Bobstadt. Kerwe in Bobstadt - früher hieß das Feiern auf dem Platz vor dem Kriegerdenkmal, das gemeinsame Aufhängen des Kerwekranzes und viele Runden Karussell fahren. Daran kann sich jedoch kaum noch ein Bobstädter erinnern. "Das war lange vor meiner Zeit", sagt auch Jürgen Blodt, Vorsitzender der Gewerbevereinigung. Darüber, dass das nicht so bleiben soll, sind sich Gewerbevereinigung, Ortsvorsteher Hans-Georg Gött und Feuerwehr Bobstadt einig. Die Ideen zur konkreten Umsetzung einer gemeinsamen großen Kerwe gehen aber weit auseinander. An diesem Wochenende wird wieder "nur" bei der Feuerwehr gefeiert.
Die Gewerbevereinigung träumt von einer Wiederbelebung alter Traditionen im Zuge der Dorferneuerung. "Erneuern heißt nicht, alles neu machen", betont Jürgen Blodt. Die Kirchweih sei immer im Ortszentrum gefeiert worden, erst vor dem Kriegerdenkmal, dann in den Gaststätten "Sonne" und "Zur Traube". Dort stellt sich die Gewerbevereinigung auch in Zukunft die Kerwe vor. Nach einem wenig erfolgreichen Wiederbelebungsversuch im Jahr 2009 haben jedoch sämtliche beteiligten Vereine das Interesse an dem Projekt verloren. Im vergangenen Jahr versuchte der ehemalige Ortsvorsteher Ewald Stumpf noch einmal für die Idee zu werben und hängte in Eigeninitiative einen Kerwekranz vor der "Traube" auf - ohne Erfolg. "In diesem Jahr gab es überhaupt keine Gespräche mit den Vereinen", sagt Blodt enttäuscht. Das Projekt "Bobstädter Kerwe" ist erst mal gescheitert.
Aus Sicht des Gewerbevereins ist das schwer zu verstehen. "Wir hätten die Kosten für das Zelt inklusive Auf- und Abbau übernommen", sagt Blodt mit Blick auf das schlagkräftigste Argument der Vereine gegen ein Kirchweihfest: akuter Helfermangel. Gerade dieses Problem lasse sich aber mit finanzieller Unterstützung allein nicht beseitigen, meint Ortsvorsteher Hans-Georg Gött.
Die Feuerwehr kann den ganzen Wirbel derweil nicht verstehen. Schließlich gibt es schon seit drei Jahren eine Bobstädter Kerwe - nur eben auf dem Gelände der Brandschützer statt im Ortskern. Auslöser für die Umsiedlung war die Kritik der Interessengemeinschaft Kerwe aus Fußball-, Turn- und Gesangverein an der Jugend-Disco der Feuerwehr. Das Ausrichten einer Disco auf dem eigenen Gelände und das Mitfeiern im Ortszentrum am folgenden Tag "war aber irgendwann nicht mehr drin", sagt Feuerwehrpressewart Rupert Getrost.
Die Kerwe überlebte das Ausscheiden der Feuerwehr nicht: Die restlichen Vereine gaben auf. "Da haben wir gedacht, bevor gar nichts mehr ist, machen wir es bei uns", sagt Getrost. Die Brandschützer haben einen Kerwekranz gekauft, Feuerwehrmann Sebastian Kaiser zum Kerwevadder erkoren und locken am kommenden Wochenende schon zum dritten Mal mit einem bunten Programm Kinder, Musikfreunde und Feierlustige an.
Für die Brandschützer ist das Thema Kerwe geklärt. "Wir werden bei keinem Projekt mehr mitmachen", wehrt Getrost neue Ideen der Gewerbevereinigung ab. Die spendet nun das Geld, das sie eigentlich einer Kerwe im Ortszentrum widmen wollte, passend zur Beerdigung ihrer Pläne für die neue Friedhofs-orgel. Dazu macht die Vereinigung ein Fässchen Freibier auf. "Wir sind ein bisschen traurig, dass wir keine Kerwe im Ort mehr hinkriegen", sagt Blodt.
Als Kompromiss denkt Ortsvorsteher Gött an eine Öffnung der Vereinshäuser von den Feuerwehrnachbarn Turn- und Fußballverein. "Da müssen die Vereine nicht so viel einbringen, können aber finanziell profitieren", überlegt Gött. "Ich will mich mit den Vereinen zusammensetzen", verspricht der Ortsvorsteher und hat zumindest in diesem Punkt die Gewerbevereinigung auf seiner Seite: "Da wären wir auf jeden Fall dabei", sagt Blodt.
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