Bürstadt. Wer fliegen kann, sollte doch mit Leichtigkeit eine Straße überqueren können, auch wenn sie vierspurig ist. Auf Fledermäuse trifft das allerdings nicht zu, stellt Biologe Wigbert Schorcht (kleines Bild) klar. Querungshilfen, wie sie auch beim Ausbau der B 47 vorgesehen sind, hält er für dringend notwendig – und erklärt unserer Redaktion, warum es die kleinen Säuger nicht ohne Unterstützung schaffen.
Anders als Vögel orientieren sich Fledermäuse mit Ultraschallrufen. Das Echo, das zurückgeworfen wird, zeigt ihnen, wo sich Gebäude, Hecken oder Baumkronen befinden. „Wenn es aber keine Hindernisse gibt, hangeln sie sich am Boden entlang“, erklärt Schorcht. Eine viel befahrene Straße wie die B 47 zwischen Worms und Lorsch zu queren, kann damit schnell tödlich enden.
Schorcht weiß, wovon er spricht. Der Biologe arbeitet fürs Büro Nachtaktiv in Thüringen, das sich auf Fledermäuse und auch deren Schutz im Verkehr spezialisiert hat. Gerade im Osten der Republik sind in den vergangenen Jahrzehnten mit vielen neuen Straßen auch etliche Bauwerke entstanden, um die nachtaktiven Flugkünstler vor allzu großen Schäden zu bewahren. Das könnten Tunnel oder Grünbrücken sein – wichtig sei nur, dass gleichzeitig auch Hecken angelegt werden, die die Flieger zu diesen Querungshilfen leiten, unterstreicht Schorcht.
Das Ganze müsse gar nicht kostspielig ausfallen, stellt er fest: „Brücken für Wirtschaftswege, die ohnehin gebraucht werden, müssen nur etwas breiter geplant werden. Dann passt auf beide Seiten auch eine Hecke hin.“
Sowohl für die neue Umgehung um den Lampertheimer Ortsteil Rosengarten als auch für die Strecke zwischen Riedrode und Lorsch müssen solche Querungshilfen gebaut werden, das erfordern die Artenschutzrichtlinien.
Schnelle Jäger in der Region
Michael Held, Vorsitzender des NABU in Bürstadt, zählt neben der Zwergfledermaus, die vor allem im Siedlungsbereich vorkommt, noch einige Arten mehr auf, die in der Region ihr Jagdgebiet haben: das Braune Langohr zum Beispiel oder die Bechsteinfledermaus. „Mit dem Ausbau der B 47 fällt nicht nur Lebensraum weg, die Kollisionsgefahr wird noch größer“, stellt er klar. Dabei reist jeder Todesfall eine Lücke in eine Fledermauspopulation, macht Biologe Schorcht deutlich: Die Weibchen bekommen nur ein bis zwei Nachkommen im Jahr, werden aber zehn bis 20 Jahre alt. „Wenn sie bereits nach fünf Jahren sterben, fehlen bis zu 15 Exemplare.“ Langfristig könne das das Ende der gesamten Population bedeuten.
Für ihn keinesfalls hinnehmbar – aus vielerlei Gründen. Einer ist die enge Verwandtschaft der Säugetiere mit den Menschen. So habe das Fledermaussterben in den 70er Jahren zu der Entdeckung geführt, dass das damals hochgelobte DDT brandgefährlich für den Menschen ist. Inzwischen ist das Insektizid streng verboten. „In einer Umgebung, in der es Fledermäusen gut geht, geht es auch Menschen gut.“ Davon ist Schorcht überzeugt.
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