Bürgerentscheid - Streit um Neubaugebiet in Edingen bleibt auch für die Kommunalpolitik nicht ohne Folgen

Mehrheit stoppt Mittelgewann, Michler geht auf die Bürger zu

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Dietrich Herold (l.) und Hans Stahl (2.v.l.) freuen sich mit den Mitgliedern der Bürgerinitiative um Stefan Brendel (rechts in blau) über das klare Votum der Bürger gegen eine Bebauung des Mittelgewanns in Edingen. © Schwetasch

Eine große Koalition aus CDU und SPD unterstützt das Vorhaben von Bürgermeister Simon Michler (CDU), im Mittelgewann im Ortsteil Edingen ein elf Hektar großes Neubaugebiet auszuweisen. Bürger laufen Sturm dagegen, gründen eine Initiative und setzen einen Bürgerentscheid durch.

Ein regelrechter Wahlkampf entbrennt im Vorfeld der Entscheidung am 26. März. Nachdem die Bürgerinitiative bereits wochenlang für ihr Vorhaben trommelt, die Bebauung zu verhindern, geht auch der Bürgermeister in die Offensive. Mit Plakaten wirbt er für die Mehrheitsposition des Gemeinderates, doch die Bürger folgen den Kritikern, zu denen auch die Fraktionen von Unabhängiger Bürgerliste (UBL) und Offener Grüner Liste (OGL) zählen.

Beim Urnengang am 26. März gibt knapp die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, fast zwei Drittel davon votieren mit Ja und damit gegen eine Bebauung des Mittelgewanns. „Es ist gut, dass es ein sehr deutliches Ergebnis ist“, kommentiert der Bürgermeister den Ausgang der Abstimmung. Eine persönliche Niederlage will er darin aber nicht erkennen.

UBL-Fraktionschef Hans Stahl empfiehlt Michler einen „Neustart“. Tatsächlich zeigt der Bürgermeister in den folgenden Monaten mehr Bereitschaft zum Dialog mit den Bürgern. So lädt er im Juli zu einem ersten Bürgerforum Verkehr in Edingen und im Dezember zu einem weiteren in Neckarhausen ein. Dass Haushaltspläne hinter verschlossenen Türen beraten werden, wie das unter seinem Vorgänger Roland Marsch (SPD) der Fall war, gehört der Vergangenheit an. Mit der Aktion „Bürger im Plan“ erhalten die Bürger die Möglichkeit, Vorschläge zu machen. Im Dezember erörtert der Verwaltungsausschuss die Liste der Ideen öffentlich, im Januar soll der Entwurf des Etats ebenso öffentlich erörtert werden

Mitgestalten können die Bürger der Gemeinde auch in der Zukunftswerkstatt. Der Gemeinderat beschließt im Juli das Konzept dieser Zukunftswerkstatt, die ab 2018 das Leitbild „Edingen-Neckarhausen 2030“ erstellen soll. Dieses wird dann künftig bei allen Entscheidungen des Gemeinderates als Richtschnur dienen. Mit einer Fragebogenaktion ermittelt die Verwaltung inhaltliche Schwerpunkte dafür, der offizielle Startschuss erfolgt dann im kommenden Jahr beim Neujahrsempfang am 18. Januar in Edingen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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