Edingen

Evangelisches Gemeindehaus in Edingen fängt die Sonne ein

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Pfarrer Bernd Kreissig und Wolfgang Ding auf dem Dach des neuen evangelischen Gemeindehauses, im Hintergrund die Kirche und die Mälzerei Kling. © Hans-Jürgen Emmerich

Es vergeht kaum ein Arbeitstag, ohne dass Wolfgang Ding auf der Baustelle an der evangelischen Kirche in Edingen vorbeischaut. Dort, direkt hinter der Kirche, entsteht gerade das neue evangelische Gemeindehaus. Beim Rundgang mit dem „MM“ zeigen Ding als ehrenamtlicher Baubeauftragter und Pfarrer Bernd Kreissig die Fortschritte, die das Projekt macht.

Überall wird gebohrt, geschraubt und gehämmert. Gerade sind die Fenster an der Reihe. Die Rahmen aus Holz sind in einem edlen Grau lasiert. Im künftigen Saal, dem Herzstück des Hauses, gibt es eine breite Fensterfront, die viel Licht ins Innere lässt. Beim Blick nach draußen sieht man den künftigen Kirchgarten, der auch als Treffpunkt dienen soll. Im Saal selbst fallen wie im späteren Pfarrbüro Container aus Metall auf dem Fußboden auf. In diesen Bodentanks werden später Steckdosen mit Strom und Netzwerkkabel liegen.

Gemeindesaal als Herzstück

„Als Pfarrer stehe ich am liebsten hier“, sagt Kreissig und meint damit die Wand gegenüber der Fensterfront. Denn da sei die Distanz zu den Menschen am geringsten. Aber auch die klassische Sitzanordnung wie in der Kirche wird möglich sein, mit einer großen Wand, an die bei Bedarf Filme, Bilder oder Präsentationen geworfen werden können. Wenn in naher Zukunft bei der Sanierung der Kirche die nächste große Baustelle beginnt, können hier auch Gottesdienste gefeiert werden.

Die Höhe der genannten Bodentanks lässt auch erkennen, dass es hier noch einige Zentimeter Aufbau über dem Beton gibt. Das komplette Gebäude wird über die Flächen des Fußbodens beheizt. „Wir haben hier einen Anschluss- und Benutzungszwang an das Nahwärmenetz“, erläutert der frühere Hauptamtsleiter der Gemeinde, Wolfgang Ding. Es gibt also keine eigene Heizung, sondern nur das Warmwasser aus dem nahe gelegenen Blockheizkraftwerk im ehemaligen Fulmina-Komplex. „Mit Sicherheit nicht die billigste Lösung“, findet Ding, „aber mit Abstand die beste“. Andererseits erspare man sich damit die Beschaffung von Gas und die Wartung einer eigenen Anlage.

Damit die Wärme im Haus bleibt, gibt es dicke Außenwände aus Blähton, zusätzlich gefüllt mit Steinwolle. Gelüftet wird nicht über die Fenster, sondern über eine Lüftungsanlage, deren dicke Rohre momentan noch an der Decke zu erkennen sind. Später werden sie hinter einer Verkleidung verschwinden. Eine Klimaanlage wird das aber nicht, wie Ding einem weit verbreiteten Irrtum entgegentritt.

Eine große Durchreiche wird den Saal an die Küche anschließen. Wie sie ausgestattet sein soll, war im Vorfeld des Neubaus immer wieder ein Thema von Diskussionen. Klar ist, dass es sich nicht um eine Großküche handelt. Es wird aber zumindest eine Spülmaschine geben, die das Geschirr für 200 Besucher in einer angemessenen Zeit bewältigt.

Über das Gerüst geht es aufs Dach des Gebäudekomplexes, den die Architekten Kessler De Jonge aus Heidelberg als Sieger eines Architektenwettbewerbs geplant haben. Kein Flachdach, sondern ein leicht geneigtes, wie Ding erklärt. Denn auf der komplett abgedichteten Fläche soll natürlich nirgendwo Wasser stehenbleiben. Deshalb ist es so geformt, dass Regen durch die Steine des Schotters nach unten fließt und dann über Fallrohre abgeleitet wird. Das Wasser fließt dann nicht in die Kanalisation, sondern wird versickert.

Strom vom Dach

An gleich mehreren Stellen fallen Ösen aus Edelstahl auf. Sie dienen dazu, dass sich Menschen daran sichern können, wenn sie auf dem Dach arbeiten müssen. Vor allem aber wird hier die Solaranlage zu tun haben. Mit ihren 51 Modulen wandelt sie das Licht der Sonne in elektrischen Strom um. Die Anlage betreibt die Klimastiftung, die Kirche stellt nur das Dach zur Verfügung und hat die Option, Strom abzunehmen. Auch Ladestationen für E-Autos sind vorgesehen.

„Das wird mega“, freut sich Pfarrer Kreissig: „Als der Rohbau stand und ich zum ersten Mal reinging, wusste ich: Das wird gut.“ Da habe er sich schon richtig vorstellen können, im Saal zu stehen oder in der Küche den Leuten beim Arbeiten zuzusehen. Dass die Pläne so praxisbezogen sind, sei auch das Ergebnis einer Kooperation aller Beteiligten und der Fachplaner. „Die kosten zwar etwas, aber sie bringen viel Erfahrung ein, erklärt Ding.

Das Projekt

Die evangelische Kirchengemeinde Edingen investiert rund zwei Millionen Euro in den Neubau des Gemeindehauses.

Die Pläne stammen von den Heidelberger Architekten Kessler De Jonge, die bei einem Wettbewerb mit ihrer Idee überzeugten.

Baubeginn war mit dem Spatenstich im Juli 2021, bis November 2022 sollen die Räume bezugsfertig sein.

Ein Tag der offenen Baustelle ist für Sonntag, 24. Juli, im Anschluss an den Gottesdienst vorgesehen. hje

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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