Bildung

Edingen-Neckarhausen setzt auf private Musikschule

Ein jährlicher Zuschussbetrag von 150.000 Euro an die Musikschule der Stadt Mannheim war der Gemeinde Edingen zu teuer. Wie es jetzt weitergehen soll.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Was wäre eine Gemeinde ohne Musik? Das Bild entstand im Mai beim Krimi-Konzert der Musikvereinigung Neckarhausen. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Seit 25 Jahren in Walldorf, seit 17 Jahren in Dossenheim: Die private Musikschule Haley ist offenbar ein Erfolgsmodell. Davon will nun auch die Gemeinde Edingen-Neckarhausen profitieren. Weil ihr die Kooperation mit der Musikschule der Stadt Mannheim angesichts von 150.000 Euro jährlichen Zuschussbedarfs zu teuer wurde, hatte sie die Kooperation zum 30. April 2026 gekündigt. Nachdem der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig grünes Licht für Haley gegeben hat, sollen nun die Einzelheiten ausgehandelt werden.

Die wichtigsten Eckpunkte stehen aber bereits fest: Die Gemeinde stellt die notwendigen Räumlichkeiten zur Verfügung, die private Musikschule sorgt mit ihren Honorarlehrkräften für den Unterricht. Dabei soll der Umfang des Angebots weitgehend unverändert bleiben, ebenso die Höhe der Kursgebühren.

Harald Brett stellt dem Gemeinderat Edingen-Neckarhausen und der Öffentlichkeit seine private Musikschule Haley vor. © Hans-Jürgen Emmerich

Musikschule Haley ist auch für Erwachsene offen

Harald Brett, Inhaber der privaten Musikschule, stellte seine Einrichtung dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit vor. „Wir sind keine Jugendmusikschule, sondern eine für alle“, unterstrich Brett. Ungefähr 30 Prozent der Schüler seien Erwachsene. In Walldorf ging die Schule aus einem Musikverein hervor. Auch in Dossenheim war die örtliche Musikkapelle der Auslöser für eine Kooperation. „Sie wollte ihre Ausbildung neu aufstellen“, erläuterte Brett. Er verwies zudem auf zahlreiche Kooperationen mit Kindergärten und Schulen.

Harald Brett, Inhaber der privaten Musikschule Harley aus Walldorf. © Hans-Jürgen Emmerich

Die Palette der Instrumente ist groß. So werden in Dossenheim laut Brett aktuell Holz- und Blechbläser, Zupf- und Streichinstrumente sowie Schlagzeug, Klavier und Keyboard unterrichtet. Auch Gesang ist dabei, und zwar für Rock, Pop, Musical und Jazz. „Klassik ist einfach nicht so gefragt“, erklärt der Musikschulinhaber aus Erfahrung.

Schüler können jederzeit kostenlosen Probeunterricht nehmen und sich dann für eine vierwöchige Probezeit anmelden. Danach gilt jeweils eine Kündigungsfrist von vier Wochen zum Semesterende (31. März und 30. September).

Gebühren für die Schüler sollen weitgehend stabil bleiben

Die Gebühren entsprechen in etwa den bisherigen. Der Einzelunterricht mit 60 Minuten pro Woche kostet im Monat 153,30 Euro, in einer Vierergruppe sind es nur noch knapp 60 Euro. Für die Kleinsten in der musikalischen Früherziehung oder bei den Blockflötenspatzen kostet der Monat etwas mehr als 30 Euro. Neben den Jüngsten widmet sich die Musikschule auch den Ältesten. Musikgeragogik nennt sich die Fachdisziplin, die Musikpädagogik mit der Bildung und Förderung älterer Menschen verbindet. Ziel ist es, deren Wohlbefinden und die Lebensqualität durch musikalische Aktivitäten zu verbessern. Ein Angebot, das laut Brett in Altenheimen angesiedelt sein kann. „Unsere Lehrkräfte sind fast ausnahmslos freiberuflich tätig“, erklärte Brett. Es gibt eine feste Anzahl von Unterrichtseinheiten: „Wenn etwas ausfällt, erhalten die Schüler das Geld zurück.“

In der Fragerunde hakten die Fraktionen nach. Hannes Steffen Henn (CDU) wollte wissen, ob die bisherige Bläserklasse fortgeführt werden könne. „In dieser Form sicher nicht“, lautete die klare Antwort von Brett. Bürgermeister Florian König (CDU) hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass dies auch bei einer Fortsetzung der Kooperation mit Mannheim nicht möglich gewesen wäre. Der Grund seien die hohen Kosten für die Fahrt zum Unterricht. Auch die Gemeinde habe ein großes Interesse an der Fortführung der Bläserklasse, bekräftigte König.

Das Jugendblasorchester Windstärke 08 unter der Leitung von Laurance Mahady bei seinem Auftritt im Sommer 2024 im Schlosshof Neckarhausen. © Christoph Bluethner

Ob alle Instrumente unterrichtet werden könnten, wollte Henn weiter wissen. „Ich werde einen neuen Lehrerstamm aufbauen, da gibt es anfangs sicher Lücken“, räumte Brett ein. Fachkräfte seien schwer zu finden. Trotzdem gab er sich zuversichtlich: „Wenn wir im Frühjahr beginnen, dann sollte das Gros im Angebot sein.“ In Dossenheim würden heute mehr Instrumente angeboten als in Edingen-Neckarhausen. „Mir liegt etwas daran, dass das gut läuft, es soll eine gute Musikschule für den Ort sein“, versicherte der Inhaber. Eine Mindestschülerzahl für den Start gibt es nicht. „Ich könnte theoretisch auch mit zehn Schülern anfangen“, sagte Brett und fügte hinzu. „Gitarre und Klavier gehen immer. Notfalls zahle ich am Anfang drauf.“

Auf Nachfrage von Georg Koch von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) versicherte der Bürgermeister, die Türen nach Mannheim blieben weiter offen. Allerdings seien dort in nächster Zeit weitere Einsparungen zu erwarten. „Wir müssen die Komfortzone verlassen“, sagte König weiter.

Musik ist ein wunderschönes Hobby.
Andreas Daners Musiker und Gemeinderat von SPD/EBEN

„Wir haben jetzt ein klares Bild und können Zeichen setzen“, betonte Markus Schläfer (CDU). Seine Fraktion habe in der Vergangenheit immer wieder angeregt, die Kooperation mit Mannheim zu überdenken. „Die Fakten sind klar“, erklärte auch Georg Koch (UBL): „Wir sollten schnell agieren, um möglichst viele Leute mitzunehmen.“ Rolf Stahl von der Offenen Grünen Liste (OGL) signalisierte ebenfalls grünes Licht. Letztlich sei die Musikschule auch eine Kostenfrage: „Wir müssen sehen, wie es funktioniert.“ Andreas Daners (SPD/EBEN), selbst Musiker und Mitglied der Rockformation Dawedda, lobte die breite Aufstellung der Musikschule und deren Offenheit für Erwachsene: „Musik ist ein wunderschönes Hobby.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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