Bürstadt. Mit Martin Schneider gab am Freitagabend ein bundesweit bekannter Comedian seine Visitenkarte im Bürstädter Bürgerhaus ab. „Denke macht Koppweh“, lautet das aktuelle Programm des 56-Jährigen, mit dem er etwa 120 Besucher gut eineinhalb Stunden lang unterhielt.
Es gibt nur wenige Vertreter seines Fachs, bei denen nur die Nennung des Vornamens genügt und schon weiß jeder, wer gemeint ist. Ein einfaches „Maddin“ reicht aus, und man verbindet damit das einprägsame Konterfei des Mannes, der seit Anfang der 90er Jahre auf der Bühne und im deutschen Fernsehen zu sehen ist. Mit einem „Hallösche“ beginnt der Abend, und nach nur wenigen Minuten geht Schneider auf Tuchfühlung mit den Zuschauern. Eine kurze Vorstellungsrunde mit Gästen aus der ersten Reihe lässt erst gar keine Distanz zu und gibt zu verstehen: Ich bin einer von euch.
Gleich kommt er auf den Punkt. Der Mensch denkt eigentlich viel zu viel und zumeist sind es die negativen Dinge, die einen beschäftigen. Ist der Herd noch an, habe ich die Haustür abgeschlossen und ähnliche Dinge kosten den Durchschnittsbürger viel Schlaf. Schlimm genug, dass man sich ständig mit einem solchen „Käs“ beschäftigt, ist es meist sogar der „wörschd Käs“, der uns nicht ruhen lässt. Fackelt das Haus ab oder durchforstet eine wüste Einbrecherbande gerade mein Heim? Und dann sind da noch die „Linker-Fuß-Aufstehgedanken“. Sie haben schon so manchen Zeitgenossen dazu gebracht, morgens um halb fünf und mit Schlafanzug bekleidet, den gelben Sack rauszustellen, um dann beim Morgenkaffee festzustellen, dass heute Sonntag ist. „Wir haben zu viel Schbäm im Kopf“, sagt er und definiert diesen unzweideutig als „Schbämüll“. Was also tun gegen diese Volksunart?
Schneiders Erfolgsgeheimnis ist so einleuchtend wie effektiv. Sein Programm ist keine intellektuelle Herausforderung, politisch wird er nie, den erhobenen Zeigefinger kennt er nicht. Es ist die einzigartige Karikierung des hessischen Dialekts gepaart mit extremer Mimik, die ihn so gut ankommen lässt. Allein ihm ist es zu verdanken, dass es der „Aschebeschär“ zu landesweiter Bekanntheit gebracht hat. Für derlei akustische Kreationen ist er bekannt, und nichts anderes wollen seine Fans, das war auch an diesem Abend in Bürstadt nicht anders.
Doch zurück zum Schlamassel im Kopf: „Brüllgedanken“, das sind überbordende Emotionen angereichert mit einer großen Portion Aggression. Deshalb braucht Maddin Scheider ein Zauberwort: Nur „Gänseblümchenblütenblättchen“, mantraartig wiederholt, kann die Eskalation verhindern.
Martin Schneider teilt viel Wissen mit den Zuschauern. Wer wusste zuvor schon, was eine „Deppenresonanz“ ist? Ein Depp zieht den anderen an. Das gilt auch geschlechterübergreifend. So wirkt er ausgerechnet anziehend auf Frauen, die im Schlaf schnarchen oder mit den Zähnen knirschen.
Überhaupt die besseren Hälften: „Frauen wandeln ihre Gedanken schneller in Worte um als Männer. Außerdem babbeln Männer sich müde, während der Akku der Frauen von dem ständigen Gerede aufgeladen wird.“ Daran ist nichts zu ändern, also bleibt er nach außen hin gelassen und brodelt nur innerlich, denn wie lautet ein kluger Spruch seiner Oma: „Man kann sich im Leben drehen, wie man will, man hat den Arsch immer hinten.“
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