, neues Personal anzuheuern. Zwar war es gelungen, drei Fährleute zu verpflichten, die mit Unterstützung der Gemeinde das notwendige Patent erwarben.
Doch die erste Fährfrau kündigte im Frühjahr, die zweite folgte im Sommer, und zwar „aus familiären Gründen“, wie Crebert berichtet. Der Schichtdienst mit Zeiten früh am Morgen, spät am Abend und an Wochenenden lässt sich mit einem Familienleben nämlich nur schwer unter einen Hut bringen. Dass jetzt auch noch ein Dritter ausgefallen ist, erschwert die Lage zusätzlich.
Hoffnung ruht auf einem Azubi
Die mehrfache Ausschreibung der Stelle ist nicht das einzige, was Crebert unternommen hat. „Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit dem deutschen Fährverband“, erklärt sie. Auch beim Wasser- und Schifffahrtsamt haben man sich erkundigt, um zusätzliches Personal zu bekommen. Vergeblich. „Der freie Markt zahlt viel besser als wir als tarifgebundene Gemeinde das können“, erläutert sie und bedauert: „Da können wir einfach nicht mithalten.“
Hoffnung macht ein junger Auszubildender, der im Frühsommer angefangen hat und auf der Fähre schon jetzt wertvollen Dienst leistet. Nur steuern darf er die schwimmende Brücke noch lange nicht. 180 Stunden muss er nachweisen, ehe er das notwendige Patent erwerben und die Fähre selbstständig steuern kann.
„Im Winter werden wir es mit kleinen Ausfällen schaffen“, hofft Crebert. In den Weihnachtsferien werde der Betrieb vermutlich komplett eingestellt. „Da gibt es erfahrungsgemäß ohnehin kaum Nutzer“, erklärt sie. Diese Zeit könne dann auch genutzt werden, um Urlaubstage und Überstunden abzubauen. Langfristig geht es aber nicht ohne zusätzliches Personal. „Im Sommer wird es wieder kritisch“, befürchtet die Stabsstellenleiterin: „Da brauchen wir die dritte Vollzeitkraft.“
Immerhin spielt das Wetter beim Fährbetrieb derzeit mit. An einer Einstellung wegen Niedrigwassers ist die Gemeinde gerade noch so vorbeigeschrubbt. „Ich bin froh, dass wir an dieser Marke nicht mehr kratzen“, sagt Crebert nach den Regenfällen der vergangenen Tage. Dabei geht ihr Blick immer wieder auf eine App, die ihr die Pegelstände anzeigt. Mit 2,13 Meter am Wehr in Ladenburg ist noch Luft bis zur kritischen Grenze: Wenn er unter zwei Meter fällt, muss die Fähre den Betrieb einstellen.
Noch gibt es Schülerblocks
„Moderne Technik macht uns das Leben schon leichter“, formuliert Crebert mit Blick auf die Hochwasser-App. Auch auf der Fähre selbst schreitet die Digitalisierung voran. Neben einem neuen Kassensystem sollen demnächst digitale Wertkarten eingeführt werden, die im Rathaus erhältlich sind und einen Rabatt von zehn Prozent bringen. Auch dieses Vorhaben verzögert sich allerdings wegen diverser Krankheitsfälle in der Gemeinde und beim Anbieter. Im November werde man aber voraussichtlich damit startet können. Bis dahin besteht für Eltern noch die Möglichkeit, sich für ihre Kinder die Schülerblocks aus Papier zu sichern. Diese sind deutlich günstiger als die geplante elektronische Jahreskarte.
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