Bürstadt. Das 40-jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Bürstadt und Krieglach wurde im Mai 2014 in Österreich gefeiert. Jetzt traf eine Delegation aus Krieglach in Bürstadt ein, um das 50-jährige Bestehen der Zusammenarbeit zu feiern. Beim Partnerschaftsabend im großen Saal des Bürgerhauses betonte Bürgermeisterin Bärbel Schader die guten und gewachsenen Beziehungen zwischen der Stadt im hessischen Ried und der Marktgemeinde in der Steiermark. Ebenso wie ihre Amtskollegin Regina Schrittwieser kündige sie an, die Freundschaft weiter vertiefen zu wollen und dabei vor allem auch die bürgerschaftliche und die Vereinseben im Blick zu haben.
Beziehungen können nur von unten nach oben wachsen
Man könne Europa nicht von oben nach unten verändern, sagte Schrittwieser, die 2003 ins Rathaus eingezogen war. „Die Beziehungen zwischen den Ländern können nur von unten nach oben wachsen.“ Die Städtepartnerschaft sei ein Beweis dafür, wie man auf persönlicher und privater Ebene Staatsgrenzen überwinden und neue Perspektiven eröffnen könne. Zwischenmenschliche Beziehungen seien das Rückgrat für die Zukunft Europas, so die 64-Jährige in ihrer Rede, die sie - ebenso wie jene der Bürstädter Kollegin - mit den Worten von Peter Rosegger abgeschlossen hat. Der Volksschriftsteller und Poet hat von 1877 bis zu seinem Tod im Jahr 1918 in Krieglach gelebt. Sein Landhaus ist heute ein Museum. In Bürstadt ist eine Straße nach ihm benannt.
„Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit. Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid“, zitierte Barbara Schader ein Friedensgedicht. Auch die Kontakte zwischen den beiden Orten sei ein lebendiges Beispiel dafür, wie Menschen durch enge Zusammenarbeit und Solidarität Brücken bauen und so geografische und kulturelle Grenzen überwinden können.
Bei aller Retrospektive und Stolz auf das bisher Erreichte gehe es nun darum, die Beziehungen weiter blühen zu lassen,.„Solche Partnerschaften werden künftig noch stärker als bisher die Pfeiler des gegenseitigen Verstehens werden“, so Schader.
Unter den Gästen im Saal waren unter anderen die ehemaligen Bürgermeister Horst Strecker und Alfons Haag sowie Ehrenbürger Walter Wiedemann, der auch als ehrenamtlicher Erster Stadtrat über mehr als 25 Jahre die Partnerschaft in der ersten Reihe begleitet hat. Auch Mitglieder aus der Gemeindevertretung Krieglach gehörten zur Delegation, die bei einer Stadtführung am Nachmittag das moderne ebenso wie das historische Bürstadt kennengelernt hat. Regina Schrittwieser bedankte sich für die herzliche Gastfreundschaft. Die Politik könne für solche Verbindungen immer nur die Rahmenbedingungen schaffen - mit Leben erfüllt würden sie ausschließlich durch die Menschen selbst.
Chor aus Krieglach musiziert mit der Harmonie und der KKM
Der Chor Krieglach Vocal unter der Leitung von Stefan Rapp bereicherte den musikalischen Teil des Festabends, an dem auch die Katholische Kirchenmusik Bürstadt und der MGV Harmonie mit seinem Ensemble Inspiration unter dem Dirigat von Thomas Adelbergereinen Auftritt hatte. „Diese traditionsreichen Ensembles sollten uns anspornen, noch viele Jahrzehnte weiter zu machen“, so Regina Schrittwieser.
Auch in Bürstadt sei der Gedanke gewachsen, durch eine Partnerschaft zum Frieden beizutragen, erinnerte Schader an die Anfänge der Partnerschaft. Bereits in den 1960er Jahren hatte der damalige Bürgermeister Karl Druckenbrod erste Kontakte nach Krieglach hergestellt. Was als Urlaubsreise begann, führte zu Begegnungen mit dem Singkreis des Ortes, mit dem sich der Kirchenmusiker und Organist schnell angefreundet hatte, so Schader. An Pfingsten 1971 besuchten die Sängerinnen und Sänger den Kirchenchor St. Michael in Bürstadt. Wenig später verkündeten die Gemeindegremien im Mürztal die Absicht, dass aus den ersten Kontakten eine dauerhafte Beziehung werden möge: als kultureller, wirtschaftlicher und vor allem auch menschlicher Austausch. Am 27. September 1972 gab die Stadtverordnetenversammlung grünes Licht für eine Partnerschaft mit der Marktgemeinde in Österreich, die heute rund 5400 Einwohner zählt.
Am 14. September 1974 wurden die offiziellen Partnerschaftsurkunden im Krieglacher Volkshaus im Rahmen einer feierlichen Gemeinderatssitzung unterzeichnet. „Auf immerwährende Zeiten“, heißt es darin. Im April 1975 wurde die Urkunde auch in Bürstadt besiegelt. Schader kommentierte es als besonders naheliegend, dass die Freundschaft auf der Basis der Musik entstanden ist. Musik habe die Kraft, Emotionen zu wecken, Erinnerungen zu schaffen und Menschen auf buchstäblich harmonische Weise zueinander zu bringen. „Kommt, lasst uns fahren“, lautete der Geist der Menschen, die sich regelmäßig zu den Freunden aufgemacht haben und dies noch immer tun. Viele Bürger auf beiden Seiten der Grenze hätten an diesem soliden Fundament mitgearbeitet. „Es ist eine Bindung von Herz zu Herz“, so Schader.
Wurde der Abend mit dem „Böhmischen Traum“ von der Bürstädter Kirchenmusik eröffnet, so standen zum Finale des offiziellen Teils das Orchester und der Krieglacher Chor als musikalischer Schulterschluss gemeinsam auf der Bühne. Mit einem Glasobjekt zur Erinnerung an das Jubiläums-Treffen wurden abschließend Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um die Partnerschaft verdient gemacht haben: die Familien Horst Strecker, Alfons Haag, Rudolf Pumm, Johann Fellnhofer und Walter Wiedemann sowie Gabi und Gregor Winkler, Berthold Jandl, Regina und Jakob Schrittwieser und die drei beteiligten musikalischen Ensembles.
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