Umwelt

Autofriedhof in Neu-Edingen steht vor der Räumung

Viele Jahre lang war der Autofriedhof in Neu-Edingen ein Schandfleck, ab dem heutigen Montag 2023 soll er endlich geräumt werden. Aber es gibt noch eine gewisse Unsicherheit

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Hans-Jürgen Emmerich
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So sah es auf dem Autofriedhof im April 2021 nach der Rodung aus, jetzt sollen die Wracks in Neu-Edingen endlich verschwinden. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Seit Jahren sorgt der Autofriedhof in Neu-Edingen für Ärger, jetzt könnte endlich Bewegung in die Angelegenheit kommen. Der neue Eigentümer hat die Schrottfahrzeuge versteigern lassen, deren Abtransport soll am Montag, 9. Januar, beginnen.

Vorausgegangen ist diesem Schritt eine jahrelange juristische Auseinandersetzung mit dem früheren Eigentümer des Geländes. Der Mannheimer Unternehmer Heinrich Niemöller hat knapp drei Viertel des Geländes bei einer Zwangsversteigerung 2019 erworben und ist seit Februar 2020 im Grundbuch als Eigentümer eingetragen.

Doch Eigentümer des Grundstücks zu sein, war nicht genug. Zwar gehörte ihm mit der Eintragung das Grundstück. Über die Autos und den Schrott, der sich darauf befindet, durfte allein der Alteigentümer verfügen. Zwar gelang es Niemöller, einen Räumungstitel gegen ihn zu erwirken, doch dieser wurde vom Landgericht Heidelberg auf Antrag des Vorbesitzers vorläufig gestoppt. Das juristische Tauziehen ging deshalb weiter.

Versteigerung fand statt

„Im März 2022 wurde uns klar, dass wir unserem Anwalt nicht mehr vertrauen können“, sagt Niemöller. Mit einer neuen Kanzlei, die auf Insolvenzverfahren spezialisiert ist, fand sich ein neuer Weg. Die Eigentümer der Schrottautos wurden unter Fristsetzung und Androhung der Versteigerung zur Räumung aufgefordert.

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Die Frist verstrich, ohne dass die Gegenseite reagiert habe. So kam es dann am 14. Dezember 2022 zur angedrohten Versteigerung. Für 3000 Euro gingen die Wracks an den Höchstbietenden, der zudem eine Sicherheitsleistung in Höhe von 20 000 Euro erbringen musste. Nun also sollen die 120 Altautos abgeholt werden. In einem zweiten Schritt muss Niemöller dann noch weitere Altlasten loswerden. Er spricht von 3000 Reifen, Metallschrott, Bauschutt Elektrogeräten wie Waschmaschinen und Trockner sowie Sondermüll.

Eigentümer erleichtert

„Ich bin ein Stück erleichtert ,weil es jetzt irgendwie weitergehen kann“, erklärt Niemöller. Bis Ende Februar soll die Räumung der Autos abgeschlossen sein. Danach geht es an den übrigen Schrott. „Erst danach planen wir konkret weiter“, lässt der Unternehmer wissen, der in den vergangenen Jahren zunehmend das Vertrauen in die Justiz verloren hat. Letztlich sind die Verfahren noch immer nicht abgeschlossen, neue Rechtsmittel der Gegenseite hält Niemöller für durchaus möglich.

Lange Zeit war das Grundstück an der Berliner Straße von Hecken überwuchert, eine Rodung hat Anfang 2021 das ganze Drama zu Tage gefördert: Auf dem rund 8000 Quadratmeter großen Areal rosten Autos vor sich hin, stapeln sich Reifen und Felgen. Ein Schandfleck, der auch im Gemeinderat mehrfach zur Sprache gekommen ist. Wegen der hier gelagerten Reifen und Autos hatten Gemeinde und Landratsamt mehrfach interveniert, denn die unsachgemäße Lagerung gefährdet die Umwelt. Die behördlichen Bemühungen blieben allerdings ohne durchgreifenden Erfolg.

Problematische Altlasten

Auch das muss der neue Eigentümer nun möglicherweise mit ausbaden. Weil im Laufe der Zeit Schmierstoffe, Öle und Flüssigkeiten aus den Autos ausgetreten sein können, wird das Areal als Verdachtsfläche geführt. Bevor hier etwas gebaut werden darf, muss nach Angaben des Bauamtes erst einmal der Untergrund untersucht werden.

Grundsätzlich ist ein Neubau auf dem Gelände aber möglich. Das einzige, was mit dem 2013 erneuerten Bebauungsplan schwierig werden könnte, ist großflächiger Einzelhandel. Daran hat Oldtimer-Liebhaber Niemöller aber überhaupt kein Interesse. Alles, was er in der Vergangenheit überlegt hat, dreht sich vor allem um alte Autos, deren Inhaber einen sicheren Stellplatz für ihren Schatz suchen oder Service benötigen.

„Unser Hauptgeschäft sind Oldtimer“, berichtet der Unternehmer, der 1972 im Alter von 22 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht hat und inzwischen über 70 ist. Für das Gelände hat er knapp eine Million Euro bezahlt. „Ein marktüblicher Preis“, wie er erklärt. Angesichts der mehrjährigen Auseinandersetzung vor Gerichten ist das alles andere als ein Schnäppchen.

Millionen-Projekt denkbar

Trotzdem hält der neue Eigentümer erst einmal an dem Objekt fest. Der Standort sei optimal, sagt er, unter anderem wegen des stark frequentierten Einkaufszentrums in der Nachbarschaft. Büros, Lager, Werkstatt und Abstellflächen für Oldtimer, all das könnte hier entstehen. Das Gebäude könnte 2400 Quadratmeter Grundfläche und zwölf Meter Höhe haben. Eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe, die man auch bei der Gemeinde gerne sehen würde. Die Investitionssumme bezifferte Niemöller Anfang 2022 bereits auf bis zu 15 Millionen Euro.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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