Bürstadt. Um 13.05 Uhr stand es auf der Facebook-Seite der Stadt Bürstadt: Der Umzug findet statt. Zuvor hatten sich die Fragen hierzu in den Netzwerken gehäuft, vor allem nachdem die großen Umzüge in den Hochburgen aufgrund der stürmischen Wetterlage abgesagt worden waren. Bei einem Treffen der Verantwortlichen des Umzuges wurde dann die Entscheidung getroffen. Der Fastnachtsumzug in Bürstadt, unter dem Motto „Die Zeit steht nicht still, Bürstadt sich verändern will“, wird wie geplant durchgeführt.
Pünktlich um 14.11 Uhr setzte sich der mit 104 Nummern bestückte Umzug in Bewegung. Die Teilnehmer wurden darauf aufmerksam gemacht, dass alle höheren Aufbauten aufgrund des starken Windes nicht eingesetzt werden durften. Die Sainäwwelskätt, die den Umzug traditionell anführte, machte sich auf dem ersten Wagen vom TV Bürstadt den auch klein und saß brav mit ihrem Anhang vorne auf dem Wagen.
Die Verantwortlichen taten gut daran, den Umzug laufen zu lassen. In den Straßenfluchten blies zwar ab und an ein starker Wind, doch größtenteils war der Umzug hier geschützt. Auch die Masse an Besucher zeigte, dass die gefühlte Gefahrenlage die Narren nicht abschreckte, denn die Gehwege füllten sich mit zahlreichen verkleideten Zuschauern. Rund 10 000 säumten den Zugweg durch die Bürstädter Innenstadt, etwas weniger als sonst, wie Zugmarschall Jens Beilstein auf Nachfrage erklärte. Aber er war dennoch sehr zufrieden mit dem Zuspruch. Und auch die Polizei und die Ordnungskräfte hatten während des Umzugs nach seiner Auskunft nur einige kleinere Einsätze, weil der eine oder andere bereits zu viel getrunken hatte.
Gespannt warteten alle auf das bunte Umzugsaufgebot. Dabei gab es nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel aufzusammeln. Es wurden aus vollen Händen Süßigkeiten und Nützliches für den Haushalt geworfen. Die Vereine präsentieren sich mit ihren Formationen und Abteilungen. Manche liefen winkend und Helau rufend mit, andere zeigten akrobatische Figuren, wie die Cheerleader vom TV Bürstadt oder Tanzeinlagen, wie die Nachwuchsgruppen vom Dance Point Limburg oder die Stadtgarde Biblis.
Faszinierend war oftmals die Vielzahl an Gruppen aus einem Verein, alle in gleichen Uniformen oder anderen synchronen Textilien. Das machte optisch einiges her und zeigte gerade im Bereich karnevalistischer Vereine: Die Fastnacht lebt! Gut war zudem, dass mit der Katholischen Kirchenmusik, dem Fanfarenzug der Feuerwehr Lorsch und dem Musikzug der Feuerwehren aus Bürstadt und Hofheim drei Kapellen den Umzug begleiteten. Zwar gab es auf jedem Wagen laute Musik, doch die Livemusik begeisterte die Zuschauer einfach mehr und sorgte für Fastnachtsemotionen.
Farbenfrohe Wagen und Gruppen
Viele der teilnehmenden Wagen waren mit dem Vereinsmotto geschmückt und aufwendig dekoriert. So der Wagen der Gruppe Water-Clube-Rieme, der zu Super Mario World umfunktioniert wurde. Dahinter liefen kleine Drachengestalten mit Boxhandschuhen. Den Nibelungendrachen in Schwarz mit orangenen Flügeln brachten passender Weise die Black Dragon Fighters mit Und dahinter fuhren die Brunnebutzer aus Riedrode – mit ihrem eigenen Brunnen nebst Turm. Die holde männliche Maid thronte allerdings nicht auf dem Turm. Wetterbedingt saß sie mit Waschbär-Maskottchen „Butzi“ im Brunnen. Eine übergroße Narrenfigur zeigte sich bei der Kindertagesstätte St. Peter nebst Familienzentrum..
Das Umzugsmotto „Die Zeit steht nicht still, Bürstadt sich verändern will“, griffen einige Teilnehmer auf. Der Judoverein Samurai widmete sich den vielen Kreiseln im Ort und der SV Vorwärts Bobstadt machte an seinem Wagen mit einem Plakat klar, dass im Zuge der Stadtentwicklung „Bobstadt sich auch verändern will!“. Seinen eigenen Umbau präsentierte der HCV Bürstadt, der erklärte: „Wir HCVler werden immer mehr, jetzt muss an unser Heim ein Anbau her“. Die TSG Bürstadt nahm die Entwicklungen in Bürstadt sportlich und zeigten beim Umzug an: „Die Zeit rennt, wir rennen mit“. Der MGV Sängerlust Bürstadt setzte noch einen drauf. „Kreisel, Campus, alla hopp – ein Flughafen für Bürstadt, das wäre top!“, war hier zu lesen. Und die Sängerlust baute ihren „Bürstädter Airport“ nebst Flughafentower und Flugzeug auf den Wagen. Ein sehr gelungener Beitrag Umzug, ein Motivwagen im wahrsten Sinne. Bei der anschließenden Verlosung auf dem Fastnachtsmarkt gewannen allerdings die Sackschdoahogger den ersten Preis vor den Kerweborsch aus Bobstadt und dem Pfeil- und Bogenclub. Hier durften allerdings alle Vereine teilnehmen, nicht nur die, die das Motto umgesetzt hatten. „Wir haben das kurzfristig beschlossen, weil wir die Umzugsteilnahme für alle attraktiv machen wollen“, sagte Beilstein. Was die Umsetzung des Mottos anging, war dies aus seiner Sicht der Sängerlust am besten gelungen. „Aber wir haben inzwischen ja keine Jury mehr“, merkte er an.
Dank der vielen Bürstädter Vereine und Teilnehmer aus der Region konnte der Umzug sich wirklich sehen lassen. Wer sich gleich am Zuganfang als Zuschauer hinstellte, bekam gut 80 Minuten etwas geboten, bis zum Streckenende dauerte der Umzug über zwei Stunden. Während dieser Zeit war Feiern und Spaß haben angesagt. Darüber freute sich natürlich auch das Stadtprinzenpaar Sabine III. und Michael II., das mit seinen Kindern teilnahm.
Nach dem Umzug zog es gerade die Familien zurück nach Hause, denn der Wind wurde wieder etwas stärker. Die meisten Besucher bleiben aber noch in Bürstadt und sammelten sich am Marktplatz, wo die Party auf dem Fastnachtsmarkt noch bis in die Nacht hinein weitergehen konnte.
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