Domplatz

Für die Demokratie: In Speyer wird gegen Rechts demonstriert

4500 Menschen zeigen bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus und Rassismus auf dem Speyerer Domplatz Flagge für Demokratie und Meinungsfreiheit.

Von 
Jürgen Gruler
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Bis zum Bischofshaus (l.) und zum Stadthaus (r.) reicht die Menge der Teilnehmer in Speyer, die sich zur Kundgebung gegen Rechts auf dem Domplatz versammelt haben. Die Polizei sprach gegenüber den Veranstaltern von etwa 4500 Menschen. © Gruler

Speyer. Eine Stadt zeigt Zivilcourage und setzt sich für den Erhalt der Demokratie und Menschlichkeit ein. Am Freitagabend strömen die Bürgerinnen und Bürger von allen Seiten auf den Domplatz, um dort bei einer Kundgebung Flagge zu zeigen gegen Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Ausgrenzung und gegen jegliche Einschränkung der Meinungsfreiheit. Das Bündnis für Demokratie und Zivilcourage hatte mit Unterstützung der Kirchen, des Gewerkschaftsbundes und der etablierten Parteien zur Demo aufgerufen.

Demonstranten in Speyer stellen sich gegen Afd und weitere rechte Gruppierungen

Im Mittelpunkt standen Aussagen, die sich gegen die AfD und weitere rechte Gruppierungen wandten und klar machen wollten, dass es eine bürgerliche Mehrheit gibt, die faschistische Tendenzen zurückweist. Fürs Bündnis sprach Sabrina Albers von einem „richtig fetten Zeichen für die Demokratie durch die Polizei auf 4500 Teilnehmer geschätzte Kundgebung. „Nehmt es ernst, geht zur Wahl. Nie wieder ist jetzt, ich bin aus Anstand Antifaschistin und lasse mich von Drohungen aus den Kreisen der AfD nicht einschüchtern.“

An die Spitze der Rednerliste stellte sich Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD): „Auch bei uns im Stadtrat zeigen die Rechten ihre hässliche Fratze. Aber bei uns sind alle Menschen gleich, ob sie Ali, Samuel oder Steffi heißen. Wer wie Höcke über Massendeportationen schwadroniert, Behinderte ausgrenzen will, der muss mit unserem Widerstand rechnen, Speyer steht für Menschlichkeit und Toleranz. Die AfD ist eine menschenverachtende, demokratiefeindliche, antisemitische und rassistische Partei. Es gibt keinen einzigen Grund, Faschisten zu wählen“, rief Seiler unter dem tosenden Applaus der Besucher.

Historiker Dr. Klaus Becker zählte erschreckende Parallelen zwischen Nazis und AfD auf in deren ersten Wahlergebnissen und den Zuwächsen. Er erinnerte an die Tagung Hitlers mit Geldgebern aus der Rüstungsindustrie in Düsseldorf. Und jetzt habe sich die Tagung in Potsdam treffend Düsseldorfer Kreis genannt. Weidels engste Mitarbeiter hätten daran mitgewirkt und ein Österreicher sei auch schon wieder dabei gewesen in dieser neuen völkischen Konstellation. Jetzt sei es höchste Zeit, gegen die Nazis auf die Straße zu gehen, die Menschen, die demokratisch denken, an die Wahlurnen zu holen. „Natürlich fördern wir Menschen mit Migrationshintergrund, weil wir eine Gesellschaft sind. Es darf nie wieder Halbdeutsche geben wie damals“, rief er den Menschen zu.

Vom linken Kulturzentrum Eckpunkt sprach Aktivistin Theodora: „Ich wurde schon oft massiv bedroht und ich warne davor zu glauben, die Probleme hätten mit der AfD angefangen und hören mit ihr wieder auf. In Potsdam waren auch CDUler dabei. Nie wieder Faschismus!“

Für die beiden Kirchen – im Dom war eigens für die Teilnahme ein Gottesdienst verkürzt worden – sprachen der evangelische Dekan Arne Dembek und der katholische Pastoralreferent Markus Lamm von einer beeindruckenden Teilnehmerzahl und einem wichtigen Zeichen. Sie zitierten Martin Niemöllers Kritik am eigenen Schweigen beim Erstarken der Nazis, weil er selbst erst nicht betroffen war, sondern Asoziale, Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Als sie ihn dann einsperrten, sei niemand mehr da gewesen, der für ihn den Mund hätte aufmachen können. Die Kirchen seien beim Kampf um die Demokratie auf der Seite der aufrechten Bürger, es sei keine Zeit mehr zum Schweigen, waren sie sich einig.

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Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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