Bundestagswahl I

Wie die CDU den Bundestagswahlkreis Heidelberg gewinnen will

Bei der Bundestagswahl 2025 geht die CDU in Heidelberg und im nördlichen Rhein-Neckar-Kreis mit ihrem Abgeordneten Alexander Föhr ins Rennen: Der 44-Jährige wurde erneut als Kandidat nominiert - mit 118 von 119 Stimmen

Von 
Konstantin Groß
Lesedauer: 
Freude über 99 Prozent-Ergebnis: Alexander Föhr (M.) mit Ehefrau Patricia und Sitzungsleiter Bastian Schneider; links sitzend Vorgänger Karl A. Lamers. © Konstantin Groß

Heidelberg. In die Bundestagswahl des kommenden Jahres geht die CDU in Heidelberg und im nördlichen Rhein-Neckar-Kreis mit ihrem bisherigen Abgeordneten, und dies in eindrucksvoller Geschlossenheit: Auf der Wahlkreiskonferenz in Heidelberg nominierten die Delegierten Alexander Föhr mit 118 von 119 Stimmen. Der 44-Jährige hatte bereits 2021 kandidiert, war jedoch der Grünen Franziska Brantner unterlegen, jedoch 2023 nachgerückt.

Freitagabend, Heidelberg-Pfaffengrund. „Gesellschaftshaus“. Eine jener nüchternen Hallen, wie sie in vielen Gemeinden und Stadtteilen stehen. Heimeligkeit verbreitet alleine das benachbarte Sängerheim des Gesangvereins „Frohsinn“. Und solchen verströmen auch die Delegierten. Angesichts der Umfragedaten ist bei ihnen Zuversicht zu spüren, für den Bund und für den Wahlkreis.

„Schlachtross“ Lamers steht für viele Siege im Wahlkreis

Bis 2021 vertritt ihn Karl A. Lamers, 27 Jahre lang. „Sieben Mal habe ich eine solche Nominierung als Kandidat erlebt“, erinnert sich der 73-Jährige, der vor vier Jahren aus freien Stücken aufhört. Und doch bekennt er: „Es ist wie bei einem alten Zirkusgaul“, schmunzelt er: „Wenn er die Musik hört, marschiert er los.“ Eben ein „langjähriges Schlachtross“ – so Sitzungsleiter Bastian Schneider, Verwaltungsrichter aus Ladenburg und Mitglied im CDU-Bundesvorstand, dem selbst noch weitere Karriereschritte vorausgesagt werden.

Es ist Albrecht Schütte, der Chef der CDU im Rhein-Neckar-Kreis, der die Delegierten einstimmt. Und Föhr lobt als einen, dessen Präsenz vor Ort „Weltklasse“ sei, während dessen Konkurrentin „in Berlin wohnt und nur alle vier Wochen zu einem Pressegespräch in den Wahlkreis kommt“, wie er der Grünen Franziska Brantner vorwirft.

Heidelberg

Das Rennen im Bundestagswahlkreis Heidelberg ist eröffnet

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren

In seiner Vorstellungsrede setzt Föhr ganz auf Wirtschaft

Schütte setzt den Ton. Föhr, eher als jovial bekannt, nimmt ihn auf: „In Berlin regiert seit Monaten nicht die Ampel, sondern das Chaos, und dieses Chaos muss ein Ende haben.“ Und angriffslustig fügt er hinzu: „Während der Staat bei der Verfolgung von Parkverstößen knallhart ist, setzt er Recht und Gesetz bei der Migration kaum noch durch.“

Doch: Friedrich Merz hat die Losung ausgegeben, nicht Migration, sondern Wirtschaft solle das Hauptthema des CDU-Wahlkampfes sein. So nun auch bei Föhr. Er erwähnt die Krisen bei BASF und VW – „einstige Vorzeigeunternehmen unseres Landes kämpfen mittlerweile um ihre Existenz.“ Nicht fehlen darf ein persönlicher Seitenhieb gegen Habeck, den „promovierten Literaturwissenschaftler, der über Nacht zum Wirtschaftsexperten werden wollte.“

Und Habecks Staatssekretärin ist Franziska Brantner. Für die falsche Politik „trägt auch meine grüne Mitbewerberin hier im Wahlkreis maßgeblich Verantwortung“, sagt Föhr, ohne ihren Namen zu nennen: „Und seien Sie sicher: Daran werde ich sie immer wieder erinnern.“

Föhr sitzt im Gesundheitsausschuss, und so bekommt auch Lauterbach sein Fett ab: „Die verkorkste Krankenhausreform wird auch bei uns in der Region die Krankenhauslandschaft gravierend verändern“, mahnt er: „Diese Reform gefährdet auch Krankenhäuser im Rhein-Neckar-Kreis und selbst in Heidelberg.“

Nur ein Bereich bleibt völlig unerwähnt. Anders als Vorgänger Karl Lamers, dem Außenpolitik Herzensanliegen ist und der auch in seinem Grußwort klar Stellung bezieht („Putin ist ein Verbrecher“), äußert sich Föhr zur Außen- und Sicherheitspolitik mit keinem Wort. Mag dies daran liegen, dass gegen die eindeutige Haltung der Parteispitze pro Ukraine und pro Israel auch an der CDU-Basis große Reserven bestehen? Ein Schlaglicht: Vor Beginn der Sitzung unterhalten sich zwei Delegierte über den Ukraine- und den Nahost-Krieg. Und sind einig in ihrer Empörung über das „fordernde Auftreten Selenskyis“ und das angeblich „völkerrechtswidrige Vorgehen Israels“.

Doch gleich, welche Beweggründe Föhr hat – er ist erfolgreich: Von 119 gültigen Stimmen entfallen 118 auf ihn. „Das sind in Prozent 99 Komma . . .“ – der Rest von Bastian Schneiders Worten geht im Jubel unter. Dass es eine Enthaltung gibt, interessiert nur das Sitzungsprotokoll.

Neues Wahlrecht sorgt für schwierige Rahmenbedingungen

Doch der Wahlkampf wird für die CDU schwieriger, „weil erstmals in unserem Land eine Regierung das Wahlrecht gezielt als Waffe gegen die Opposition einsetzt“, wie Föhr kritisiert. Nun reicht es nämlich nicht mehr, den Wahlkreis zu gewinnen.

Entscheidend sind fortan die Zweitstimmen auf Landesebene. Und, dass „das von vielen bürgerlichen Wählern praktizierte Stimmensplitting zwischen Erst- und Zweitstimme der Vergangenheit angehören muss.“ Bei diesem Satz werden bei den FDP-Leuten der Region die Tassen im Schrank wackeln.

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke