Natur

Unbekannte füllen Hornissennest in alla hopp!-Anlage mit Holzschnitzeln

Expertin Nicole König entfernt weiterhin die kugelrunden Gebilde der invasiven Art - besonders rasch nach einem Notarzteinsatz in Bürstadt.

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Corinna Busalt
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Dieses Nest hat Nicole König diese Woche in der Bürstädter Magnusstraße entfernt. © Heiko Reis

Bürstadt. Hornissenexpertin Nicole König hofft, dass die Bevölkerung weiterhin die Augen offen hält und sich meldet, wenn ein Nest der invasiven Insekten aus Asien entdeckt wird. So wie diese Woche, allerdings nach einem dramatischen Vorfall. „In der Gutenbergstraße wurde jemand gestochen – mit Notarzteinsatz und Behandlung im Krankenhaus“, erzählt sie. Das Nest in einer Tonne im Garten hat sie sich bereits angeschaut, auch um zu prüfen, dass es sich wirklich um die asiatische und nicht um die europäische Hornisse handelt. Sie will es schnellstmöglich beseitigen, damit nicht noch mehr passiert.

„Zum Glück kam in der alla-hopp!-Anlage niemand zu Schaden – bei den ganzen Kindern, die dort unterwegs sind!“ Denn auf dem Spielplatz war die 38-Jährige auf ein Erdnest gestoßen, das Unbekannte mit Holzschnitzeln gefüllt hatten. König hat es umgehend entfernt. Zur Bekämpfung habe dies jedenfalls nicht getaugt. „Die Insekten waren einfach geflüchtet. Sowohl die Königin als auch ein Großteil der Arbeiterinnen hatten darin gefehlt.“ Ganz in der Nähe bauten sich die Tiere ein neues Zuhause. König konnte es genau 120 Meter weiter unter einem Dach entfernen. „Es war noch klein – und wäre sicherlich bald viel größer geworden.“

Unter diesem Dach haben Asiatische Hornissen angefangen, ein neues Nest zu bauen. Es wäre in den kommenden Wochen weiter gewachsen. © Nicole König

Die ausgebildete Hornissenberaterin hofft, dass diese kleine Kugel auch wirklich zum Erdnest gehört – und nicht zu einem weiteren in der Nähe. Wobei ihr eins längst klar ist: „Ein Nest kommt selten allein.“ Immerhin hat die 38-Jährige in den vergangenen zwei Jahren bereits hunderte Nester entfernt, einige auch in Bürstadts Innenstadt. Gerade rund ums Rathaus vermutete sie schon lange weitere Nester, da sie seit vergangenem Sommer dort regelmäßig Asiatische Hornissen fliegen sieht.

Bis in ihren eigenen Garten kommen die Insekten, deshalb ist König überzeugt: „Es gibt auf jeden Fall noch mehr Nester zwischen Rathaus und Bahnhof in Bürstadt.“

Die Expertin warnt übrigens davor, sich selbst an das Entfernen zu wagen. Auch wenn der Einsatz von Fachleuten inzwischen Geld kostet. Denn das Regierungspräsidium (RP) zahlt nicht mehr dafür. Seit das Bundesumweltministerium die Asiatische Hornisse im Frühjahr als „weit verbreitet“ eingestuft hat, müssen die Nester nicht mehr überall sofort beseitigt werden - sondern erst nach Prüfung des Einzelfalls. Dafür ist nun die Untere Naturschutzbehörde im Heppenheimer Landratsamt zuständig – oder auch die Stadtverwaltung, sollte der Bevölkerung Gefahr drohen.

Im dicken Schutzanzug mit Helm, Brille und Handschuhen

Die Obere Naturschutzbehörde beim RP in Darmstadt bittet die Bevölkerung trotzdem darum, sie über das Online-Meldeportal über Nester zu informieren. Auch König betont: „Das ist sehr wichtig, um weitestgehend korrekte Nestzahlen zu bekommen und den Anstieg weiter dokumentieren zu können.“ Die 38-Jährige hofft immer noch, dass ein Umdenken stattfindet. Denn Stiche der Asiatischen Hornisse tun nicht nur sehr weh, sondern sind auch gefährlich – wie jetzt auch der Notarzteinsatz in Bürstadt zeigte.

König rückt den Nestern in einem speziellen und dicken Schutzanzug zu Leibe, der sie vor den aggressiven Insekten schützt. Diese seien nicht mit Wespen oder Bienen vergleichbar. Im Moment zieht die 38-Jährige nur abends oder früh am Morgen ihre Montur plus Helm, Schutzbrille und doppelten Handschuhen über, weil es tagsüber in der Hitze darin kaum auszuhalten ist.

Für König geht‘s beim Kampf gegen die Asiatische Hornisse nicht nur um den Schutz der Menschen, sondern auch die Artenvielfalt. Denn auf dem Speiseplan der „Vespa Velutina“, wie sie in der Fachsprache heißt, stehen einheimische Insekten. Schmetterlinge, Spinnen, Wespen und Bienen. „Da geht es um Artenvielfalt. Die Ausbreitung nicht zu stoppen, ist absolut der falsche Weg.“

Nicole König in ihrem Schutzanzug - den Helm hat sie abgenommen, da die Asiatischen Hornissen bereits betäubt sind. © Sebastian König

Link zum Melde-Portal des RP Darmstadt

Bürstädterin will weiter gegen die Asiatische Hornisse kämpfen

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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