Bürstadt

Sainäwwel können auch im November nicht zurück auf die Bühne

Mundart-Theatergruppe muss Pläne für die nächste Spielzeit wieder stoppen. Bürgerhaus in Riedode steht das gesamte Jahr nicht zur Verfügung. Suche nach neuer Spielstätte läuft

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Sandra Bollmann
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„Endschdadsjon Booschdadd“ – für die Sainäwwel mit ihrer Vorsitzenden Gabi Schäfer-Bauer (2.v.l.) ein großer Erfolg. Wie es weitergeht, ist ungewiss. © Berno Nix

Das neue Stück ist längst gefunden, die Mannschaft steht bereit – und dennoch liegen bei den Bürstädter Sainäwwel wieder alle Pläne auf Eis: Die Bürstädter Mundart-Theatertruppe muss die nächste Spielzeit einmal mehr verschieben. Eigentlich wollten sie im November loslegen. Das Bürgerhaus in Riedrode steht dann aber als Spielstätte immer noch nicht zur Verfügung, wie die Stadt nun mitteilt: Mindestens bis zum Jahresende sei hier kein Spielbetrieb möglich.

Zurzeit wird das Bürgerhaus als Ausweichquartier für die Villa Kunterbunt gebraucht. Im Sommer ist in der Kita Schimmel aufgetaucht, also mussten die Gruppen dringend ausziehen. Bis das Gebäude in der Geschwister-Scholl-Straße wieder in Ordnung gebracht ist, will die Stadt Container auf dem Freizeitkickergelände bereitstellen. Ursprünglich hatten die Sainäwwel – und viele andere Vereine auch – damit gerechnet, dass ihnen das Bürgerhaus im Herbst wieder zur Verfügung steht. Daraus wir nun allerdings nichts.

Bereits im vergangenen Herbst hatte sich das Führungsteam mit Gabi Schäfer-Bauer als erste und Simone Kipfstuhl als zweite Vorsitzende schweren Herzens entschlossen, die Spielzeit vom März in den November zu verlegen. „Dass die Sainäwwel nun erneut keine Spielstätte in Riedrode haben, ist eine Hiobsbotschaft, die sämtliche Mitglieder der Theatertruppe nahe an die Verzweiflung gebracht hat“, stellt die Theatergruppe fest.

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Dabei hatte bereits die Corona-Pandemie Kraft gekostet, wie Gabi Schäfer-Bauer berichtet. Nach drei Jahren Pause starteten die Sainäwwel mit „Endschdadsjon Booschdadd“ dann furios durch. Für die nächste Saison war schon das Stück ausgesucht, viele Texte bereits in schönstem Bäschdedda Dialekt umgeschrieben. „Wir haben einige neue Leute gefunden, die endlich loslegen wollen“, macht die Vorsitzende deutlich. Mit den Proben zu starten, mache aber nur Sinn, wenn auch eine Spielstätte zur Verfügung steht. „Klar, sind wir traurig und frustriert“, bestätigt die Sainäwwel-Chefin. Trotzdem wollen die Schauspieler die Hoffnung auf gar keinen Fall aufgeben. „Natürlich macht man sich jetzt auf die Suche nach Alternativen und ist für Ideen dankbar“, macht die Theatergruppe deutlich. „Mit möglichen Spielstätten ist Bürstadt leider nicht besonders reich gesegnet.“ Die Mindestanforderung: genug Platz im Saal und eine Bühne, auf der alles so stehen bleiben kann, wie es ist. „Wir müssen halt in den Kulissen proben“, macht Schäfer-Bauer deutlich. Die spielen nämlich bei den turbulenten Aufführungen nicht selten eine wichtige Rolle. Türen beispielsweise: Sie müssen sich zum exakt richtigen Zeitpunkt öffnen und schließen, wenn es auf der Bühne rund geht. Und das will gut geprobt sein.

Dennoch verfolgen die Sainäwwel ihre Suche weiter – nicht nur in Bürstadt, sondern in der gesamten Region. „Auch in Lampertheim haben wir angefragt“, berichtet die Vorsitzende. Allerdings sollte die Ersatz-Spielstätte nicht allzu weit weg sein. „Zu den Proben nach Mannheim zu fahren, macht keinen Sinn.“ Vorsorglich hat Gabi Schäfer-Bauer in Sachen Riedroder Bürgerhaus gleich zwei Reservierungen fürs Jahr 2025 losgeschickt: eine fürs Frühjahr und eine für den November. „Die Termine liegen der Stadt vor. Bestätigt sind sie aber noch nicht“, sagt sie.

Auf jeden Fall will die Truppe so schnell wie möglich zurück auf die Bühne. Zumal es da noch den finanziellen Aspekt gibt: Während der Corona-Zeit wurde ein Großteil der Reserven aufgebraucht. „An Spenden, die den Sainäwweln sehr am Herzen liegen, ist daher auch keinesfalls zu denken“, machen die Schauspieler klar. Drei Jahre keine Einnahmen – und dennoch laufende Kosten wie Gema-Gebühren und die Miete für den kleinen Pfarrsaal, der für Treffen gebraucht wird, weiter. All das hat ein Loch in die Vereinskasse gerissen. Trotzdem: „Unterkriegen lassen ist keine Option“, machen die Sainäwwel deutlich – und zitieren Winston Churchill: „Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.“

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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