Ladenburg. Dass Biber messerscharfe Zähne haben, ist klar. Sind doch Deutschlands größte Nager nicht umsonst Meister im Holzfällen ohne Säge. Dass die ökologisch wertvollen und geschützten Dammbauer mit der unbehaarten Kelle als Schwanz in seltenen Fällen kräftig zubeißen können, wenn sie ihren Nachwuchs bedroht sehen oder sich erschrecken, sollten sich vor allem Hundehalter bewusst machen. Am vergangenen Sonntagabend hat ein dreijähriger Schäferhund in der Bachauenlandschaft am Römerstadion leider schmerzhafte Bekanntschaft vermutlich mit einem Biber gemacht.
„Es hat ihn ganz schön erwischt, aber es geht ihm wieder gut“, sagt die Ladenburger Hundehalterin Jutta Birk auf Anfrage dieser Redaktion und erklärt, dass die ersten Klammern überm Auge gezogen worden sind. Was geschehen war, berichtet sie so: Ihr 29-jähriger Sohn sei bei Tageslicht etwa gegen 20.30 Uhr mit dem angeleinten Vierbeiner Gassi gegangen. Der Hund sei schnuppernd durchs hohe Gras gelaufen, als es kurz raschelte. „Alles ging sehr schnell, mein Sohn hörte den Hund aufheulen und zog ihn weg“, erzählt Jutta Birk. Der verletzte Hund war ein Fall für den tierärztlichen Notdienst. Allein die Erstversorgung kostete 300 Euro.
„Dafür kann man aber keinen verantwortlich machen, und ich bin vor allem froh, dass das Auge nicht verletzt ist“, sagt Jutta Birk. Obwohl anfangs „geschockt“ von der Reaktion des seit 2017 in Ladenburg wieder heimischen Nagers, betont Jutta Birk: „Ich bin Tierfreundin und finde auch Biber liebenswert, aber es ist ebenso wichtig, dass die Stadt nach meinem Anruf Hundehalter mit Hinweistafeln auf die Biber aufmerksam macht.“ Sie wünscht sich darüber hinaus, dass das hohe Gras am Rand der Wege gemäht wird, „damit so etwas nicht wieder passiert“. Aber auch um spielende Kinder sorgen sich Jutta Birk und ihre Nachbarin Ulla Sieverling, die sich uns gegenüber als Hundefreundin und Großmutter ebenso „entsetzt“ äußerte.
Angriffe nur selten
Als zuständiger Biberbeauftragter des Regierungspräsidiums bedauert Ulrich Weinhold den „seltenen Unglücksfall, der aber keinen Anlass zu größerer Besorgnis“ gebe. „Natürlich tut uns der arme Hund leid“, sagt der promovierte Biologe aus Heiligkreuzsteinach auch im Namen der Stadtverwaltung. Es sei davon auszugehen, dass tatsächlich ein Biber zugebissen habe. Ereignete sich der Vorfall doch genau in dem Bachabschnitt hinter den Tennisplätzen, in dem sich der Biberbau befindet. Das Revier am Sportzentrum existiert seit drei bis vier Jahren. Weitere Reviere gibt es bachaufwärts an Losgraben und Rombach. Insgesamt leben laut Weinhold wohl zwölf bis 16 Biber in Ladenburg. Bisher habe es ansonsten keinerlei Vorfälle mit Hunden gegeben, obwohl gerade die innerstädtische Grünzone am Stadion stark frequentiert werde.
„Vermutlich haben sie zurzeit Junge, weshalb sie gereizt auf Störungen reagieren“, erklärt Weinhold. Biber sähen im Hund letztlich den Wolf als eines der wenigen Raubtiere, das ihnen neben Bär und Luchs gefährlich werden kann. Als „Weidegänger“ äsen Biber gerne im Uferbereich. „Ich schätze den Hergang so ein, dass der Biber vermutlich vom Hund überrascht wurde und daher keine Zeit hatte, sich zurückzuziehen.“ Biber seien ansonsten darauf bedacht, Menschen und Hunden aus dem Weg zu gehen. „Daher“, so führt Weinhold weiter aus, „besteht keinerlei Gefahr für Kinder oder Spaziergänger, die in der Regel tagsüber unterwegs sind, wenn die Biber im Bau schlafen“. Sollte es dennoch einmal am Tage zu einer Begegnung kommen, handele es sich „höchstwahrscheinlich um ein Nutria oder eine Bisamratte“.
Um künftigen Konflikten vorzubeugen, sollen Hundehalter die Leinenpflicht einhalten und auf dem Fußweg bleiben. Wie die Stadt außerdem mitteilt, werde jedoch das Gras am Wegrand aus ökologischen Gründen auch weiterhin lediglich auf einem einen Meter breiten Streifen öfter gemäht als die Wildwiesen, um den Biber als geschützte Art nicht zu stören.
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