Speyer. Kunstfreunde in Speyer und weit darüber hinaus können sich auf ein Gastspiel des renommierten Bildhauers und Grafikers Thomas Duttenhoefer freuen. Der in Darmstadt lebende Künstler hat schon mehrmals in seiner Geburtsstadt Speyer ausgestellt. Am Freitag, 29. August, um 18 Uhr eröffnet Tanja Binder, die Leiterin des Fachbereiches für Kultur, Tourismus, Bildung und Sport, im Kulturhof Flachsgasse eine Ausstellung des mehrfach ausgezeichneten Künstlers.
Der Titel „Die Gegenwart der Mythen – Zeichnungen und Plastiken“ – weist auf eine für Duttenhoefer typische Werkschau hin, die in ihrer qualitativen Ausprägung zu den herausragenden Präsentationen der letzten Jahre in Speyer gehört. Dem Umfang der Kunstschau Rechnung tragend, werden im Kulturhof alle Ausstellungsräume der Städtischen Galerie und vom Kunstverein bespielt.
Dr. Philipp Gutbrod, Kulturreferent der Wissenschaftsstadt Darmstadt, wird in die Ausstellung einführen. Kunstfreunden ist Darmstadt vor allem wegen der Mathildenhöhe bekannt. Das Areal ist Zeugnis künstlerischer und sozialer Reformen des frühen 20. Jahrhunderts und wurde 2021 in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen. Die musikalische Gestaltung obliegt der mehrfach ausgezeichneten Jessica Marwitz von der Musikschule Speyer.
Thomas Duttenhoefer in Speyer vorzustellen, heißt Eulen nach Athen zu tragen. Er gehört zu den wichtigsten figurativen Bildhauern und Grafikern in Deutschland. Seine Werke sind im In- und Ausland sowohl in Museen und Galerien, als auch in öffentlichen Räumen zu sehen. Hauptberuflich bis 2015 als Professor für Grundlehre und Zeichnen an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim tätig, gehörten Beruf und Kunst für ihn schon immer zusammen und wurden in gleicher Intensität parallel betrieben.
Anlässlich seines 75. Geburtstages im Februar 2025 zeigt der Purrmann-Preisträger neben Plastiken aus den letzten 50 Jahren auch großformatige Kohlezeichnungen auf Leinwand, die alle ab 2021 entstanden sind. Unabhängig von der Zeit der Fertigung sind alle Exponate zum ersten Mal in Speyer zu sehen. Vervollständigt wird die Schau durch Druckgrafiken und eine kleine Serie von Figurenstudien in Öl.
Menschenbilder, Stiere, antike Gestalten und Märtyrer
Thematisch stets anspruchsvoll, dominieren in seinem von der griechischen Mythologie geprägten Werk Menschenbilder, Stiere, antike Gestalten und Märtyrer, was gleichermaßen für seine plastischen Arbeiten und Kohlezeichnungen auf Leinwand gilt. Abstand von mythologischen Themen nimmt Duttenhoefer lediglich bei mehreren zeitgenössischen Porträtplastiken und Statuetten, auf denen neben anderen die Physiognomien von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und der Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs verewigt sind.
Die Erzählungen der Antike sind für Duttenhoefer eine unerschöpfliche Quelle. Sie finden Eindruck machenden Ausdruck in den aus Bronze, Eisen oder Holz mit Grafit geschaffenen Plastiken, aber auch in den Zeichnungen und Radierungen. Dem Betrachter begegnen Mischwesen ganz unterschiedlicher Couleur. Zu nennen sind der Minotaurus, Hirtengott Pan, Nymphe Daphne und Kassandra, die den Fall von Troja voraussagte. Zur Werkschau gehören auch der mehrköpfige Höllenhund Kerberos, die lebensgroße Mondgöttin Selene sowie eine überlebensgroße Statue des antiken Ehepaares Philemon und Baucis, dem Gottvater Zeus einen ganz besonderen Wunsch erfüllte.
Regelrechte Dramen spielen sich in den großformatigen Kohlezeichnungen ab, auf denen sich extrem verdichtet enthemmte Mischwesen tummeln. Ferkel stellen Gefährten des Odysseus dar, die von der Zauberin Circe in Schweine verwandelt wurden. Es sind extreme Darstellungen, die an ein absurdes Welttheater voller Dramatik erinnern. Nach Einschätzung des Speyerer Universitätsgermanisten und Kulturpublizisten Dr. Oliver Bentz ist auf den schwarzen Zeichnungen eine Welt der Fantasie entstanden. Quasi eine Parallelwelt, die uns alle umgibt. Nach Bentz spiegeln sich in ihr aber auch Sensibilität, Gewalt, Ausgeliefertsein und die Vernichtung unserer Gegenwart wider.
Bentz sagt: „Oft stehen in Duttenhoefers ausdrucksstarken Arbeiten Lebenswille einerseits und Todesbedrohung andererseits dicht nebeneinander“. Galerieleiter Franz Dudenhöffer ergänzte beim Pressegespräch, dass der Künstler sich bei allen Erfolgen immer weiter entwickle und nie aufhöre, nach neuen Inhalten und Ausdrucksformen zu suchen.
Die Ausstellung ist bis 5. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten donnerstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr.
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