Biblis. Es ist ein Bild, das buchstäblich verbindet: Mehr als 50 Damen jeden Alters postieren sich vor der Rathaustreppe. Sie alle waren und sind die Gurkenprinzessin oder -königin von Biblis. Ganz vorne mit Zepter und Diadem: Donna I. alias Donna Seibert als amtierende Hoheit, assistiert von Prinzessin Sophia Nippert. Die Ordnungsziffer wird nur bei Königinnen geführt – so lauten die Regularien.
Ausstellung war zweieinhalb Monate im Rathaus zu sehen
Der Grund des Zusammenkommens ist feierlich: Zweieinhalb Monate lief im Rathaus die Ausstellung zu 70 Jahren Gurkenfest. Zur Finissage erscheint, was Rang und Namen hat. Eine, die es wissen muss, ist Bettina Seibert. 1992 war sie die 40. Bibliser Gurkenkönigin. Stolz ist sie auf Tochter Donna, die als Nummer 70 die „Familientradition“ fortführt.
Manches hat sich geändert in all den Jahren. Sichtbar wird dies anhand der Ausstellungsstücke: Der Kleidungsstil von einst ist längst dem Abendkleid gewichen. Frisuren waren stets ein Abbild der Zeit.
Und selbst zum Zepter gibt es eine Geschichte: „Das Original von 1953 wurde in den Achtzigern gestohlen“, beklagt Bettina Seibert. Passiert sei es ausgerechnet beim Gurkenfest, zu dem die Hoheiten in ihr Amt eingeführt werden. Ein neues Zepter sei schnell beschafft worden – und zum Glück seitdem nicht abhandengekommen. Doch sicher ist sicher: Für Auswärtstermine hat man sich ein „Ersatzzepter“ zugelegt, allerdings laut Seibert mit „geringem historischen Wert“.
Die Porträts der Königinnen und Prinzessinnen zieren derweil die Stellwände. Den Anfang machte Regina I. alias Regina Reis im Jahr 1953, gefolgt von Rita I. (Rita Maul) und Marliese I. (Marliese Barth). Eine Ex-Hoheit, die nicht genannt werden soll, merkt an: „Wenn man sein eigenes Bild betrachtet, merkt man, wie alt man inzwischen ist!“
Die Ausstellung zum Gurkenfest sei ein voller Erfolg, freut sich der Bürgermeister. Wunderbar sei sie angenommen worden, erzählt Volker Scheib. Frühere Majestäten seien mit Enkeln und Urenkeln angereist, teils sogar aus dem Ausland.
Was den Biblisern ihre Gurken bedeuten, erklärt Annick Löhr, erste Vorsitzende des Wirtschafts- und Verkehrsvereins (WVB): Begonnen habe alles im Mai 1953 kurz nach Gründung des Vereins. Den Ort aus seiner Isolation herauszuholen, sei damals die Idee gewesen. Auch sollte ein zweites Heimatfest her – neben der Kerwe. Was lag da näher, als sich der Gurke zuzuwenden, die in und um Biblis einfach überall wuchs? Lange lief es gut, dann ebbte das Interesse ab. Ein neuer Hype um die Gurke entstand erst 1999. Die Verlagerung des Fests in die Ortsmitte als Straßenfest wurde bis heute beibehalten. Beginn ist jeweils am letzten Freitag im Juni.
Für die versammelten Hoheiten gab es zum Ende der Ausstellung Snacks und Getränke. Und auch die Figur am Eingang des Saals passte zum Anlass: Eine vermenschlichte Gurke zeigte sofort, worum es hier geht. Mit Donna I. und Sophia Nippert hat Biblis zwei sehr junge Amtsträgerinnen: Zum Zeitpunkt ihrer Ernennung waren sie 16 und 15 Jahre alt. Als 70. Gurkenkönigin und Gurkenprinzessin möchten sie vor allem „viele Leute treffen“. Ob bei Umzügen, Festen und im Seniorenheim: Die Hoheiten wollen und werden Biblis würdevoll vertreten – so wie ihre Vorgängerinnen aus sieben Jahrzehnten Gurken-Tradition.
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