Interview

Edingen-Neckarhausen: Was Bürgermeister König für 2025 erwartet

Finanzen, Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten und das Jubiläum: Die Themen des Jahres 2025 in Edingen-Neckarhausen sind vielfältig. Bürgermeister Florian König ordnet sie im Interview ein

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Bürgermeister Florian König stellt ishc den Fragen von „MM“-Redakteur Hans-Jürgen Emmerich und gibt einen Ausblick auf das Jubiläum 50 Jahre Edingen-Neckarhausen. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Im Interview mit dem „MM“ blickt Bürgermeister Florian König auf das Jahr 2025 in Edingen-Neckarhausen. Neben den Themen Finanzen und Nahverkehr geht es auch um die Nahversorgung in Neckarhausen und das Jubiläumsjahr.

Herr König, Ihr zweites Amtsjahr als Bürgermeister nähert sich dem Ende. Wie geht es Ihnen damit?

König: Mir geht es gut. Es freut mich, dass ich auch das zweite Amtsjahr gut überstanden habe. Ich bin immer noch hochmotiviert und gehe jeden Tag gerne arbeiten. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.

Mit der Verabschiedung des Haushalts für 2025 waren Sie wieder rekordverdächtig schnell. Aber das Millionenloch im Etat bleibt…

König: Ja, das ist leider richtig, das war aber auch nicht anders zu erwarten. Haushaltskonsolidierung ist eine Sache von Jahren. Wir können immer nur Schritt für Schritt gehen. Es sind viele Umstände, die das beeinflussen. Da geht es nicht nur um den Krieg, sondern auch die Kreisumlage und immer neue Forderungen von Bund und Land.

Was macht es so schwierig?

König: Wir starten jedes Jahr mit einem Minus von einer Million Euro, allein durch Zins und Tilgung für unsere Kredite. Ohne diese Summe und ohne die jüngsten Erhöhungen der Kreisumlage hätten wir es 2025 geschafft, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.

Kann Edingen-Neckarhausen überhaupt aus eigener Kraft dieses Millionenloch stopfen?

König: Die Frage ist, was die Alternative ist. Wenn es so weiter geht mit Bund, Land und Kreis, dann wird der Ausgleich ein Wunschtraum bleiben. Aber ich bin davon überzeugt, dass es auf allen Ebenen zu gravierenden Veränderungen kommen muss, weil nicht nur Edingen-Neckarhausen in dieser schwierigen Situation ist.

Das Freizeitbad in Neckarhausen sieht König dauerhaft gesichert

Müssen sich die Bürger darauf einstellen, dass Gemeindeeinrichtungen wie das Freizeitbad früher oder später aus finanziellen Gründen schließen müssen?

König: Edingen-Neckarhausen ist in der Situation, dass man überhaupt nichts kategorisch ausschließen kann. Aber der Gemeinderat und ich haben das gemeinsame Interesse, die Gemeinde so attraktiv und liebenswürdig zu halten, wie sie ist. Eine Schließung des Freizeitbades ist momentan nicht beabsichtigt, insbesondere, da ja gerade enorme Investitionen getätigt wurden. Es kann aber zu Einschränkungen für den öffentlichen Badebetrieb kommen, dass also das Bad nicht sechs Tage die Woche geöffnet ist.

Sie haben die Investitionen angesprochen. Mit der Entscheidung für das Energiespar-Contracting im Sommer ist also eine Vorentscheidung für das Freizeitbad gefallen…

König: So kann man das formulieren. Es war jedem klar, dass eine unmittelbare Schließung ausgeschlossen sein muss. Wir haben zwei Schwimmbäder, eins ist für die Öffentlichkeit zugänglich, eins nicht. Wenn eine Schließung nötig wird, dann kommt dafür nur eines in Frage (also das Kleinhallenbad in Edingen, Anm. d. Red.).

Viele Themen in Edingen-Neckarhausen haben zwei Seiten. © Marcus Schwetasch

An der Steuerschraube haben Sie gerade erst gedreht. Bekommen Sie viele Beschwerden wegen der Grundsteuer?

König: Viel ist relativ. Es gibt viele Menschen, die das thematisieren. In 95 Prozent der Fälle stoße ich aber auf Verständnis, wenn ich es erklärt habe.

Zu den großen Ausgabenposten zählt der ÖPNV. Halten Sie es für denkbar, dass die Gemeinde hier den Rotstift ansetzt?

König: Ganz klar nein. Der ÖPNV ist teuer, aber er ist auch unglaublich wichtig. Wir müssen es schaffen, die Mobilitätswende hinzubekommen, auch wenn man oft negativ darüber spricht. Aber es ist ein großes Geschenk. Mit der Linie 5 erreichen wir Mannheim und Heidelberg in einer Viertelstunde.

Die Bürgerbus-Idee lässt sich leider nicht wie geplant realisieren

Was ist eigentlich aus Ihrer Bürgerbus-Idee geworden?

König: Wir hatten Anfang des Jahres eine Umfrage zur Mobilität gestartet und explizit gefragt, wer sich hierfür engagieren würde. Die Resonanz war leider sehr überschaubar. Deshalb denken wir über andere Möglichkeiten nach. So wie ich es ursprünglich einmal gedacht habe, wird es nicht realisierbar sein.

Sondern wie sonst?

König: Wir denken darüber nach, ob wir selbst einen Bus anschaffen, den wir einzelnen Institutionen zur Verfügung stellen. Zum Beispiel an Kerwe oder für die Jugendarbeit, da sind wir momentan in der Prüfung. Da geht es beispielsweise auch um Versicherung.

Das wäre dann aber kein Linienverkehr…

König: Genau.

Noch einmal Verkehr: Um die Neckarfähre scheint es aktuell ganz schlecht bestellt zu sein. Auf die Fähre können sich die Menschen nicht mehr verlassen…

König: Auf die Fähre können sich die Menschen verlassen. Wenn sie fährt, kommen die Menschen auf der anderen Seite an. Perspektivisch wird kein Sieben-Tage-Betrieb mehr möglich sein, sondern maximal vier oder fünf Tage.

Wenn 2026 wie geplant die Neckarbrücke geöffnet wird, könnte das den Bestand der Fähre endgültig gefährden, oder?

König: Es ist zumindest für unsere Fähre nicht positiv, wenn die Brücke eröffnet wird. Die Fähre ist das wirtschaftlichste und ökologischste Verkehrsmittel. Außerdem ist die Fähre ein Kulturgut und sollte erhalten werden. Vielleicht besinnt sich das Land dessen ja auch irgendwann.

Bürgermeister Florian König zeigt klar die Richtung an. © Marcus Schwetasch

Ein neuer Edeka-Markt in Neckarhausen steht weiter in den Sternen

Seit einem Jahr läuft der Teo-Laden in Neckarhausen, gehen Sie da auch gelegentlich einkaufen?

König: Ehrlicherweise sehr selten.

Aber Sie halten das Angebot für wertvoll, oder?

König: Ja, ich sehe das sehr positiv. Auch aus der Bevölkerung gibt es ausschließlich positive Rückmeldungen. Das ist etwas wirklich sehr Gutes. Ich selbst bin mobiler und kann auch an anderer Stelle in der Gemeinde einkaufen.

Was macht der geplante Edeka-Markt im Norden von Neckarhausen?

König: Das gestaltet sich schwierig. Es gibt zwei Probleme. Das erste sind die Naturschutzbehörden, die bei dem Standpunkt bleiben, dass es sich um eine Landschaftsschutzgebiet handelt. Sie nehmen keine Neubewertung vor, obwohl es hier bald eine Straße mit 25 000 Kraftfahrzeugen am Tag gibt.

Und das zweite?

König: Das zweite Problem sind die Umlandgemeinden, die den Abfluss von Kaufkraft befürchten.

Wie geht es jetzt weiter?

König: Wir haben ein Ingenieurbüro beauftragt, um das Ganze aus naturschutzrechtlicher Sicht zu begutachten. Außerdem bin ich im engen Austausch mit den Abgeordneten in Bund und Land.

Wie sollen die helfen?

König: Ich möchte die Behörden vom Schreibtisch wegholen und sie vor Ort bringen. Dann können sie nur zu dem Schluss kommen, dass das Gelände alles andere als ökologisch wertvoll ist. Für Edingen-Neckarhausen ist die neue Brücke im Gegensatz zu Seckenheim, Ilvesheim und Ladenburg kein Gewinn, weil sie unsere Fähre schädigt und den Verkehr nach Neckarhausen bringt. Dass man da der Gemeinde nicht einmal einen Supermarkt an dieser Stelle gönnt, halte ich für falsch.

Mobile Bäckerläden sorgen für Entspannung in Neckarhausen

Nach der Schließung des letzten Bäckers gibt es jetzt zwei fliegende Händler mit Backwaren in Neckarhausen. War das Ihre Initiative?

König: Tatsächlich ging der erste auf meine Initiative zurück. Die Hemberger-Schließung hat uns sehr getroffen. Wir konnten einen Bäcker aus Zuzenhausen begeistern. Das ist bei ihm dermaßen gut gelaufen, dass sich noch ein zweiter beworben hat. Jetzt kommen dienstags die Brotbuwe aus der Pfalz und donnerstags bietet der Mühlenbäcker aus Zuzenhausen seine Waren an. Vielleicht bekommen wir auch noch den Samstag und Sonntag hinzu.

Wie läuft es aus Ihrer Sicht mit dem Klimaschutz in der Gemeinde?

König: Ganz gut. Wir haben eine sehr engagierte Klimamanagerin. Auch die Klima-Initiative ist sehr lebendig. Es muss jedem klar sein, dass wir in Edingen-Neckarhausen nicht das Weltklima retten können, aber wo wir es können, leisten wir sehr gute Arbeit und einen Beitrag dazu.

Wie steht es um den European Energy Award?

König: Das ist dermaßen umfassend, dass wir mehr Personal bräuchten. Der Award ist ein gutes Werkzeug, aber das alleine reicht nicht aus. Ich brauche auch die Leute, die es bedienen. Auch für das Energiespar-Contracting gibt es sehr viel zu erledigen. Vielleicht sind wir nicht so schnell, aber wir tun, was wir können.

Und was machen Sie, wenn die MVV 2035 den Gashahn abdreht?

König: Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies alles sehr spekulativ, aber um trotzdem auf Ihre Frage zu antworten, falls die MVV wirklich den „Gashahn“ 2035 zudrehen würde, dann müsste – einfach gesagt – eben jemand anderes diesen Hahn wieder aufdrehen. Die MVV hat jetzt mit einem großen Donner den ersten Aufschlag gemacht und hat damit Ängste geschürt, die meiner Meinung momentan unbegründet sind.

Die Unterbringung von Geflüchteten bleibt eine große Aufgabe

Um die Flüchtlingsfrage ist es auffallend ruhig geworden. Ist das Problem der Unterbringung gelöst?

König: Nein, ich nehme das auch nicht so wahr. Wir mieten immer noch sehr viele Wohnungen an, um die Menschen unterzubringen. Die Wohnanlage Am Nussbaum ist ausgelastet. Es ist vielleicht ruhig, weil das Sozialamt und das Bündnis für Flüchtlingshilfe hier wirklich gute Arbeit leisten.

Sind alle Quoten erfüllt?

König: Wir haben noch ein Defizit, was aber nicht ungewöhnlich ist. Es ist überschaubar. Für das Jahr 2024 muss die Gemeinde noch neun Personen in die Anschlussunterbringung aufnehmen.

In Edingen-Südwest beginnt nächstes Jahr der Neubau von drei Familienhäusern. Wann geht es mit dem Projekt in Neckarhausen Nord los?

König: Das ist auch noch 2025 geplant. Ich denke, Ende des zweiten Quartals könnte es da losgehen. Das hängt auch vom Landratsamt ab, wie schnell da Baugenehmigungen erteilt werden.

Blick in den neuen Teo-Laden in Neckarhausen. © Marcus Schwetasch

Wie ist der Sachstand auf dem Gelände von Cooper-Standard in Neu-Edingen?

König: Da gibt es noch nichts, was man berichten könnte. Es laufen Planungsgespräche, aber bis zu einem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan wird es noch sehr lange dauern. Das sind mehr als neun Hektar Fläche, da muss sich der Gemeinderat einig sein. So ein Verfahren bindet viel Personalressourcen, und aktuell ist das Gelände ja auch noch gewerblich genutzt.

Und in der Hauptstraße, Ecke Grenzhöfer Straße in Edingen?

König: Da haben wir auch Pläne. Ich denke aber nicht, dass da schon 2025 gebaut werden kann. Wir sind in Verkaufsverhandlungen mit einem Investor, der das neu bebauen will. Die Nutzung soll eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe sein. Das Grundstück ist ortsprägend. Zudem haben wir so gut wie gar keinen Gehweg in der Grenzhöfer Straße. Auch das soll sich ändern.

Wo sehen Sie 2025 die größten Herausforderungen?

König: Ganz wichtig ist natürlich, dass wir die Haushaltskonsolidierung voranbringen, aber es gibt viele Herausforderungen von außen, angefangen bei der Flüchtlingsunterbringung. Die Bundestagswahl im Februar macht uns viel Arbeit. Das Jubiläumsjahr bringt zusätzliche Aufgaben mit sich.

Vorfreude auf das Jubiläumsjahr 2025 in Edingen-Neckarhausen ist groß

Worauf freuen Sie sich im Jubiläumsjahr am meisten?

König: Ich persönlich freue mich am meisten aufs Lichterfest. Das hatten wir vergangenes Jahr schon einmal, und deshalb wissen wir, dass es gut sein wird. Es gibt im Jubiläumsjahr aber mehrere Termine, auf die sich die Leute freuen können.

Zum Beispiel?

König: Es geht direkt am 1. Januar los. Traditionell macht der TVE einen Neujahrsumtrunk. Es gibt das Projekt 50 Wege, und das soll der erste Weg sein, vom Schloss Neckarhausen zum Rathaus Edingen. Der 3. und 4 . Mai ist dann der offizielle Geburtstag der Gemeinde.

Das Gewerbegebiet ist fertig. Glauben Sie noch an den Bau des Hilfeleistungszentrums in den Milben?

König: Ja, sonst würden wir den Planungswettbewerb nicht machen. Aber es ist eine unglaubliche Herausforderung für die Gemeinde. Erst nach Abschluss des Wettbewerbs wissen wir, um welche Summe es für die Gemeinde geht, die sie über Jahre hinweg stemmen müsste.

Was wünschen Sie sich und Ihren Bürgern für das Jahr 2025?

König: In diesen Zeiten ist das allerwichtigste Frieden. Und Gesundheit für alle. Wir müssen uns darauf besinnen, dass das die wichtigsten Dinge sind. Dahinter tritt alles Materielle zurück.

Blick auf die Werkshallen von Cooper Standard in Neu-Edingen. © Marcus Schwetasch

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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