Biblis. Kindern bei den Hausaufgaben helfen oder auch auffälligen Nachwuchs unterstützen, damit dieser nicht auf die falsche Bahn gerät: Das stellt sich Hermann Snaschel, Vorsitzender des Fördervereins der Schule in den Weschnitzauen, in der alten Hausmeisterwohnung auf dem Gelände vor. Getragen von Ehrenamtlichen. Selbst als Treffpunkt für Eltern der Bibliser Grundschule eignen sich die Räume. Das Problem: Der Kreis plant derzeit, das Gebäude abzureißen, um die Fläche in den neuen Schulhof zu integrieren.
An Ideen mangelt es Hermann Snaschel nicht. Er war lange in der Jugend- und Sozialarbeit tätig und wirkt, als wüsste er, was Heranwachsende brauchen. Vor allem jene, die schon im Grundschulalter durch kleinere Diebstähle aufgefallen sind. „Für sie kommt die Jugendarbeit zu spät“, sagt Snaschel. Wichtig wäre daher, schon vor dem Wechsel in die fünfte Klasse gegenzusteuern: mit einem niederschwelligen Angebot und nicht in der Schule, sondern nebenan.
Kreis plant Abriss der alten Schule mit Nebengebäude bis Ende des Jahres
Die frühere Hausmeisterwohnung, in der sich zuletzt das Bauteam für Besprechungen während der Arbeiten am Grundschulneubau traf, wäre dafür perfekt, so Snaschel. „Es gibt eine Küche, um Kaffee zu kochen oder um Plätzchen mit den Kindern zu backen. Und ein Bad mit Toilette ist auch vorhanden“, sagt der langjährige Fördervereinsvorsitzende. Bereitwillig zeigt er die Räume, die in die Jahre gekommen sind. Es gehört zum Ensemble der seinerzeit neuen Bibliser Grundschule, die in den 1960er Jahren entstanden ist. Als die alte Schule in der Viktoriastraße zu klein wurde für all die Kinder. Seither gab es zwei Standorte. Dass wirklich alle in einem Gebäude lernen, wurde erst diesen Sommer mit der ganz neuen Schule in der Freiherr-vom-Stein-Straße wieder möglich.
Die 60 Jahre alte Schule steht nun leer und soll nach Angaben des Kreises Bergstraße bis zum Jahresende abgerissen werden. Und damit auch die Hausmeisterwohnung in direkter Nachbarschaft. Für Snaschel, der diese erhalten will, drängt daher die Zeit. Mit Landrat Christian Engelhardt (CDU) habe er bereits darüber gesprochen, ebenso mit dem vorigen Schulleiter Timo Helwig-Thomé. „Wenn der Kreis uns das Gebäude für den symbolischen Betrag von einem Euro überlassen würde, wäre das perfekt“, sagt Snaschel. Der Förderverein habe die finanziellen Mittel, um es etwas herzurichten. Innen sei gar nicht so viel zu machen, vielmehr gehe es darum, die Strom- und Wasserleitungen herzustellen, wenn diese mit dem Abriss des alten Schulgebäudes gekappt werden. „Die Gemeinde müsste jedenfalls nichts zuzahlen“, betont der Bibliser.
Beim Fest zur Einweihung reagierte Johannes Kühn vom Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft des Kreises wenig begeistert auf die Pläne des Fördervereins. Seiner Ansicht nach hätte der Erhalt des Gebäudes „eine komplette Umplanung des Schulhofs zur Folge“. Auf Nachfrage heißt es jetzt, drei Wochen später, aus dem Landratsamt, dies würde zu Verzögerungen und Mehrkosten führen. Für Snaschel dagegen steht fest: „Wenn man will, geht das.“ Denn an der Stelle, wo jetzt der eingeschossige Bau steht, sind Bäume, Fahrradständer und seitlich eine stufenförmige Anlage, die an ein Amphitheater erinnert, vorgesehen. „Es wäre kein Problem, das in der Planung ein Stückchen zu verschieben – und auch kein finanzieller Aufwand“, ist Snaschel überzeugt. Ganz im Gegensatz zu einem Neubau für das niederschwellige Angebot, das ihm vorschwebt.
Snaschel ist überzeugt, Ehrenamtliche zu finden, die Lust hätten, sich ein oder zwei Stunden die Woche mit Kindern zu beschäftigen, um diese zu unterstützen. Zunächst möchte er sich jetzt bemühen, das Gebäude zu sichern und die Versorgungsleitungen herzurichten. Beim Kreis wiederum werden bereits „die vorbereitenden Arbeiten für den Rückbau des alten Schulgebäudes“ vorangetrieben, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Schon bei der Einweihung hatte Architekt Marek Lindemann betont, dass der neue Schulhof bis zum Ende des Frühjahrs, spätestens zu Beginn des Sommers fertig sein soll.
Weil der Behelfsschulhof neben der Hausmeisterwohnung während der Abrissarbeiten wegen der Baufahrzeuge gesperrt werden muss, soll zunächst der Außenbereich rund um den Neubau fertiggestellt werden, teilt das Landratsamt mit. Der neue Schulhof werde übrigens aus mehreren, einzelnen Bereichen bestehen: Genannt werden ein Klettergerüst, eine Rutschanlage, ein Balancier-Parcours und Trampoline. Hinzu kommen ein Spielhaus, Instrumente aus Holz wie Pfeifenwippe und Holz-Xylophon, ein Tischkicker und eine Chill-Out-Area. Vorgesehen ist auch ein Schulgarten.
Bericht zur Einweihung der neuen Schule
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