Der neue Kunstrasen im Sport- und Freizeitzentrum Edingen-Neckarhausen erhält vorerst keine eigene Einzäunung. Nach ausgiebiger und zum Teil kontroverser Diskussion hat der Gemeinderat einen entsprechenden Vorschlag von Bürgermeister Simon Michler abgelehnt. Nur Teile der CDU und die SPD stimmten dafür.
„Wir haben uns lange Zeit genommen und uns die Entscheidung im Sommer nicht leicht gemacht“, sagte Michler mit Blick auf die Vorgeschichte: „Wir wollen ja, dass die Menschen Sport machen können.“ Man habe mit Schildern, Appellen und verstärkten Kontrollen versucht, die unberechtigte Nutzung und Zweckentfremdung zu unterbinden, jedoch ohne durchgreifenden Erfolg. Die Vereine machten Druck, dass ein Zaun unumgänglich sei. „Wir sollten die 25 000 Euro investieren“, betonte Michler.
Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) nannte das Ganze „ein schwieriges Thema“. Man wolle im Prinzip keinen Zaun, denn dieser sei nur die Ultima Ratio. Was genau gemacht worden sei, wollte er wissen, und wer verantwortlich sei. Abends sei das Sportzentrum oft gar nicht abgeschlossen.
„Wir haben einen Hausmeisterpool“, antwortete Michler. Ein Flüchtling kümmere sich um Pflegearbeiten. Vereinsvertreter seien am häufigsten auf der Anlage. „Es ist niemand 24 Stunden da“, sagte der Bürgermeister. Der Gemeindevollzugsdienst schaue ab und zu vorbei. Schilder wiesen darauf hin, dass Kunstrasen und Laufbahn nur von Sportlern benutzt werden dürften.
Alexander Jakel (SPD) betonte: „Ein Zaun ist definitiv notwendig.“ Als Abteilungsleiter bei DJK-Fortuna habe er fast täglich die Probleme mitbekommen. „Das würde sich bessern, wenn jemand dauerhaft vor Ort wäre“, sagte Jakel. Es gehe dabei nicht nur um die Beschädigung des Platzes, sondern vor allem um Verletzungsgefahr für die Spieler. „Die Gesundheit der Fußballer liegt uns am Herzen.“
Schilder zu klein?
Rolf Stahl von der Offenen Grünen Liste (OGL) sagte, er hätte sich „präzisere Angaben“ von der Verwaltung und ein Nutzungskonzept gewünscht. „Es tut uns furchtbar weh, wenn Erwachsene nicht mehr auf die Laufbahn und Kinder nicht mehr auf den Sportplatz dürfen“, sagte Stahl. Die Schilder seien viel zu klein und gehörten auch an die Haupteingangstore. „Die Kleinfelder bleiben offen“, versicherte Michler. Bei den Kontrollen habe es „klare Ansagen“ gegeben, Bußgelder seien aber nicht verhängt worden. Der Hauptzaun, der angeblich Löcher aufweist, werde immer wieder geflickt.
„Der Kunstrasen wird unnötig verschlissen und zum Teil auch beschädigt“, erklärte Tobias Hertel (SPD). Teilweise werde mit Mopeds oder Rollern drübergefahren. Sogar Glasscherben habe er schon im neuen Kunstrasen gefunden und eingesammelt, berichtete er von einer erheblichen Verletzungsgefahr. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, müsse der Platz im kommenden Jahr vielleicht schon wieder für 500 000 Euro saniert werden.
Lukas Schöfer (CDU) beteuerte, man sei gegen eine Einzäunung: „Aber wir müssen den Platz schützen.“ Eine elektronische Schließanlage mit Transponder statt Schlüssel sei denkbar und solle geprüft werden. „Wer Sport machen will, kann den Platz nutzen, und wer registriert ist, wird kein Schindluder treiben“, glaubt Schöfer. „Die Idee ist gut, das ist aber sicher nicht ganz günstig“, antwortete Michler: „Da sind wir locker fünfstellig unterwegs.“ Trotzdem sicherte er eine Prüfung zu.
Florian König (CDU) erkundigte sich nach einer Videoüberwachung, deren Daten nur bei Bedarf ausgewertet werden müssten. Man habe zwei Angebote dafür eingeholt und Kosten von 42 000 Euro pro Jahr ermittelt, mit Aufschaltung an die Leitstelle vom Sicherheitsdienst. Eine reine Aufzeichnung reiche aus, entgegnete König: „Es geht nicht darum, dass man den Platz 24 Stunden überwacht.“ Schon das Vorhandensein von Kameras könne helfen.
Digitale Schließanlage
Nach einer längeren Sitzungsunterbrechung stellte Klaus Merkle (UBL) fest, man erkenne „keine ausreichenden Bemühungen“, das Problem zu lösen. Es sei „so gut wie nichts passiert“. Auch Lukas Schöfer (CDU) kritisierte die Verwaltung, die eigene Überlegungen hätte anstellen sollen. Außerdem wäre eine Erhebung der Nutzerzahlen hilfreich. „Momentan hilft nur der Zaun“, stellte er gleichwohl fest. Mit 13 Nein-Stimmen von UBL, OGL, Linke und Gabi Kapp (CDU) lehnte der Rat schließlich den Zaun zum jetzigen Zeitpunkt ab. „Hoffen wir, dass es keine weiteren Schäden gibt“, kommentierte Michler die Abstimmung und kündigte an: „Wir versuchen,das Ganze noch weiter zu optimieren.
In Ladenburg im Römerstadion gibt es seit 2013 eine digitale Schließanlage, nachdem es dort auch mehrfach zu Sachbeschädigungen gekommen war. Die Anlage ermöglicht es, auch Zugangstage und -zeiten zu regeln, wie die Pressesprecherin der Stadt, Nicole Hoffmann, auf Anfrage mitteilte.
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