Serie First Ladys - Martina Michler lebt sich mit Vergnügen in Edingen-Neckarhausen ein / Zur Arbeit täglich mit der "OEG"

Besuch in Plouguerneau hat den Lerneifer angeregt

Von 
Peter Jaschke
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Die aktuellen Sorgen der Milchbauern in Deutschland sind Martina Michler nicht fremd: Ihre Eltern haben bis zum Ruhestand in Stimpfach-Hörbühl im Kreis Schwäbisch Hall auch Milchkühe gehalten. "Ja, ich bin eine Landwirtstochter", sagt die frisch gebackene First Lady von Edingen-Neckarhausen durchaus stolz von sich. Die Liebe zum ländlichen Leben spürt sie nach wie vor in sich. Doch weder ihre beiden älteren Brüder noch sie selbst sahen in der Landwirtschaft die berufliche Zukunft. Die 1984 geborene Frau von Bürgermeister Simon Michler ist Diplom-Verwaltungswirtin.

"Mein Mann und ich haben uns an der Fachhochschule Ludwigsburg kennengelernt", erzählt sie im Wohnzimmer in Edingens Grenzhöfer Straße. Nachdem Simon Michler im Januar sein Amt angetreten hat, fand schon im März auch sie ihren neuen Arbeitsplatz: Beim Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis in Heidelberg ist sie im Ordnungsamt im Bereich des Flüchtlingswesens tätig. "Ich fühle mich da sehr wohl", erklärt Frau Michler. Sie und ihr Mann hätten früher in Aalen gegenüber einer Unterkunft für Flüchtlingsfamilien aller Nationalitäten gewohnt. "Wir waren positiv überrascht, und ich denke grundsätzlich, dass in Flüchtlingen viel Potenzial steckt und sie auch eine Chance für eine Gemeinde sein können."

Froh, nicht mehr zu pendeln

Zur Arbeit fährt Frau Michler täglich "mit der OEG", wie sie selbst sagt. Die Abkürzung für die frühere "Oberrheinische Eisenbahn-Gesellschaft" verwendet die First Lady wie die Eingesessenen, obwohl das Unternehmen längst Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) heißt. Ob OEG oder VRN: Frau Michler ist froh, nicht mehr zwischen ihrem neuen Wohnort und dem früheren Arbeitsplatz beim Landratsamt Ostalb-Kreis in Aalen pendeln zu müssen. Dass die "Frau Bürgermeister" beim Warten auf die Bahn oft angesprochen wird, stört sie nicht.

"Es gefällt uns gut hier"

Im dörflichen Umfeld aufgewachsen, ist ihr jegliche Anonymität fast völlig fremd. "Da kennt jeder jeden", sagt sie fröhlich und fügt hinzu: "Ich nutze jede Gelegenheit, die Gemeinde und ihre Einwohner kennenzulernen." Deshalb begleitet sie ihren Mann an den Wochenenden zu möglichst vielen öffentlichen Terminen. Man spürt: Da lebst sich jemand mit Vergnügen ein. "Es gefällt uns wirklich sehr gut hier: Das ist eine offene Gemeinde, die Menschen sind herzlich und können auch direkt sein, was ich aber gut finde", sagt die Frau aus dem Schwäbischen, wo man ja eher zurückhaltender ist als in der Kurpfalz.

Wie wichtig den Menschen in ihrer neuen Heimatgemeinde die "Jumelage" zu den bretonischen Partnern ist, hat sie beim Antrittsbesuch an der Seite ihres Mannes über Pfingsten in Plouguerneau festgestellt: "Es war kurz, aber spannend und intensiv", sagt sie und erinnert sich gerne unter anderem an den ältesten aus Stein gebauten Leuchtturm der Welt und an das Essen bei langjährigen Partnerschaftsfreunden: Dort hat sie zum ersten Mal im Leben Meerspinne (Frau Michler: "lecker") gegessen und beschlossen, ihr Französisch wieder aufzufrischen. "Die Freizeit kommt zurzeit leider ein bisschen kurz", räumt die frühere Hobbymusikerin ein. Auch zum Üben auf dem Saxofon kommt sie zurzeit kaum. Deshalb steht das Instrument in ihrem Elternhaus, das sie regelmäßig besucht. Wenn Frau Michler dazu kommt, geht sie gerne joggen wie ihr Mann. Über ihn hört man ja in Edingen-Neckarhausen und sogar in Nachbargemeinden (fast) nur Gutes.

Austausch mit ihrem Mann

Kann denn seine Frau auch mal etwas zu Schwächen sagen? Da lacht sie erneut, verrät aber nur, was auch als Kompliment durchgehen würde: "Er ist pragmatisch und faktenbezogen und sagt das Wichtigste in Kürze." Freilich tauscht sich das Ehepaar fachlich aus. "Wir kommen ja beide aus der Verwaltung", erklärt sie als selbstbewusste Frau. War oder ist auch ihr Karriereziel ein Bürgermeisterstuhl? "So direkt nicht, ich habe es aber nie ausgeschlossen und während des Wahlkampfs schon ein paarmal gedacht: Wie hätte ich das jetzt gemacht?"

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