Bürstadt. „Sport kann nicht alles lösen, doch oftmals kann Sport ein erster Schritt sein“, bringt es Rainer Uhrig, Jugendleiter des Jugendfördervereins (JFV) Bürstadt auf den Punkt. Gemeinsam mit Fares Abou Raed, ausgebildeter Integrationslotse der Stadt Bürstadt, absolvierte er erneut die Qualifikation zum „Sport-Coach“, einem Angebot aus dem Förderprogramm „Sport und Flüchtlinge“ der Hessischen Landesregierung. Gemeinsam mit dem Interkulturellen Büro sowie dem Quartiersbüro möchten sie Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam bewegen und vernetzen.
Rainer Uhrig ist von Anfang an bei diesem Programm dabei, welches 2016 zum ersten Mal von der Hessischen Landesregierung aufgesetzt wurde. Kurz danach kam Fares Abdou Raed dazu. Gemeinsam bilden sie ein Sport-Coach-Team. „Fares ist hier gut vernetzt, hat selbst eine Zuwanderungsgeschichte aus Syrien und ist ein wichtiger Ansprechpartner in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Art von Zugang kann ich alleine gar nicht leisten“, erklärte Rainer Uhrig, der wiederum die ganzen Kontakte zu den örtlichen und überörtlichen Sportvereinen und Verbänden hat. „Ein starkes Team“, findet Bürgermeisterin Bärbel Schader.
Sie lobt, dass sich die Vereine und gerade die Sportvereine beim Thema Integration schon sehr eingebracht hätten. Die Vereine in Bürstadt seien Herzstücke der Stadt. Hier könnten die Menschen am besten eingebunden und in Kontakt gebracht werden. „Über den Sport können wir Zugänge aufzeigen. Dieses Credo wird auch im Bildungs- und Sportcampus umgesetzt“, erklärte die Bürgermeisterin.
Deutsch im Fitness-Studio gelernt
Wie stabilisierend Sport sein kann, davon berichtete Fares Abou Raed. So habe er zwar einen Deutschkurs besucht; richtig Deutsch gelernt und Kontakte geknüpft habe er dann aber vor allem im Fitness-Studio. Hier sei er über den Sport mit anderen zusammengekommen, übte die deutsche Sprache und fühlte sich wohl im Kreis der Sportler. „Sprache ist der Schlüssel!“, meinte Fares Abou Raed.
Als Sport-Coaches wollen Uhrig und Abou Raed genau solche Erfahrungen ermöglichen und Menschen verbinden. Oliver Haberer vom Quartiersbüro betonte ebenfalls die wichtige Schnittstellenfunktion der Coaches zwischen Vereinen und Menschen. Das Quartiersbüro wird ebenso wie das Interkulturelle Büro die Aktivitäten der Sport-Coaches unterstützen.
Gemeinsam habe man schon einige Ideen gesammelt, so Haberer. „Zu den Herbstferienspielen wird es ein ‚Olympia Fußballturnier‘ der verschiedenen Nationen geben. Außerdem soll ein Lauftreff initiiert werden“, zählte Uhrig auf.
Die Beteiligten betonten, dass sie vermehrt Frauen mit ihren Angeboten ansprechen möchten. Hier gäbe es kulturell bedingt noch einige Hemmnisse. Mutter-Kind-Angebote und ein Fahrradtraining für Frauen seien erste Ideen. „Wünschenswert wäre es, wenn sich zukünftig auch Frauen als Sport-Coaches ausbilden ließen“, erklärte Bärbel Schader.
Die Bürgermeisterin überreichte den beiden Sport-Coaches zudem ihr Zertifikat, das sie für die Teilnahme an der Schulung der Sportjugend Hessen erworben hatten. Weil die Sport-Coaches in Bürstadt aktiv sind, erhält die Stadt vom Hessischen Innenministerium eine Förderung in Höhe von 10 800 Euro für Aktionen im Bereich „Sport und Flüchtlinge“.
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