Die Landwirte von Edingen-Neckarhausen lassen die Gemarkung aufblühen. Ab April werden an vielen Stellen in der Gemeinde Samenmischungen ausgesät, die wenig später ihre bunte Pracht entfalten. Was die Bauern schon lange tun, wollen sie jetzt mit Unterstützung von Bürgern weiter ausbauen. Paten können sich mit einem einmaligen Betrag von 90 Euro an den Kosten für 150 Quadratmeter blühende Wiese beteiligen.
„Uns geht es bei dieser Aktion nicht darum, Geld zu verdienen“, macht Ortslandwirt Georg Koch deutlich. Bereits im vergangenen Jahr hatten er und seine Kollegen auf einer Fläche von rund 15 Hektar die Samenmischungen ausgebracht. Für die Patenschaften sollten zwei bis drei Hektar dazukommen. Einige Paten haben bereits einen Vertrag unterzeichnet. Darin verpflichten sie sich zur Zahlung des Förderbetrages von 90 Euro. Die Landwirte wiederum stecken dieses Geld in zusätzliche Blühflächen. „Wir sind dankbar für jeden, der noch dazukommt“, betont Koch und hofft auf weitere Unterstützer: „Wer bis zum 20. März unterschreibt, kann bei der Aussaat Anfang April noch berücksichtigt werden.“
„Blühende Landschaft Süd“ heißt eines der Produkte, die hier ausgesät werden. Eine insektenfreundliche, mehrjährige Blühmischung aus über 50 einheimischen Wild- und Kulturpflanzen, die nach Angaben des Anbieters speziell für die Region Süddeutschland zusammengestellt wurde. Enthalten sind darin unter anderem Buchweizen, Borretsch, Sonnenblume, Kornblume, Färberkamille, Margerite, Wiesen-Salbei und Steinklee.
Imker sind mit im Boot
„Das ist eine Vielfalt an Pflanzen, die hier auch funktioniert“, erläutert Koch. Was auf den Wiesen wächst, dient Bienen, Insekten und Faltern als Nahrung. Imker haben die Bauern ebenfalls mit im Boot. Sie wollen in der Nähe der Blühflächen ihre Stöcke aufstellen, damit die Bienen Nektar für ihren Honig einsammeln können.
Die Aussaat dieser blühenden Pflanzen behandeln die Landwirte alles andere als stiefmütterlich, wie deren Sprecher betont. „Da ist Management gefragt“, erklärt Koch. Fachlich lassen sich er und mehrere seiner Kollegen dabei von Agrar-Ingenieur Tobias Pape vom Büro Grünweg beraten. „Der ökologische Effekt ist positiv“, unterstreicht er. Neben Insekten profitierten auch Vögel vom Nahrungsangebot auf den Wiesen. Die Patenschaftsaktion sei eine gute Gelegenheit, um Landwirtschaft und Verbraucher näher zusammenzubringen.
Dominik Eberle, der Bauamtsleiter der Gemeinde, beurteilt die Aktion „durchweg positiv“. Die blühenden Wiesen prägten das Ortsbild in der Feldflur. Für die Bürger biete eine Patenschaft die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Er wünsche sich, dass sich das Modell auf lange Sicht etabliere. „Letztlich ist das eine Art Abstimmung mit dem Geldbeutel“, ergänzt er.
Die Gemeinde selbst legt auch immer wieder Flächen an, die in erster Linie dem Naturschutz dienen. Im vergangenen Jahr passierte das mit Unterstützung des Programms „Natur nah dran“ unter anderem an der Brücke in Neckarhausen, im Ortskern von Edingen und auf einer größeren Fläche in Neu-Edingen (zusammen rund 800 Quadratmeter). In diesem Jahr folgen laut Eberle Flächen am Aserdamm in Neckarhausen und am Ortsausgang Edingen mit zusammen weiteren 800 Quadratmetern.
NABU will Dialog
Zurückhaltend fällt die Reaktion von Stefan Brendel vom örtlichen Naturschutzbund (NABU) aus. „Jeder Quadratmeter, der nicht mit Pestiziden behandelt wird, ist ein guter“, sagt er zwar. Ziel seines Verbandes sei aber eine flächendeckende ökologische Landwirtschaft. „Wir versuchen, im Dialog zu bleiben“, versichert Brendel. Zugleich lässt er keinen Zweifel daran, dass es aus seiner Sicht durchaus atmosphärische Störungen gibt: „Zuerst sollten die Landwirte ihre grünen Kreuze entfernen.“ Diese sind Teil einer deutschlandweiten Protestaktion der Bauern gegen die Agrarpolitik der EU. Mehr und mehr sehen sich die Landwirte nämlich durch Auflagen in ihrer Existenz bedroht.
Info: E-Mail: bauern-edingen-neckarhausen@gmx.de
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