Freizeit

Roboter und Krimis locken Besucher in die Büchereien

Bei der bundesweiten Nacht der Bibliotheken am Freitag herrschte auch in den Büchereien der Region großer Andrang. Was die Veranstalter zu der Resonanz sagen.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich und Peter Jaschke
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Die Weinheimer Krimiautorin Ingrid Noll liest bei der Nacht der Bibliotheken in der Stadtbibliothek Schriesheim. © Stadtbibliothek

Neckar-Bergstraße. Mehrere hundert Besucher haben am Freitagabend in der Region die bundesweite Nacht der Bibliotheken genutzt, um die örtlichen Einrichtungen zu besuchen und außergewöhnliche Angebote zu nutzen. Die Bilanz der Veranstalter fällt durchweg positiv aus, wie eine Umfrage dieser Redaktion gezeigt hat.

Edingen-Neckarhausen: 80 Leute kamen zur Lesung in der Alten Schule in Edingen, „so viele wie noch nie“, freut sich Gabriele Simon. Die Inhaberin der örtlichen Buchhandlung „Bücherwurm“ stammt aus Heidelberg und überraschte selbst viele ihrer Stammkunden damit, dass sie auch Mundart kann. Unter der Überschrift „Des un sell“ präsentierte sie Humorvolles aus der Kurpfalz, von der Begegnung zwischen Gott und einem Pfälzer bis hin zu Legenden um den Mannheimer Blumepeter. Die passenden kulinarischen Leckerbissen dazu servierten die Landfrauen. „Ich bin da ganz glücklich rausgegangen“, berichtet Gabriele Simon am Tag danach hochzufrieden.

Gabriele Simon las in Edingen „Des un sell“. © Marcus Schwetasch

Lesung im Treppenhaus, Jazz zwischen Bücherregalen

Heddesheim: Als wir Annette Eyckmann am Freitag um halb neun Uhr abends in der Gemeindebücherei erreichen, tritt gerade das Jazztrio „Lazy Bird“ auf. Petra Günther (Gesang), Peter Günther (Saxophon) und Rüdiger Bolt (Gitarre) interpretieren Songs von Cole Porter, Miles Davies, Thelonius Monk und Antonio Carlos Jobim. Wunderbar. „Es sind 51 Besucher da, das sind mehr als erwartet, und die Stimmung ist sehr gut“, freut sich die Leiterin der kommunalen Einrichtung in Heddesheim. Dort hatte die Nacht der Bibliotheken mit einer szenischen Lesung unter dem Titel „Bücherwelten“ begonnen. Zunächst im Treppenhaus. Eyckmann wirkte selbst daran mit – neben Eva Martin-Schneider, Silvia Rei, Heide Raiser, Dörthe Klumb und Lioba Geier. Zu hören gab es humorvolle und spannende Werke aus der Region.

„Eine Bibliothek und ihre Angebote sind oft unsichtbar, und durch solche besonderen Veranstaltungen, die ein breiteres Publikum erreichen, wird doch der eine oder andere aufmerksam auf uns“, sagt Eyckmann. Tatsächlich habe sie – neben den freilich hochgeschätzten „üblichen Verdächtigen“ – auch neue Gesichter unter den Besuchern entdeckt. Eyckmann fühlt sich gesehen und wertgeschätzt von der Gemeinde: „Man hat hier wirklich investiert, und die Bücherei neumöbliert.“ Sie und ihr Team – dazu gehören Karin Ruland, Stephanie Prüfer und Auszubildene Emmeline Wolf – sind „froh, dass das Angebot von jungen Familien genutzt wird.“

Roboter wecken den Spieltrieb bei Klein und Groß

Ilvesheim: Regelrecht überrannt wurde die Bibliothek in Ilvesheim, wie deren Leiterin Caroline Rödel-Braune am Samstag berichtet. Rund 450 Leute kamen, vor allem, um die Roboter auszuprobieren. „Das reichte von Kindergartenkindern bis hin zu Großeltern“, freut sich Rödel-Braune auch über die generationenübergreifende Resonanz. Roboter zum Anfassen und spielerischer Zugang zu moderner Technik, das sei sicher ein großer Anreiz gewesen. Der Verein Metropolbib hatte das Angebot möglich gemacht. Nachdem es so gut angekommen ist, denkt die Leiterin sogar darüber nach, selbst welche anzuschaffen. Schließlich sei das Thema Künstliche Intelligenz (KI) gerade in aller Munde.

Beim Experimentieren mit der „Roboter-Biene“ in Ilvesheim hatten Jung und Alt gleichermaßen Spaß. © Marcus Schwetasch

Ladenburg: „Menschen mit Worten verbinden“ – das macht Katrin D’Inka gerne. Was für ein schöner Vorsatz – gerade auch für den bis in den späten Abend hineinreichenden Aktionstag unter dem Motto „Wissen.Teilen.Entdecken“ in Ladenburgs Stadtbibliothek. Einer der Höhepunkte war die Shared Reading-Veranstaltung mit jener 1986 geborenen Buchhändlerin, Kellnerin und Literaturwissenschaftlerin D’Inka aus Ladenburg als Leseleiterin. Eine Kurzgeschichte und ein Gedicht galt es gemeinsam zu erkunden. Shared Reading wurde 1997 von Jane Davis in Liverpool entwickelt und findet auf Initiative des Karlstorbahnhofs Heidelberg an vielen frei zugänglichen Orten im Rhein-Neckar-Raum statt – in Ladenburg seit 2023 im Pumpenhäuschen am Waldparkteich.

Premiere für die neue Leiterin Herrfurth in Ladenburg

Wie D’Inka den Gedankenaustausch in wertschätzender Atmosphäre moderierte, begeistert auch Yvonne Herrfurth, die neue Leiterin der Stadtbibliothek: „Alle waren sehr angetan und fanden es anregend.“ Insgesamt sei der Aktionstag ein Erfolg gewesen. Auch wenn das sommerliche Wetter am Nachmittag wohl einige davon abhielt, das Kinderprogramm zu besuchen. Doch zählt Herrfurths Team an Ende immerhin mehr als ein Dutzend Neuanmeldungen. Vor allem diene eine solche Aktion jedoch dazu, noch immer bestehende Hemmschwellen abzubauen: „An einem solchen Abend traut man sich auch mal als Nicht-Leser reinzukommen, vielleicht weil es hier Tonies für die Kinder gibt, Gesellschaftsspiele oder Veranstaltungen, die Spaß machen“, sagt die Büchereileiterin und fügt hinzu: „Dass das hier ein Ort zum Verweilen ist, wissen viele noch nicht.“

Die Weinheimer Krimiautorin Ingrid Noll liest bei der Nacht der Bibliotheken in der Stadtbibliothek Schriesheim. © Stadtbibliothek

Schriesheim: Die Stadtbibliothek Schriesheim lockte mit einer Lesung der bekannten Weinheimer Krimiautorin Ingrid Noll. Die 100 Plätze waren schon lange ausgebucht, wie Leiterin Johanna Krämer berichtet. Doch auch das übrige Angebot der Bücherei lockte. Dank der neuen Technik beim Verbuchen der Bücher kann Krämer am Tag danach auch eine exakte Besucherzahl nennen, denn sie werden elektronisch gezählt. 350 waren es. „Darüber freuen wir uns sehr, das ist ein toller Erfolg“, bilanziert Krämer, zumal die Stadtbibliothek zum ersten Mal dabei war.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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