Speyer. Er studierte Betriebswirtschaftslehre, war lange in der Finanzbranche tätig und ist seit einigen Jahren als Verfasser von Kriminalromanen bekannt. Er ist zudem als Lehrbeauftragter für Bankmanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim tätig und beschäftigt sich als bekennender Pfälzer intensiv mit der Wein- und Vinothekenkultur seiner Heimatregion. Die Rede ist von Uwe Ittensohn, der 1965 in Landau geboren wurde und seit seiner Kindheit in Speyer lebt.
Zu den besonderen Merkmalen des Schriftstellers gehört sicherlich sein Wohnhaus, von dem aus nur einige Bäume den direkten Blick auf das Grab des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl im Adenauerpark versperren. Eine wirkliche Rarität stellt jedoch das Alter des Gebäudes dar, das aus dem 13. Jahrhundert stammt. Bei dem etwa 1225 errichteten und heute denkmalgeschützten Stiftsgebäude mit historischem Klostergarten handelt es sich nachweislich um das älteste Gebäude von Speyer. Ittensohn hat das Anwesen von Grund auf saniert und den Klostergarten in ein Refugium der Ruhe verwandelt, in dem er in den Sommermonaten die nötige Muße zum Schreiben findet (siehe Interview).
Uwe Ittensohn: Vom Finanzfachmann zum Krimiautor – Wechsel nicht bereut
Bereits vor seinem Ausscheiden aus dem Beruf als Finanzfachmann im Jahre 2020 war er nebenberuflich mehrere Jahre als freier Schriftsteller tätig. Den Wechsel zur hauptberuflichen Schriftstellertätigkeit, die schwerpunktmäßig im Bereich Kriminalliteratur angesiedelt ist, hat der heute 59-Jährige aus Überzeugung vollzogen und nicht bereut. Was seine Kriminalromane anbelangt, verbindet er fiktive Geschichten gerne mit realen oder zeitgeschichtlichen Hintergründen. Krimi-Premiere feierte Ittensohn 2019 mit dem Roman „Requiem für den Kanzler“, dessen Handlung sich um ein geplantes Attentat bei den Feierlichkeiten zur Beisetzung des verstorbenen Bundeskanzlers a. D. Helmut Kohl im Dom zu Speyer und auf dem Domvorplatz rankt.
Im 2020 erschienenen Roman „Abendmahl für einen Mörder“ wird dem Leser dank der Handlungsnähe zum Dom, dem Klerus und der Kirchengeschichte schnell klar, dass man mystischen Geheimnissen nicht nur im Vatikan nachspüren kann. Seit Februar 2024 ist seine mittlerweile sechste Ausgabe mit dem Titel „Letzte Lese“ im Buchhandel erhältlich. Ein Werk, in dem der Autor viel Weinwissen verarbeitet hat. Dem Wunsch des Gmeiner-Verlags in Meßkirch folgend, soll jedes Jahr eine neue Krimigeschichte mit überwiegend lokalen und regionalen Schauplätzen erscheinen. Die nächste Ausgabe ist bereits in Arbeit und wird voraussichtlich im Februar 2025 herausgegeben.
Wein- und Vinothekenkultur der Pfalz
In einem weiteren Zweig seiner schriftstellerischen Tätigkeit beschäftigt sich der Autor wie anfangs erwähnt in Sachbuchform mit der Wein- und Vinothekenkultur seiner Heimatregion Pfalz. 2024 ist bereits sein zweiter, sehr aufwendig gestalteter Vinotheken- und Wanderführer mit dem Titel „Weinbar. Essbar. Wanderbar“ im Gmeiner-Verlag erschienen. Ein Werk, das förmlich zum Besuch der geschilderten Glücksorte mit toller Architektur, erlesenen Weinen und ausgewählten Wanderrouten einlädt. Das fachliche Rüstzeug für den Pfälzer Genießer-Triathlon hat sich der vielseitig interessierte Kenner der Materie bei der Ausbildung zum Kultur- und Weinbotschafter (Pfalz) sowie zum Berater für Deutschen Wein geholt, die er 2022 erfolgreich abschloss.
Das ganz besondere Zuhause des Autors
Herr Ittensohn, im Bericht steht, dass Sie im ältesten Gebäude von Speyer wohnen. Wie kam es dazu?
Uwe Ittensohn: Meine Frau und ich hatten schon immer ein Faible für Stadtgeschichten und Klostergärten.
Wem gehörte das Haus vorher?
Ittensohn: Vorbesitzer waren die Ordensgemeinschaft der Spiritaner, dann das Bistum Speyer und schließlich die Gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungs- GmbH (Gewo).
Wie kam der Erwerb zustande?
Ittensohn: Die Immobilie samt Garten wurde von der Gewo in Form eines Bieterverfahrens zum Kauf angeboten. In der Ausschreibung wurde darauf hingewiesen, dass eine künftige Nutzung an die Geschichte des Hauses angelehnt sein solle.
Sie haben sich dann an der Auktion beteiligt?
Ittensohn: Ja! Ich wurde auf die Ausschreibung aufmerksam und habe mir mit meiner Ehefrau Christiane das Objekt angeschaut. Wir standen vor einer Ruine und meine Frau sagte spontan: „Das kannst du vergessen!“
Trotzdem haben Sie ein Gebot abgegeben!
Ittensohn: Ja! Wohl wissend, was für ein gigantischer Sanierungsaufwand bei einer erfolgreichen Bewerbung auf uns zukommen würde.
Ihr Gebot war offensichtlich erfolgreich?
Ittensohn: Nochmal Ja! Der Zuschlag erfolgte im Jahre 2001. Ausschlaggebend war wohl das von uns vorgelegte Nutzungskonzept, das die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes und die Wiederherstellung des historischen Klostergartens beinhaltete. Wo einst nur Bauschutt lag, befindet sich heute eine ganz nach dem Prinzip des Klostergartens St. Gallen angelegte Kombination aus Kräutergarten, Gemüsegarten, Blumengarten und Obstwiese. Sogar ein Olivenbaum trägt alljährlich Früchte.
Wie ging es dann weiter?
Ittensohn: Unter Erhalt der alten Bausubstanz haben wir in den Jahren 2002 und 2003 vor allem den Innenbereich des Gebäudes modernisiert und die Gartenseite farblich aufgefrischt. Die Außenwand zum Hirschgraben ist ein originales Teil der alten Speyerer Stadtmauer aus dem 11. Jahrhundert.
Wann konnten Sie denn dann einziehen?
Ittensohn: Die Einweihung erfolgte in Anwesenheit des damaligen Oberbürgermeisters Werner Schineller im September 2003.
Haben Sie ihre Entscheidung jemals bereut?
Ittensohn: Keinesfalls! Obwohl die Sanierung etwa das Dreifache des Kaufpreises verschlang, fühlen wir uns sehr wohl. Hier kann ich kreativ arbeiten, meinem Beruf als Schriftsteller und der hobbymäßig betriebenen Imkerei ungestört nachgehen, während die moderne Innenausstattung ausreichend Wohnkomfort bietet.
Das anvisierte Ziel, mit seinem schriftstellerischen Wirken die Kultur und Lebensart der Region über deren Grenzen hinaus bekannt zu machen, ist ihm vor allem mit diesen Publikationen hervorragend gelungen. Zur Steigerung des Bekanntheitsgrades tragen auch Krimi-Lesungen an ungewöhnlichen Orten wie dem Kaisersaal im Dom zu Speyer, in Modehäusern oder Vinotheken bei. Die Heimatliebe des Pfälzers schlägt sich in einer gewissen Großzügigkeit nieder. So wurde die Lesung im ausverkauften Kaisersaal in Verbindung mit dem Domkapitel und Dombauverein als Benefizveranstaltung durchgeführt. Die gesamten Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Spenden flossen in den Unterhalt des Weltkulturerbes Dom.
Lesungen und Seminare für kreatives Schreiben
Mit dem Verfassen von Kriminalromanen, Vinothekenführern und Lesungen ist Ittensohns schriftstellerisches Wirken noch nicht erschöpft. Als Trainer für kreatives Schreiben bietet er entsprechende Seminare an. Sie finden in der Regel an Volkshochschulen in der Metropolregion statt und werden unter dem Motto „Schriftsteller werden – von der Idee zum eigenen Buch“ angeboten. Offensichtlich mit Erfolg, denn fünf seiner ehemaligen Schüler haben inzwischen eigene Bücher veröffentlicht. Eine frühere Seminarteilnehmerin wurde sogar für eine Kurzgeschichte ausgezeichnet.
Imker mit grünem Daumen
Die Reihe besonderer Merkmale des ambitionierten Pfälzers lässt sich fast beliebig fortschreiben. Um das Wissen über die Geschichte seines Wohnortes zu vertiefen, ließ er sich 2024 zum Gästeführer für die Stadt Speyer ausbilden. Entspannung findet das Mitglied in der Autorenvereinigung „Syndikat“ im Klostergarten seines historischen Anwesens, wo er als passionierter Imker und Mann mit grünem Daumen weitere Hobbys pflegt. Dazu bietet der idyllische Garten mit gut 100 Gewürz- und Heilpflanzen reichlich Gelegenheit. Ittensohn ist verheiratet und Vater einer Tochter.
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