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Speyerer Bischöfe freuen sich über den „Weinzehnt“ aus Kirrweiler

264 Flaschen Grauburgunder haben ihren Weg nach Speyer gefunden. Die Winzer aus Kirrweiler pflegen damit eine uralte Tradition - die erst seit 2011 wieder so richtig existiert.

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Bistum Speyer
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Sie stoßen gemeinsam auf den neuen „Weinzehnt“ an: Weihbischof Otto Georgens, der Kirrweiler Bürgermeister Rolf Metzger, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weinprinzessin Sina I. und Winzerin Maike Schwab. © Bistum/Landry

Speyer. Vor dem Speyerer Dom fand jetzt die traditionelle Übergabe des „Weinzehnts“ aus Kirrweiler statt. Zum 14. Mal hatten die Südpfälzer eine Weinfuhre von ihrer Heimat aus per Traktor und auf dem letzten Stück traditionsgemäß mit Pferdefuhrwerk zum Dom transportiert. Begleitet wurde die Kutsche von einer Abordnung der Ortsgemeinde mit Bürgermeister Rolf Metzger und Weinprinzessin Sina I. Insgesamt 264 Flaschen Grauburgunder übergab die Kirrweiler Delegation als „Weinzehnt“ an die Speyerer Bischöfe.

Zum Gefolge aus der Südpfalz gehörten auch wieder „Gertrud von Kerrweiler“ (Louisa Weis) und Georgius, der Verwalter des „göttlichen Weinkellers“ (Georg Weis), die, in historische Gewänder gekleidet im Domnapf stehend, Bischöfe und Publikum zur Zeremonie herbeiriefen. Georgius blickte zurück auf die Geschichte des „Weinzehnts“, der aus einer schwierigen Zeit stamme, in der viele Menschen hungern mussten. „Verdursten muss heutzutage Gott sei Dank keiner mehr. Merkt ihr eigentlich, wie gut es euch tatsächlich geht? Manchmal kommen mir da Zweifel“, mahnte er die Zuschauer. Für Georgius war es der letzte „Weinzehnt“ – Georg Weis verabschiedete sich von seiner Aufgabe: „Was gibt’s für einen Pfälzer schöneres als vorm Dom Abschied zu nehmen“, schloss er.

Bischof Wiesemann bedankt sich für Bewahrung der Tradition

Bischof Karl-Heinz Wiesemann begrüßte die Delegation herzlich zu diesem „immer ganz besonderen Ereignis“. Er bedankte sich für die treue Bewahrung der Tradition und für den alljährlich wunderbaren Wein, den er auch gerne als Geschenk nutze: „Das sind schöne Möglichkeiten, ihn an verschiedenen Anlässen mitzunehmen, wenn ich zum Beispiel an Weihnachten verschiedene Einrichtungen besuche, freuen sich die Menschen immer sehr über den Wein, oder auch wenn ich ihn im Bischofshaus für meine Gäste ausschenke. Durch die Verbindung mit dem Kirrweiler Wein entsteht immer ein schönes Pfälzer Heimatgefühl.“

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Weihbischof Otto Georgens, im Volksmund auch immer mal gern spöttisch „Woibischof“ genannt, begrüßte die Delegation mit einem kleinen Reim: „Heit mein ich, liebe Leid, es wäre auch für ein Danke Zeit.“ Auch er nutze den „Weinzehnt“ gerne als Geschenk bei seinen Besuchen – zum Beispiel bei seiner alljährlichen Reise nach Aachen zur Misereor-Zentrale, bei der er immer einen Karton Kirrweiler Wein im Gepäck habe. „Von daher ist es auch ein Geben und Nehmen. Wir sind die Beschenkten, a

ber wir beschenken auch weiter und ihr habt was davon“, betonte der Weihbischof, da er auch immer kräftig die Werbetrommel für das jeweilige Weingut rühre.

Der Kirrweiler Bürgermeister Rolf Metzger übergab den Bischöfen die Urkunde mit den Informationen zum diesjährigen Zehntwein. Er freue sich, dass die Übergabe mittlerweile schon zum 14. Mal vor dem Dom stattfinden könne, somit zu einer echten Tradition geworden sei, und dass der Kirrweiler Wein zu besonderen Anlässen bei den Bischöfen getrunken werde.

„Weinzehnt“ symbolisiert Dankbarkeit und Wertschätzung

„Wir hoffen, wir machen das noch oft, und dürfen noch viele Jahre unseren Wein hierher nach Speyer bringen“, sagte Metzger. Weinprinzessin Sina I. nannte die alljährliche Übergabe ein „Zeichen der engen Beziehung zwischen Kirche, Ort und Weinbau“. Der „Weinzehnt“ symbolisiere Dankbarkeit und Wertschätzung für die reiche Ernte des vergangenen Jahres. Gemeinsam luden sie alle Anwesenden zum Festprogramm des „Weinzehnts“ am Wochenende nach Kirrweiler ein.

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In diesem Jahr stammt der Zehntwein, ein 2023er Grauburgunder, aus dem Kirrweiler Weinhaus Matt-Schwab. Winzerin Maike Schwab blickte zurück auf einen schwierigen Weinherbst, geprägt durch lange Trockenperioden und späten Regen kurz vor der Ernte. „Der 2023er Graue Burgunder classic ist ein Wein im oberen trockenen Bereich, mit Nussaromen und einem fruchtigen Geschmack nach Banane und Mango“, erzählte Schwab. „Er passt zu Fisch, Pfälzer Gerichten und einem lauen Sommerabend auf der Terrasse. Ich wünsche viel Spaß mit unserem Wein und guten Genuss!“ Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den „Original Sankt Martiner Weinschlauchdudlern“.

Zur Geschichte des „Weinzehnts“

Der Weinort Kirrweiler an der Südlichen Weinstraße war zu Feudalzeiten Oberamt und Sommerresidenz der Fürstbischöfe des alten Bistums. Auf Anregung von Bürgermeister Metzger wurde 2011 – anlässlich des 950-jährigen Domweihjubiläums – an die alte Tradition des „Weinzehnts“ neu angeknüpft, bei der dem bischöflichen Landesherrn der „Zehnte“ des Weinertrages abgeliefert werden musste. Der „Weinzehnt“ ist eine Naturalabgabe auf die Ernte im bischöflichen Weinberg in der Kirrweiler Gemarkung „In den Flegeläckern“. In früheren Jahrhunderten wurde er im fürstbischöflichen Zehntkeller in Kirrweiler entrichtet, dort ausgebaut und anschließend nach Speyer gebracht. Heutzutage bringen die Kirrweiler den trinkfertigen Wein direkt zu den Bischöfen nach Speyer.

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