Wie schafft man es, neuen Wohnraum zu schaffen und dabei Natur und Landschaft möglichst wenig zu beanspruchen? Diese Frage stand im Fokus der Auftaktveranstaltung „Flächensparender Wohnungsbau in der Metropolregion Rhein-Neckar“, die vom Verband Region Rhein-Neckar und dem Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim durchgeführt wurde. Tenor der Veranstaltung: Reine Einfamilienhausgebiete sind in der Region nicht mehr zeitgemäß.
Bei zukünftigen Gebieten seien also deutlich höhere Anteile im dichteren Geschosswohnungsbau notwendig. „Nur mit einer kompakten Bauweise wird es gelingen, den auch langfristig notwendigen Bau neuer Wohnungen so zu gestalten, dass die ökologischen Belange sowie die Anforderungen der Landwirtschaft bestmöglich berücksichtigt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Vor rund 70 kommunalen Vertretern haben die beiden Verbände ihre Zusammenarbeit im Zuge des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) „Regionale Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ vorgestellt: Zentral geht es darum, mit Fördermitteln des Bundes in einer Höhe von 200 000 Euro in engem Austausch mit den Kommunen Wege zu einer flächensparenderen Siedlungsentwicklung zu erproben. Konkret ist vorgesehen, in einem ersten Schritt bei neuen Wohngebieten in Hirschberg, Ilvesheim und Ladenburg höhere Dichten zu diskutieren. Dazu werden jeweils verschiedene städtebauliche Entwürfe erstellt, die von einem Beirat renommierter Experten bewertet und mit Vertretern der Kommunen diskutiert werden sollen.
Der Landschaft verpflichtet
Bürgermeister Ralf Gänshirt (Hirschberg) brachte in der Veranstaltung zum Ausdruck, dass das Ziel „Innen- vor Außenentwicklung“ an seine Grenzen stößt, so dass es in Hirschberg auch nach intensiver Prüfung der Innenpotenziale notwendig sei, neue Flächen zu bebauen: „Die Wohnungsnot ist bei allen Nachfragegruppen weiterhin stark zu spüren. Es wird den vielfältigen Anforderungen aber nicht gerecht, alleine Einfamilienhausgrundstücke bereitzustellen.“ Vielmehr werde Wohnraum benötigt, der möglichst vielen Nachfragegruppen Angebote mache. Aus Gänshirts Sicht muss auch geförderter Wohnungsbau zum Tragen kommen. „Gleichzeitig haben wir in Hirschberg eine besondere Verantwortung, mit unserem attraktiven Landschaftsraum an der Bergstraße sensibel umzugehen“, sagte Gänshirt und stellte weiter dar, dass die Planung möglicherweise zu einem weiteren Bürgerentscheid in Hirschberg führen könne. Deshalb werde das Verfahren zeitlich und inhaltlich entsprechend aufwendig.
Bürgermeister Thorsten Walther (Ilvesheim) betonte: „Das Gebiet Sichelkrümme in Ilvesheim hat einen vergleichsweise geringen Umfang und braucht gute Lösungen, insbesondere, wie mit dem Lärm der nahe gelegenen Autobahn umgegangen wird.“ Er erwarte sich durch das MORO wertvolle Impulse, wie flächensparender Wohnungsbau mit dem Fokus auf bezahlbares Wohnen unter diesen Rahmenbedingungen gut und qualitätvoll gelingen könne.
In Ladenburg werden im Rahmen des MORO Ideen für die etwa zehn Hektar große ABB-Fläche erarbeitet. Bürgermeister Stefan Schmutz erklärte, dass hier keine Einfamilienhäuser zu sehen sein würden: „Stattdessen geht es darum, höhere wohnbauliche Dichten zu diskutieren.“ Neben kompaktem Wohnungsbau stünden aber die Erfordernisse für soziale Nutzungen, attraktiven öffentlichen Raum und Freizeitbereiche. „Stadtquartiere in dieser Größenordnung müssen neu gedacht werden“, sagte Schmutz. Das MORO werde sicher interessante Diskussionsansätze liefern, wie die unterschiedlichen Erfordernisse bei angemessener städtebaulicher Dichte zu schlüssigen Lösungen zusammengeführt werden könnten. Weiter stellte Stefan Schmutz dar, dass in Ladenburg in den letzten Jahren einige Gebiete mit höheren Dichten entstanden sind, die während der Planung von Politik und Öffentlichkeit durchaus kritisch gesehen worden seien: „Nach der Realisierung fügen sich die neuen Gebiete aber als stadtbildprägende Elemente gut ein, und es gab eine starke Nachfrage nach den neuen Wohnungen.“
Die Vertreter der Planungsverbände stellten dar, dass es jetzt darum gehen werde, im Dialog mit den Kommunen auf eine flächensparende Bauweise in der gesamten Region hinzuwirken. Durch ein informelles regionales Siedlungsdichtekonzept soll eine Diskussion über die Umsetzung von dichterer Bebauung in allen Strukturräumen der Metropolregion angestoßen werden. hje/red
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