Speyer. „Worauf wartest du? Bessere Zeiten kommen nicht von selbst. Man muss sich darum bemühen. Wann startest du, geneigter Leser? Deine Wohltaten nehmen Einfluss auf das Gemeinwohl und letztlich auf unser Gemeinwesen“. Mit diesem Appell im letzten Kapitel seines Buches „Von der Wohltat zum Gemeinwohl“ lässt Professor Dr. Dr. h. c. mult. Peter Eichhorn anklingen, dass das Streben nach Gemeinwohl auch Aufgabe eines jeden Bürgers sein sollte.
Dass diesem Streben nicht nur im Alltag, sondern gerade in Zeiten mit außergewöhnlichen Herausforderungen besondere Bedeutung beizumessen ist, steht außer Frage. Für den Verfasser geht es daher um wesentlich mehr als das egoistische Verfolgen persönlicher Interessen beispielsweise von Staaten, Investoren, Produzenten oder Eigentümern. Eichhorn definiert Gemeinwohl als Ergebnis erreichter Ziele zum Wohle der Allgemeinheit. Dazu gehören Definitionen wie Freiheit, Frieden, individuelle und soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Bildung, Wohlstand und Nachhaltigkeit.
Begriff nicht einfach
Zur Person
Professor Dr. Dr. h.c. mult. Peter Eichhorn ist Emeritus der Universität Mannheim. Er war Inhaber des Lehrstuhls für Public & Nonprofit Management. Von ihm stammt die Bezeichnung „Öffentliche Betriebswirtschaftslehre“.
Er gilt als Nestor dieser Disziplin. Davon zeugen über 400 Veröffentlichungen in Büchern, Buchbesprechungen, Aufsätzen in Fachzeitschriften und Beiträge in Sammelwerken.
Eichhorn ist auch ehrenamtlich tätiger Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Speyer. Die Stiftung verwaltet zudem 21 Treuhand- und Namensstiftungen. Sie sind ebenfalls ein gutes Beispiel für das Engagement von Bürgern.
Mit aus den Stiftungen erwirtschafteten Erträgen, werden Projekte beispielsweise im sozialen und kulturellen Bereich unterstützt, was ebenfalls zur Förderung des Gemeinwohls beiträgt. mey
„Was Staat, Gesellschaft und ich tun können“ lautet der Untertitel der Publikation, wobei Eichhorn mit dem „ich“ jeden einzelnen Leser anspricht. Auf 72 Seiten führt er in 15 Kapiteln verständlich aus, dass Eigeninteressen von Individuen und Institutionen nur dann zum Gemeinwohl führen, wenn sie sich als Wohltat manifestieren. Eichhorn verhehlt nicht, das der Begriff umstritten ist und allzu oft als Worthülse missbraucht wird. Er stellt auch klar, dass der Ausdruck häufig mit Wohlstand gleichgesetzt werde, was jedoch zu eng gedacht sei.
Bei aller Komplexität hinsichtlich persönlicher und systemischer Komponenten beleuchtet der Autor anschaulich die Auswirkungen staatlicher, gesellschaftlicher und persönlicher Einflüsse auf das Gemeinwohl. Abträglich sind demnach Eigennutz, Rücksichtslosigkeiten, Anfeindungen, Anmaßungen, monetäre Exzesse, Verfehlungen und Straftaten. Ein eigenes Kapitel ist dem Thema „Freiheit zur Selbstbestimmung“ gewidmet, wobei es nicht um plakative Wahlsprüche geht. Der Fokus richtet sich allein auf das freiheitliche Denken und Handeln im Sinne des Gemeinwohls.
Im Kapitel 10 schreibt Eichhorn, dass Ziele zur Vollendung des Gemeinwohls in ihrer Gesamtheit so gut wie nie erreicht werden, was besonders auf autoritäre Regime zutreffe. „Aber auch Demokratien sind nicht vor Unfreiheit, Unfrieden, Ungerechtigkeit, Armut und Umweltschäden gefeit“, stellt der Autor unmissverständlich fest.
Was der Verfasser unter einem toleranten Leben versteht, erläutert er im Kapitel 13. Dort schreibt er: „Gemeinwohl im hier verstandenen Sinn erwächst aus den sieben fundamentalen Staatszielen, den erwünschten Zuständen der Zivilgesellschaft und aus den Wohltaten der Bürger“.
Im vorletzten Kapitel schlägt der Autor vor, die Aussage des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt“, wie folgt zu ergänzen: „Fragt, was ihr für euer Land und eure Gesellschaft tun könnt“. Oder speziell im Hinblick auf den Kontext dieses Buches: „Frage was du für das Gemeinwohl und für dich selbst tun kannst.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-speyer-was-die-wohltat-zum-beitrag-fuers-gemeinwohl-macht-_arid,1970326.html