Sicherheit

Brandschutz: Was auf die Bürstädter Feuerwehren zukommt

Die neue Führungsspitze, Stadtbrandinspektor Sebastian Kaiser und sein Stellvertreter Manuel Hildebrandt, sehen die Wehren der Stadt gut aufgestellt. Trotzdem laufen die Vorbereitungen auf mögliche Blackouts

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Sandra Bollmann
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Haben den Brandschutz in Bürstadt und den Stadtteilen fest im Blick: Stadtbrandinspektor Sebastian Kaiser (r.) und sein Stellvertreter Manuel Hildebrandt. © Jutta Fellbaum

Bürstadt. Die beiden sehen absolut entspannt aus, obwohl sie eine Riesenaufgabe übernommen haben: Sebastian Kaiser ist neuer Stadtbrandinspektor (SBI) in Bürstadt, Manuel Hildebrandt sein Stellvertreter. „Wir sind hier ganz gut aufgestellt“, sind sich die beiden einig. Seit Ende April sind sie im Amt. Und machen den Job gerne, wie sie nachdrücklich bestätigen. Auch wenn sie immer wieder feststellen, was Kaisers Vorgänger Uwe Schwara so alles weggeschafft hat. „Das war schon einiges.“

Dabei haben alle Beteiligten den Wechsel möglichst gut vorbereitet - Kaiser ein Jahr lang als Stellvertretender Stadtbrandinspektor. „Wir haben ja darauf hingearbeitet“, bestätigt der neue Chef der Bürstädter Wehren. Mit Bedacht habe Schwara frühzeitig angekündigt, dass er sich zumindest von dieser Position verabschieden will. Der Feuerwehr bleibt er auf alle Fälle erhalten.

Personal ist großes Thema bei Feuerwehr Bürstadt

Und sein Nachfolger übernimmt den Job „nicht ungern“, wie er erklärt. „Eine Herausforderung“, findet er. Voraussetzung war für Sebastian Kaiser allerdings, dass seine Familie mitspielt. An Abenden wie diesen, nach Beruf und anschließender Dienstbesprechung im Stützpunkt, verbringt er gerade mal eine Stunde zu Hause. Manuel Hildebrandt nickt zustimmend. Als langjähriger Aktiver kennt er das Thema nur zu gut. Seit 2013 ist er Gerätewart und wird dringend gebraucht. Auch wenn die Stadt inzwischen einen Hauptamtlichen eingestellt hat - der sich allerdings schon wieder verabschiedet, weil er näher an seinem Wohnort arbeiten will.

Eines der Riesenthemen bei der Freiwilligen Feuerwehr: das Personal. „Ohne genügend Aktive bringt die beste Technik nichts“, stellt Manuel Hildebrand klar. Neue Mitglieder zu gewinnen, sei schwierig: Die meisten Aktiven kommen aus der Jugend, Quereinsteiger gibt es eher wenig. Obwohl der Aufruf an die Stadtverwaltung tatsächlich Wirkung gezeigt habe, wie die beiden mit einem Grinsen berichten: Die Einsatzabteilung hat tatsächlich Verstärkung bekommen.

Sebastian Kaiser

  • Sebastian Kaiser ist 36 und Bobstädter. Bei der BASF hat er Industriemechaniker gelernt, wechselte 2008 zur Berufsfeuerwehr Daimler.
  • Seit 2015 arbeitet er bei der Werksfeuerwehr der BASF in Lampertheim.
  • Mit zehn Jahren hat er bei der Jugendwehr in Bobstadt angefangen. Seit 2004 gehört er zur Einsatzabteilung. 2014 wird er Wehrführer in Bobstadt, das Amt will er allerdings bei den Wahlen nächstes Jahr abgeben.
  • 2022 wählen ihn die Kameraden zum Stellvertretenden Stadtbrandinspektor, seit 29. April ist er selbst Chef. 

Geblieben sind auf lange Sicht zwei Leute, allerdings sind die Wehren froh über jeden Neuzugang. Auch wenn die Situation in Bürstadt noch entspannt ist: Teilweise fehlten ganze Jahrgänge, macht Hildebrandt deutlich. „Die Jungen ziehen zum Studieren weg.“ Das Thema bezahlbarer Wohnraum spielt auch bei der Feuerwehr eine wichtige Rolle. Wer hier nichts findet, steht auch für die Einsatzabteilung nicht zur Verfügung. Bisher konnte der Nachwuchs noch alle Lücken füllen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den drei Wehren Bobstadt, Bürstadt und Riedrode macht sich ebenfalls bezahlt. „Die Jungen kennen sich alle“, berichten die beiden. Das Team funktioniert - immens wichtig für die großen Herausforderungen, die zurzeit für die Feuerwehren anstehen.

Problem Löschwasser

Vor allem das Thema Waldbrand ist hochaktuell, die Gefahr angesichts des trockenen Wetters wieder stark gestiegen, wie Sebastian Kaiser klarmacht. „Im Wald braucht man Wasser“, erklärt er. Abseits des Wasserwerks sind die Löschstellen spärlich gesät. Also müssen die Einsatzkräfte mit den Wassertanks auf den Fahrzeugen arbeiten. Und stehen auch mit den Landwirten in Kontakt, die zur Not mit Fässern aushelfen. Der spezielle Umgang mit „Vegetationsbränden“ sei Teil der Ausbildung, für die eine externe Firma nach Bürstadt kommt. Vor allem das „gezielte und effektive Löschen“ werde dabei trainiert, erläutert der Stadtbrandinspektor.

Schon wieder fast in Vergessenheit geraten ist das Thema Blackout. Für die Feuerwehren bleibt es allerdings brisant. Von Gasknappheit und Stromausfällen ist zwar kaum noch die Rede. Kaiser und Hildebrandt hält das Szenario allerdings ganz schön auf Trab. Wie den Kontakt zur Leitstelle halten, wenn es keinen Strom mehr gibt? Wo werden Dieselgeneratoren eingesetzt, um die nötige Energie zu produzieren? Wohin sollen sich die Bürger im Notfall wenden, und wie werden sie versorgt? „Das muss alles langfristig geplant werden“, macht der SBI klar. Alle drei Wehren müssen schließlich einsatzbereit bleiben, auch wenn ansonsten fast gar nichts mehr geht.

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Die Fahrzeugbeschaffung ist dagegen ein Dauerbrenner für die beiden Feuerwehrleute. „Wir hoffen auf den neuen Stromanhänger für die Jugendwehr in diesem Jahr“, drückt Sebastian Kaiser die Daumen. Die beiden Mannschaftstransporter in Bürstadt und Riedrode haben ebenfalls 25 bis 30 Jahre auf dem Buckel. Und dass das Teleskopmastfahrzeug 2026 ersetzt werden muss, steht schon länger fest. „Wir müssen weit vorausplanen“, das gelte auch für den Fuhrpark der Feuerwehr.

Es gibt also viel zu tun für die beiden neuen Chefs. Gelassen bleiben sie trotzdem. Die Absprachen funktionieren - mit der Stadt, aber auch untereinander. Jetzt gilt es noch, die Einsatzleitung neu zu sortieren und auch die Wehrführer mit ins Boot zu holen, wie Kaiser und Hildebrandt ankündigen. Aber auch das, versichern die beiden, dürfte kein Problem sein.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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