Speyer. Von 2010 bis 2023 war Christoph Keggenhoff zweiter Domorganist am Speyerer Dom. Am Samstag, 20. Juli, um 19.30 Uhr wird er sein Abschiedskonzert nachholen, das ursprünglich für November geplant war. Gleichzeitig wird er im Rahmen des Internationalen Orgelzyklus seine neueste CD vorstellen. Unter dem Titel „Zeit Raum“ versammelt Keggenhoff auf einer Doppel-CD Orgelmusik aus fünf Jahrhunderten an beiden Orgeln im Dom zu Speyer.
Das Programm bewegt sich im Spannungsfeld zwischen liturgischer und konzertanter Musik: Alte Musik auf dem mitteltönigen Werk der Chororgel, teilweise in Alternatim-Praxis (Sonja Haub, Gesang), Johann Sebastian Bach auf der Chororgel, romantische und moderne Literatur auf der Hauptorgel, darunter die 1980 komponierte Auftragskomposition für den Speyerer Dom „Annum per annum“ von Arvo Pärt.
Die Begriffe Zeit und Raum sind vielfach interpretierbar und finden sich sowohl in der extrem aufwendigen Aufnahmetechnik, die den einzigartigen, klingenden Kirchenraum plastisch einfängt, wie in den in besonderem Bezug zum historischen Bauwerk stehenden Kompositionen wieder. Diese Doppel-CD kann auch als musikalische Zusammenfassung der künstlerischen Tätigkeit von Christoph Keggenhoff gesehen und vor allem gehört werden. Im Konzert erklingt eine Auswahl der Stücke, die auf der CD zu hören sind.
Tickets fürs Konzert und ab Ende Juli die CD selbst sind in der Dom-Info und bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich.
Im Laufe seines Berufslebens spielte Christoph Keggenhoff zehn CD-Aufnahmen ein. Häufig handelt es sich hier um Porträts verschiedener Instrumente, so etwa der Sandtner-Orgel der Pfarrkirche St. Matthäus in Eisenberg („Barock – Romanik – Moderne“) oder der Mahler-Seuffert-Orgel zu Kirrweiler. Hochgelobt wurde seine CD-Einspielung aus dem Jahr 2018 unter dem Titel „Calvaire“. Unter dem Untertitel „Resignation und Hoffnung“ folgt diese Aufnahme dem programmatischen Konzept eines Lebenswegs mit Blick auf den Kalvarienberg, also von Tod und Verzweiflung zu Auferstehung und Erlösung. Es sind hier Kompositionen von César Franck bis zu Bjarne Hersbo zu hören.
Christoph Keggenhoff hatte verschiedenen Funktionen in Speyer
Christoph Keggenhoff war von 1991 bis 2023 bei der Dommusik Speyer in verschiedenen Funktionen tätig. Zuletzt hatte er das Amt des Zweiten Domorganisten inne. Bereits während seiner Schulzeit war er in der Kirchenmusik aktiv und legte das C-Examen für nebenamtliche Kirchenmusiker ab. Sein Studium der Kirchenmusik absolvierte er an der Gutenberg-Universität Mainz. Es folgte ein Aufbaustudium „Künstlerische Ausbildung“ im Fach Orgel solo an der Musikhochschule Mannheim. Sein Examenskonzert gab er 1991 im Speyerer Dom. Der berufliche Einstieg führte Keggenhoff zunächst nach Bad Godesberg, wo er als Kantor, Organist und Leiter einer Bläsergruppe wirkte. Zusammen mit seiner Frau, Gesangspädagogin Monika Keggenhoff, leitete er verschiedene Chorgruppen.
Keggenhoffs Arbeit am Speyerer Dom begann 1991. Als Domkantor wirkte er auch im vokalen Bereich. Wiederum zusammen mit Monika Keggenhoff gründete er als Leiter der Domsingschule Chorgruppen mit Kindern und Jugendlichen, nach wenigen Monaten waren dort 120 Sängerinnen und Sänger aktiv. 1995 folgte die Gründung der Schola Cantorum Saliensis, mit der er über Jahrzehnte das musikalische Gesicht des Doms mitprägte. Die Schola ist auf den Gregorianischen Choral konzentriert, der bereits in der Entstehungszeit des Gotteshauses dort gesungen wurde.
Von Beginn seiner Tätigkeit in Speyer an war Keggenhoff auch als Organist tätig. Seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn spielte Keggenhoff, zunächst in Deutschland, dann mehr und mehr auch im Ausland, zahlreiche Konzerte. In Anbetracht der jetzigen Situation bleiben ihm drei umfangreiche Konzerttourneen in den 1990er Jahren durch die Ukraine in besonderer Erinnerung.
2010 wurde er Zweiter Domorganist und spielte in zahlreichen Gottesdiensten und Konzerten. Daneben agierte er weiterhin als Leiter der Schola Cantorum Saliensis. Die Schola veröffentlichte zwei CD-Aufnahmen: „O clemens, o pia“ mit marianischer Musik, aufgenommen im Dom und „Das Speyerer Gesangbuch von 1599“, aufgenommen in der Abteikirche in Otterberg.
1991 erhielt er die Berufung zum amtlichen Orgelsachverständigen in der Diözese Speyer. Von 1992 bis 2022 war er Vorstandsmitglied in der „Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD)“, ab 2009 als deren Vorsitzender.
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