Speyer. Mehr Verbindungen, mehr Grün, mehr Bewegung – darum geht es im sogenannten Verflechtungskonzept Innenstadt, das die Schlagworte „Stadt – Grün – Fluss“ beinhaltet. Zweimal bereits haben sich Vertreter der Verwaltung mit Bürgern auf den Weg gemacht, um gemeinsam zu überlegen, was möglich ist. Dabei geht es nicht nur darum, die Stadt näher an den Rhein zu bringen.
Die Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026/27 hatte viel Arbeit gemacht. Verloren soll die Arbeit nicht sein. Was im Zuge der Anwärterschaft für die große Naturausstellung zu Papier gebracht wurde, soll nun beim Verflechtungskonzept von Nutzen sein.
„Was die Stadt en masse hat, sind Pläne und Konzepte“, sagt Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) beim zweiten Rundgang, der am Postplatz beginnt. Am Bestehenden weiterarbeiten, gemeinsam mit den Ideen der Bürger – so sieht der Plan aus. Vorrangiges Ziel ist die Entsiegelung der Stadt.
„Menschen aus den unterschiedlichen Stadtteilen haben sich Gedanken darüber gemacht, wie Speyer nachhaltig und klimaresilient gestaltet werden kann“, stellt Stadtplaner Robin Nolasco fest. Bei einem ersten Rundgang im Mai war der Weg vom Rheinufer in die Innenstadt sowie in Richtung Konversionsfläche Kurpfalzkaserne im Norden Speyers in den Fokus genommen worden. Dort soll ein nachhaltiges Quartier mit hohem Grünanteil entwickelt und mit der Stadt vernetzt werden. Um die zweite Fläche inmitten der Kernstadt, die Klipfels-au, und deren Funktion als Bindeglied zum Zentrum ging es auch.
Beim zweiten Rundgang richtet sich der Blick auf den umgekehrten Weg – also von der Innenstadt in Richtung Rheinpromenade. „Viele Menschen, die hier wohnen, suchen den Weg vom Zentrum zum Wasser, hinunter an den Rhein“, so Nolasco. Auch die sollen ein neues Wohlgefühl erhalten. Aktuell leidet dies aufgrund zu geringem Grünanteils und – als Konsequenz der fehlenden Beschattung – starker Hitzeentwicklung im Sommer.
Autoverkehr als Problem
Erinnerungen ans Jahr 1958 wurden bei einigen Teilnehmern des zweiten Rundgangs wach, als sie den Weg hinter die Galeria Kaufhof zum Synagogengedenkstein einschlugen. Wiesen habe es hier zu der Zeit gegeben. „Der Platz muss radikal von Autos befreit werden“, fordert ein Mann. Mit dem Pkw derart tief ins Zentrum hineinzufahren – das sei seiner Ansicht nach nicht akzeptabel.
In die gleiche Kerbe schlugen einige Beteiligte am Königsplatz. Lang war die Verweildauer dort durch die Diskussion um Parken und Platzgestaltung. „Die Bäume sind in keinem guten Vitalzustand“, zeigt Nolasco mit Verweis auf den Bestand auf. Steffen Schwendy, für Stadtgrün und Soziale Stadt zuständig, bestätigt, dass die Bäume durch den Belastungsdruck parkender Autos keine großen Wachstumsmöglichkeiten haben. „Das Parken ist hier ein Albtraum“, betont ein Bürger. Ein Parkhaus an der Stelle zu bauen, sei nicht möglich, macht OB Seiler deutlich. Einigkeit herrscht im Generellen: Autos sollen raus aus der Stadt, mit Ausnahme weniger ausgewiesener Stellplätze für mobil eingeschränkte Personen.
„Gerade Gassen und Plätze bieten Möglichkeiten zur Entsiegelung“, verdeutlicht Nolasco. Sein Denkanstoß: „Eine Temperaturentlastung ist nicht unbedingt auf der Maximilianstraße zu erreichen.“ Deshalb ist auch angedacht, den Parkplatz am Naturfreundehaus zur Grünfläche umzuwandeln. Neu und naturnah gestaltet werden könne auch die Fläche eines ehemaligen Kindergartens am Eselsdamm.
Verbesserungspotenzial bietet nach Meinung der Stadt der Festplatz. Begrünung, Verschattung, Veränderung des Untergrunds: Viele Themen spielen dort mit. Nicht so schnell umsetzbar wie andere Ideen seien die. Im Blick behalten werden, sollen sie dennoch.
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