Ein Rückblick

Seit 100 Jahren ist der Schlossgarten Schwetzingen jetzt offen

Das Jubiläum von Kurfürst Carl Theodor anlässlich dessen 300. Geburtstags und 225. Todestags mit Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg stellte 2024 in Schwetzingen alles in den Schatten.

Von 
Andreas Lin
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Schwetzingen. Das Jubiläum von Kurfürst Carl Theodor anlässlich dessen 300. Geburtstags und 225. Todestags mit Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg stellte 2024 in Schwetzingen alles in den Schatten. Darüber hinaus wurden weitere Jubiläen und runde Jahrestage gefeiert. Andere wiederum blieben eher im Hintergrund oder sogar ganz im Verborgenen. Hier versuchen wir mal einige zusammenzufassen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Der älteste Jahrestag in diesem Reigen hat unmittelbar mit dem Kurfürsten zu tun. Denn genau vor 275 Jahren, also 1749, wurde der nördliche Zirkelbau des Schlosses fertiggestellt. 100 Jahre später kam der berühmte Naturforscher und Botaniker Karl Friedrich Schimper nach Schwetzingen, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1876 lebte. Als Namensgeber der gleichnamigen Schule wird sein Wirken immer noch in Ehren gehalten.

„Erst“ 160 Jahre alt wurde heuer der Turnverein, der 1864 gegründet wurde. Aus dem gleichen Jahr datiert die erste Nutzung eines Wohnhauses in der Invalidengasse als jüdische Synagoge und die Gründung einer Methodistengemeinde. Vor 140 Jahren wurde die evangelische Kirche in ihre neu barocke Form umgestaltet, nach Westen erweitert und der Fassadenturm errichtet. 1884, also vor 140 Jahren, begannen zudem die ersten Kanalisationsarbeiten in Schwetzingen (Karlsruher Straße bis Rathaus), die Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes wurde gegründet, die fabrikmäßige Herstellung von Zigarren begann und die erste Ortskrankenkasse (Vorreiter der AOK) wurde eröffnet.

Baubeginn vor 125 Jahren

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Konstantin Groß
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Ebenfalls um eine Schule dreht sich das nächste Jubiläum: Denn mit dem Bau des Gebäudes der Hildaschule, seit 1912 benannt nach Großherzogin Hilda von Baden, wurde vor 125 Jahren (1899) begonnen. Viele Jahre war dort eine Grund- und Hauptschule untergebracht, später die Haupt- und Werkrealschule. 2015 zog dort das Privatgymnasium ein, das seit 2017 das Haus alleine nutzt. Auch vor 125 Jahre soll es in Schwetzingen interessante archäologische Funde in der der Lindenstraße gegeben haben.

Exakt von vor 100 Jahren stammen mehrere erwähnenswerte Ereignisse: So ist erst seit 1924 der Schlossgarten öffentlich zugänglich, so wie wir ihn heute kennen. Im Bereich des Schlosses wurde damals auch eine Jugendherberge eingerichtet, die es aber längst nicht mehr gibt.

Das dritte „Jubiläum“ aus diesem Jahr ist allerdings nicht so erfreulich: Denn ein Großfeuer vernichtete damals alle Stall- und Lagergebäude sowie den Remisenplatz an der südlichen Seite des Marstallgebäudes, das bis 1918 als Kaserne genutzt worden war. Auch die gerade fertiggestellte Turnhalle des TV 1864 wurde schwer beschädigt. Sie wurde danach wiederhergestellt. Die anderen Gebäudeteile wurden nach dem Brand einer zivilen Nutzung mit Wohnungen und Geschäften zugeführt.

Genau 90 Jahre alt wäre das alte, 1934 eingeweihte evangelische Lutherhaus geworden, wenn es nicht vor über 20 Jahren (im Januar 2004) durch einen Großbrand fast völlig vernichtet worden wäre. 1949 war ein weiteres Jahr des Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg – auch in Schwetzingen: So wurde vor 75 Jahren die Volkshochschule eröffnet, die Zigarettenfabrik Atos eröffnet und die Handballabteilung des Turnvereins wiedergegründet. Im Bahnhof gab es damals ein schweres Eisenbahnunglück: Ende November entgleiste ein Zug mit einer Dampflok der Baureihe 44.

Seit 70 Jahren Sportlerehrung

Seit genau 70 Jahren werden die Sportlerplaketten der Stadt verliehen. Bei der Premiere 1954 war schon Tischtennis-Legende Lore Eichhorn (damals noch unter ihrem Mädchennamen Spilger) dabei, die heute immer noch bei städtischen Ehrungen mit von der Partie ist. Damals 1954 war sie erstmals in die deutsche Mächen-Nationalmannschaft berufen sowie internationale Meisterin von Jugoslawien und Österreich geworden. Das Realgymnasium heißt seit 70 Jahren Hebel-Gymnasium, in Schwetzingen konnte 1954 zum ersten Mal die mittlere Reife abgelegt werden und das neue Schwimmbad an der Bruchhäuser Straße wurde eröffnet.

Interessant ist der Rückblick auf 1964: So stiftete vor 60 Jahren der Abiturjahrgang 1939 dem Gymnasium eine Bronzebüste von Johann Peter Hebel, die inzwischen seit über 40 Jahren verschollen ist. Nach einer Abifeier verschwand das wertvolle Stück und ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. 1964 wurden außerdem das Anfang 2024 geschlossene evangelische Gemeindezentrum (Melanchthonhaus) in der Kurfürstenstraße und das inzwischen wieder abgerissene Feuerwehrhaus in der Zeyherstraße eingeweiht. Außerdem führte der erste Martinsumzug durch den Schlossgarten.

1974 gab es auch viele spannende Ereignisse: So fuhr vor 50 Jahren die letzte Straßenbahn durch Schwetzingen, das Kreiskrankenhaus wurde eingeweiht und in diesem Zug das städtische Hospital (Hildastraße und Maximilianstraße) geschlossen, der Waldlehrpfad in der Sternallee eingerichtet, der Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz gegründet, die Nordstadtschule eröffnet und der Spielbetrieb im Rokokotheater nach Renovierung wieder aufgenommen.

Vor 40 Jahren (1984) wurde die St.-Josef-Kapelle im Hirschacker eingeweiht, der Zellentrakt im Friedhof fertiggestellt, der Leimbach zwischen Brühl und Schwetzingen in ein neues Bett umgeleitet, die erste Tankstelle mit bleifreiem Benzin für Kat-Autos von der Avia sowie die Ederer-Passage in der Mannheimer Straße eröffnet und die Stilllegung des Bundesbahn-Ausbesserungswerks verfügt – fortan war es für wenige Jahre nur noch Reparaturwerkstatt. 1989 erfolgte die endgültige Schließung.

1994 (30 Jahre) wurde das Bassermann-Vereinshaus eingeweiht und 1999 – also vor 25 Jahren – passierten zahlreiche Dinge: Bernd Kappenstein wurde Oberbürgermeister, Stefan Dallinger sein Nachfolger als Erster Bürgermeister. Der evangelische Dekan Werner Schellenberg, leider 2024 verstorben, ging in Ruhestand, das städtische Museum wurde in Karl-Wörn-Haus umbenannt, Jens Stolpmann wurde Kirchendiener der evangelischen Gemeinde und Dr. Dr. Wolfgang Klein Churfürst der SCG. Und in Schwetzingen gründete sich erstmals ein Fanclub des FC Bayern München.

Ein Ereignis von vor 20 Jahren verdient zum Abschluss noch Erwähnung: Nach dem verheerenden Tsunami in Südasien wurde in Schwetzingen auf Initiative von OB Bernd Kappenstein eine Hilfsaktion ins Leben gerufen, die am Ende ein Waisenhaus in Sri Lanka baute.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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