Edingen-Neckarhausen/Ladenburg - Vielfältiges Programm weckt Erinnerungen an Kindheit und schafft Bewusstsein für Natur am und im Wasser

Regenschirme nur als Sonnenschutz

Von 
Peter Jaschke
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Freiluftfans wissen: Der Hausfluss dieser Region ist bei jedem Wetter eine stille Attraktion. Dass es jedoch am Vormittag regnet, hält offenbar etliche Ausflügler zunächst noch von ihrem Aufbruch zum Aktionstag „Lebendiger Neckar“ ab. Um die Mittagszeit füllt sich aber die Kulisse auf beiden Uferseiten der Fähre zwischen Edingen-Neckarhausen und Ladenburg zunehmend. Mitgeführte Regenschirme dienen als Sonnenschutz. Ehrenamtliche und Musiker machen Programm: Es ist lebendig entlang des Flusses, der früher noch stärker im Bewusstsein der Anwohner verankert war.

„Mein Vater erzählt manchmal, wie er früher auf dem zugefrorenen Neckar Schlittschuh gelaufen ist“, sagt Jugendleiterin Alexandra Sattler am Stand der „Kummetstolle“. Garde- und Funkenmädchen des Neckarhäuser Karnevalsvereins betreiben erstmals das bisherige Fähr-Café der Landfrauen. „Vorher haben wir den Aktionstag gar nicht so richtig wahrgenommen“, gesteht Melina Hemberger, die ihre „Frühschicht“ mit Celina Lehnert und Vanessa Quartarone teilt. Die drei befreundeten „Funken“ sind sich einig: „Der Neckar gehört auf jeden Fall zum Ort, die Neckarwiesen sind Treffpunkte.“ Nicht nur Menschenkinder mögen den Fluss: In der 2018 eingeweihten Fischkinderstube fühlt sich der Nachwuchs von zwölf Fischarten wohl.

Leben unter Schaugläsern

„Es ist sehr schön geworden“, findet Stefan Brendel von der Ortsgruppe des Naturschutzbundes (NABU). An deren Stand stehen Mikroskope bereit: Kinder untersuchen Wassertropfen. „Das Beobachten des Unterwasserlebens mit Schaugläsern kommt auch sehr gut an“, freut sich Brendel. Sein Team sammelt ebenso Unterschriften fürs baden-württembergische Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und für Artenvielfalt. Was alles im und am Neckar lebt, erklärt Simon Bürkle am Fischmobil des Landesfischereiverbands anhand von anschaulichen Modellen: Von A wie Aal bis Z wie Zander. „Das ist eine gute Aktion, um den Kindern das, was im Neckar schwimmt, näher zu bringen“, lobt eine dreifache Mutter aus Edingen den Stand. „Der Aktionstag schafft Bewusstsein für das Leben am Neckar und kommt sehr gut an“, freut sich Vivien Müller als Umweltbeauftragte der Gemeinde über die starke Resonanz.

„Es ist einfach toll, dass ich jeden Tag den Neckar sehe“, sagt Jannik Pfeiffer. Der zwölfjährige Neckarhäuser will einmal Fährmann werden. „Bloß schade, das jetzt die Brücke gebaut wird“, bedauert er. Dann tanzt er wieder zu den Klängen von „Stips“: Der Edinger Musiker singt auf der Fähre „Oh, Mannem is schee“, weil gerade Naturfreunde aus der Quadratestadt ans andere Ufer übersetzen, um die Ladenburger Ortsgruppe zu besuchen. „Wir würden gerne auch Aktivitäten auf dem Wasser anbieten, aber uns fehlt dafür das Fachpersonal“, sagt Naturfreund Hans-Peter Rosenzweig, der sich gut an Neckarabenteuer seiner Kindheit erinnert. Daran knüpfen Stockbrot am Lagerfeuer, Barfußpfad und Balancierspiele auf dem gut besuchten Vereinsgelände der Naturfreunde am Neckar an. Viele Kinder nutzen die Angebote. Es gebe Überlegungen, so Rosenzweig, eventuell mit den Ladenburger „Flusswanderern“ eine Kooperation anzuleiern. Dieser Verein bietet am Aktionstag einen Schnupperkurs in historischen Faltbooten an.

Paddeln für Anfänger

„Vorne eintauchen, nach hinten ziehen“, erklärt der „Flusswanderer“-Aktive Ansgar Böhm unermüdlich die Paddeltechnik. „Es hat Spaß gemacht“, sagt der jugendliche Pascal nach der Spritztour auf dem Wasser. Stärkung gibt es beim Technischen Hilfswerk (THW), das erstmals am Aktionstag für Verpflegung sorgt. „Wir werden gesehen und sind ansprechbar: Der eine oder andere ist schon als Helfer bei uns hängengeblieben“, sagt Gruppenführer Manuel Schwindt. „Es wird gut angenommen“, zeigt sich auch Einsatzleiterin Nikola Unland zufrieden: Ihre „Johanniter“-Sanitäter zeigen mit ihrer Aktion „100 Pro Reanimation“, dass man beim Leben retten nichts falsch machen kann. „Super: Ich bin echt froh, dass es läuft“, zieht Rathausmitarbeiterin Beate Glowinski eine erste Bilanz.

Info: Fotostrecke: morgenweb.de/ladenburg

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Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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