Tierseuche

Schweinepest: Bürstädter Bauer sorgt sich um seine Ferkel

Der Johanneshof der Bürstädter Familie Bechtloff liegt 250 Meter von der Sperrzone entfernt. Dennoch wirkt sich die Afrikanische Schweinepest bereits auf den Betrieb aus, erläutert Markus Bechtloff

Von 
Sandra Bollmann
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Unser Archivbild zeigt Markus (l.) und Mark Bechtloff mit einem Ferkel. © Berno Nix

Bürstadt. Noch liegt der Hof der Familie Bechtloff außerhalb des Sicherheitsbereichs: Die B 47 gilt als Grenze, nördlich davon gelten strenge Regeln, damit sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) nicht weiter ausbreitet. „Das sind nicht einmal 250 Meter“, sagt Landwirt Markus Bechtloff. Viel ist das nicht. Wenn die Tierseuche seinen Hof erreicht, ist es erst mal vorbei mit der Schweinezucht. „So einen Bestand aufzubauen dauert Jahre.“ Die Schweinepest sorgt allerdings schon jetzt für deutlich Probleme.

Auf dem Johanneshof im Süden von Bürstadt hält die Familie 1300 Schweine. „Ja, wir sind für unsere Region relativ groß“, sagt Markus Bechtloff - allerdings kein Vergleich zu den riesigen Anlagen in Norddeutschland mit Zehntausenden von Tieren. Im Kreis Bergstraße sind die Bechtloffs die einzigen Ferkelerzeuger, berichtet er - abgesehen von Höfen mit ein, zwei Muttersauen, die ab und an Junge werfen.

Kein Tier darf wegen Schweinepest eingeführt werden

Der Johanneshof beliefert zwar mehrere Metzgereien in der Nähe. Der Großteil der Ferkel geht aber zur weiteren Aufzucht in den Kreis Groß-Gerau - „normalerweise“, schränkt der Landwirt ein. Wegen der Schweinepest darf dort zurzeit kein Tier eingeführt werden. Bei Betrieben in Stockstand und Biebesheim am Rhein hat es nachweisliche Fälle gegeben. Wie das hessische Landwirtschaftsministerium am Dienstag mitteilt, sind inzwischen vier Betriebe im Kreis Groß-Gerau betroffen. „Unsere Abnehmer liegen in der Restriktionszone und sind gesperrt“, berichtet Bechtloff. Ohnehin habe die Nachfrage nachgelassen. „Wir sind zu nah an der Grenze“, macht der Landwirt deutlich. Also bleiben seine Ferkel erst einmal zu Hause.

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Dabei passen die Bechtloffs ganz genau auf, dass sie keine Erreger in ihre Ställe tragen. „Bei einem Betrieb unserer Größe gelten grundsätzlich die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie in der Restriktionszone.“ Die gesamte Fläche muss eingezäunt sein, abends werden die Tore zugesperrt. Der Wald und damit auch die Wildschweine sind nicht weit entfernt. „Die laufen kilometerweit“, weiß Bechtloff. Also geht es gar nicht ohne stabilen Zaun. Nach den Fahrten zum Metzger wird alles gründlich desinfiziert, was Keime einschleppen könnte, vom Hänger bis zu den Gummistiefeln.

Zurzeit ist der Hof ohnehin komplett abgesperrt, Besuche sind nicht erlaubt. Deswegen ist lediglich ein Telefongespräch mit unserer Redaktion möglich, ein Fotograf darf den Betrieb nicht betreten. „Wir halten die Maßnahmen streng ein. Etwas anderes können wir uns nicht erlauben.“ Sobald ein Tier an ASP erkrankt, müssen alle Schweine auf dem Hof getötet werden. Zwar gibt es in der Regel Entschädigungen. Trotzdem wäre es ein herber Schlag für die Familie.

„Das wäre schlimm“, sagt Markus Bechtloff. Sein Vater hat die Ferkelerzeugung aufgebaut. Er selbst hätte sie vielleicht schon aufgegeben. „Aber für meinen Sohn habe ich weitergemacht.“ Sein Großer ist inzwischen 24 Jahre alt, ebenfalls gelernter Landwirt und begeisterter Schweinebauer, erzählt Bechtloff.

Opa und Enkelsohn sind von den Schweinen begeistert

„Er kümmert sich um die Tiere und will das auch in Zukunft weitermachen.“ Der Jüngere ist gerade mitten in der Ausbildung zum Landwirt und bewirtet mit seinem Vater vor allem die Äcker mit Getreide, Buschbohnen und Zwiebeln. „Wir sind Einzelkämpfer“, sagt Bechtloff - und meint damit die vier Männer in der Familie. Angestellte haben sie nicht, sondern stemmen den Betrieb zu viert. Anders können sie sich das gar nicht vorstellen. In der Region hat der Johanneshof einen ausgezeichneten Namen. Wenn die Schweinepest eines der Tiere befallen würde, wäre damit für die nächsten Jahre Schluss. „Die Kundschaft ist dann weg“, weiß Markus Bechtloff. „Und die kommt so schnell nicht wieder.“

So richtig Freude macht die Arbeit gerade nicht. „Die Angst ist da“, sagt der Landwirt. Aber auch schon vor der Schweinepest war die Ferkelzucht keine einfache Aufgabe. Die Futterkosten steigen, die Fleischpreise sinken - und das stetig und seit Jahren. „Aber wer hat’s schon leicht“, sagt Bechtloff. „Und wenn es gar keinen Spaß mehr machen würde, hätten wir schon längst keine Schweine mehr.“

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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