Denkmal im Domgarten - Der Speyerer Bildhauer Wolf Spitzer setzt den Kanzler der Einheit Helmut Kohl eindrucksvoll in Szene / Ein Blick in die Entstehung der Bronzebüste

Helmut Kohl – verdichtet in einer Büste

Von 
Nikolaus Meyer
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Künstler Wolf Spitzer und das Modell des Kunstwerkes. © Meyer (1)/Spitzer

Speyer. Der Name Helmut Kohl ist untrennbar mit dem Kaiser- und Mariendom sowie der Europäischen Stiftung Kaiserdom verbunden. Auf Initiative des früheren Bundeskanzlers wurde sie im Juli 1999 ins Leben gerufen. Nun passiert das, was Weggefährten und Bewunderer von Kohl seit seinem Ableben am 16. Juni 2017 immer wieder zur Diskussion stellten. Die Stiftung würdigt den Gründungsvorsitzenden und Ehrenbürger Europas mit einem Denkmal. Bei der Pergola hinter dem Dom-Pavillon wird es aufgestellt und am Sonntag, 3. April, um 11.30 Uhr enthüllt. Das Datum ist kein Zufall, denn Kohl erblickte am 3. April 1930 das Licht der Welt. Vor der Enthüllung findet um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Kathedrale statt.

Stimmen zur Würdigung Kohls mit einer Bronzebüste

  • Finanzier Willi Kuhn: Nicht nur als Mitglied des Kuratoriums und Stiftungsrates war es mir ein Anliegen, die Finanzierung zu übernehmen. Bei einer Vollversammlung der IHK Pfalz 2003 habe ich Helmut Kohl kennengelernt. Eine freundschaftliche Beziehung entwickelte sich ab 2004, als ich zum IHK-Präsidenten gewählt wurde. Die gute Beziehung schloss den privaten Bereich ein und endete erst mit seinem Tod. 2006 hielt er einen faszinierenden Vortrag über Europa und den Euro, bei dem man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Mir und meiner Frau ist es eine Ehre, die Finanzierung zu übernehmen.
  • Domdekan Christoph Maria Kohl: Dem Vorschlag der Stiftung, ein Denkmal aufzustellen, hat das Domkapitel als Besitzer des Areals gerne zugestimmt. Wir haben Helmut Kohl unglaublich viel zu verdanken und es war eine Selbstverständlichkeit, einen gebührenden Platz zur Verfügung zu stellen.
  • Dr. Roman Nitsch, Geschäftsführer Europäische Stiftung: Ohne die besondere Beziehung von Helmut Kohl zum Dom und zur Stadt wäre vieles nicht möglich gewesen. Er betrachtete den Dom als seine Hauskirche und hat die Würdigung mehr als verdient.

Das Denkmal besteht aus einer 40 Zentimeter hohen Bronzebüste. Mit Blickrichtung auf die Südseite des Westwerkes ruht sie auf einer 130 mal 45 mal 35 Zentimeter messenden Stele aus rotem Pfälzer Sandstein, wie er teilweise auch beim Dom verwendet wurde. Gefertigt hat die Büste der Speyerer Bildhauer Wolf Spitzer. Die ebenfalls von ihm entworfene Stele, in die auf der Vorder- und Rückseite je ein Bronzeband mit den Schriftzügen „Ehrenbürger Europas“ und „Kanzler der Einheit“ eingelassen sind, kommt von der Bildhauerei Rehberger.

Grundaufbau aus Bändern und Styropor. © Wolf Spitzer

Auf einer seitlich angebrachten Plakette steht die Widmung: „Zum Andenken an Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, Freund und Förderer des Doms“. Finanziert wurde das Gesamtprojekt vom Unternehmerehepaar Susanne und Willi Kuhn aus Jockgrim, das freundschaftliche Kontakte zu Helmut Kohl pflegte.

Die aus Ton modellierte Büste, die schon gut die Gesichtszüge erkennen lässt. © Wolf Spitzer

Anlässlich der bevorstehenden Enthüllung sprachen wir mit dem Bildhauer über seine Vorgehensweise bei der Umsetzung dieses ehrenvollen Auftrages. Dabei wurde klar, dass Spitzer wie bei anderen Büsten zuvor auch bei Helmut Kohl gedanklich tief in dessen Persönlichkeit eintauchte, um dem charismatischen Politiker gerecht zu werden. Die Leistungen Kohls um die Einheit unseres Landes und sein Bemühen um die Einheit Europas sollten sich in der Gestaltung spiegeln.

Die Vielschichtigkeit abbilden

Spitzer begann, die vielschichtige Persönlichkeit zu studieren und sich anhand von Fotografien und Abbildungen in Zeitungen sowie filmischen Sentenzen ein Bild vom Leben Kohls zu machen, das vom jungen aufstrebenden Politiker über prägende Jahre als Kanzler bis zur von Alter und Krankheit gezeichneten Persönlichkeit reicht. Spitzer ließ physiognomisch unterschiedliche Bilder der facettenreichen Persönlichkeit auf sich wirken. Erkenntnisse wurden gedanklich verdichtet und in einem Wesensporträt zusammengefasst, das den Staatsmann Kohl auf dem Höhepunkt seines politischen Wirkens zeigt.

Der unbearbeitete Bronzeguss lässt erah-nen, wie die fertige Büste aussehen wird. © Wolf Spitzer

In einem weiteren Findungsprozess hat der Bildhauer das Sockelmaterial auf die Bausubstanz des Doms abgestimmt. Die vertikalen Schriftbänder erden die Büste und benennen gleichzeitig die herausragenden Verdienste Helmut Kohls um Demokratie und Frieden.

Von der Silikonform wird ein Wachsabguss gemacht, den dann der Künstler bearbeitet. © Wolf Spitzer

Welchen Aufwand der Künstler bei der Fertigung der im Wachsausschmelzverfahren hergestellten Büste betrieben hat, macht ein Blick auf die Phasen der Bearbeitung deutlich. Dem Grundaufbau aus Metallbändern und Styropor folgte die Modellierung aus Ton, von der in einer Spezialfirma eine Silikonform hergestellt wurde. Von der Silikonform wurde ein Wachsabguss gefertigt, den der Künstler nochmals überarbeitete. Dem Wachsabguss folgte im Ausschmelzverfahren der Bronzeguss, der in weiteren Arbeitsschritten entgratet, ziseliert, geschliffen und patiniert wurde.

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