Zugegeben, dieses Rätsel war ziemlich knifflig, aber einige Leser haben es trotzdem erkannt, vielleicht auch wegen der Umschreibung im Text. Denn eine Gemeinde, in der es ohne Frage besonders viel ehrenamtliches Engagement in Sachen Umwelt- und Klimaschutz gibt, ist Edingen-Neckarhausen.
Aber wo lag das Osterei? Und welche der örtlichen Gruppen bewirtschaftet diese Stelle? Man hätte durchaus an den Allmende-Waldgarten in Neckarhausen denken können. Die Klimainitiative Edingen-Neckarhausen wäre auch als engagierte Gruppe in Frage gekommen, doch sie hat ebenso wenig ein eigenes Stück Land wie die Ökostromer. Der BUND wiederum fristet aktuell in der Gemeinde eher ein Schattendasein. Schwer aktiv ist hingegen der Naturschutzbund (NABU), und genau das wollten wir als Lösung in den Mails lesen, zusammen mit dem Ort (Edingen) und dem Namen des idyllischen Fleckchens, das die Kinder des NABU liebevoll „Tiergarten“ nennen.
Tiergarten deshalb, weil alles, was hier wächst, Tieren und Insekten dienen soll. „Tiere pflanzen“, nennt Birgit Jänicke das, Gemeinderätin der Offenen Grünen Liste (OGL) und Mitstreiterin des Gartenteams. Sie wollen weder einen Prachtgarten wie den Hermannshof in Weinheim noch einen Selbstversorger-Acker. „Uns geht es darum, bereits vergessene Pflanzen wieder einzubringen, um unseren Insekten und Vögeln, Amphibien, Reptilien und Kleinsäugern Nahrung zu bieten“, erläutert sie.
Und da gibt es einiges, was hier kreucht und fleucht. Molche sind im Teich zuhause, ein neues Sumpfbeet haben die Ehrenamtlichen angelegt, um Fröschen eine Heimat zu bieten. Es handelt sich um ein wenig tiefes Gewässer, das sich durch Regenwasser selbst füllt. Im tiefen Teich hätte das Gelege der Frösche keine Chance, weil es von den Molchen gefressen würde, klärt Jänicke auf. Außerdem gibt es neuerdings noch einen Unkenpfuhl, in dem sich die Frösche ebenfalls niederlassen könnten. „Mal schauen, ob’s klappt“, zeigt sich die Naturschützerin gespannt.
Neue Waldbeete im hinteren Teil des Gartens bieten Platz für Heidepflanzen, in einem weiteren Stück wachsen Stachelbeeren und Himbeeren. An der Gerätehütte steht eine Ansitzstange, damit sich ein Bussard darauf niederlassen kann. „Die kreisen oft recht tief hier“, berichtet Jänicke. Sie selbst hat allerdings noch keinen auf der Stange sitzen sehen, auch nicht den Rotmilan, der hier in der Luft öfter zu beobachten ist: „Vielleicht sind sie da, wenn wir weg sind.“
In dem langgezogenen Garten entlang des Stangenwegs, an der Friedrichsfelder Straße, gibt es jetzt auch eine große Blühwiese. „Das sieht jetzt aus wie ein Loch“, gesteht Jänicke. Denn der nährstoffreiche Mutterboden musste mit Sand „ausgemagert“ werden, damit hier Pflanzen wachsen, deren Blüten den Bienen und anderen Insekten als Nahrung dienen.
Wildapfel gepflanzt
Neu auf dem Gelände sind zwei Bäume, die die Gemeinde finanziert hat. Das eine ist ein Wildapfel-Hochstamm, das andere ein Ellerstädter Pfirsich, der früh im Jahr blüht. Auch hier geht es vor allem um die Nahrung für Insekten, denn der Wildapfel ist für den Menschen kein Genuss, wie Heike Vetter erläutert.
Ein neues Projekt haben die NABU-Gärtner auch schon, nämlich das Paradiesgärtlein. Es orientiert sich an dem gleichnamigen Gemälde aus dem 15. Jahrhundert. Ein oberrheinischer Maler hat darauf festgehalten, was damals alles noch in den Gärten zu finden war. Heilkräuter, Pflanzen mit symbolischer Kraft, Madonnenpflanzen oder solche, die früher zum Färben benutzt wurden.
Sicher auch ein spannendes Thema für Jugendliche ab 13, die für kommenden Samstag zur Gründung einer Jugendgruppe eingeladen sind. „Wir sind gespannt, wie viele kommen“, gesteht Jänicke. Diese Zielgruppe anzusprechen, ist nicht ganz einfach, denn in der Gemeinde gibt es seit Jahren keine weiterführende Schule mehr. Stattdessen kooperiert der NABU jetzt mit den Pfadfindern in Friedrichsfeld.
Für Naturfreude steht der Garten im Stangenweg übrigens jederzeit offen. „Er soll ja schließlich der Veranschaulichung dienen“, erklärt Jänicke. Besucher könnten lernen, wie man alte Pflanzen wieder ansiedeln kann, die für Insekten nützlich sind. An alte Stauden zu kommen, sei nicht ganz leicht, verrät Jänicke: „Auch im Fachhandel muss man nachfragen, ob es ein heimisches Gewächs ist.“
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