Speyer. Die Mitglieder des Speyerer Künstlerbundes haben einen neuen Vorstand gewählt. Mit Magdalena Hochgesang und Andrea Niessen steht erstmals ein Führungsduo mit zwei Frauen an der Spitze des Vereins, der 2024 mit einer großen Gemeinschaftsausstellung in der Städtischen Galerie und im Kunstverein sein 40-jähriges Jubiläum feiern wird. Unsere Zeitung sprach mit dem neuen Führungsduo über die Gründe für den Führungswechsel, neue Konzepte für den Künstlerbund und die Planungen für 2024.
Was waren die Gründe für den Wechsel im Vorsitz des Vereins?
Die Vorstandschaft
1. Vorsitzende: Magdalena Hochgesang, 2. Vorsitzende: Andrea Niessen, Schriftführerin: Karin Germeyer-Kihm, Kassenwart: Matthias Schöner.
Beisitzer: Gisela Desuki, René Buja und Martin Eckrich.
Magdalena Hochgesang: Die Vorstandswahlen standen turnusmäßig an. Zum einen musste der bisherige Vorsitzende Reinhard Ader aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Zum anderen gab es innerhalb des Vereins auch inhaltliche Differenzen über die künftige Ausrichtung des Künstlerbundes. Das sind Dinge, die in jedem Verein passieren, wenn engagierte Menschen mit unterschiedlichen Ideen über den besten Weg miteinander diskutieren. Andrea Niessen und ich wurden mit großer Mehrheit in die neue Vereinsführung gewählt.
Wer gehört zum neuen Vorstand?
Andrea Niessen: Der neue Vorstand umfasst sieben Personen (siehe Infobox), mehr als die Hälfte davon sind Frauen.
Hochgesang: Wir wollen uns bewusst neu organisieren. Dabei soll die im Vereinsrecht vorgeschriebene Hierarchie etwas aufgeweicht werden, indem wir eine Doppelspitze bilden und nicht mehr die klare Vereinshierarchie wie bei unseren Vorgängern praktizieren.
Die erste Ausstellungseröffnung in der Sämergasse in der Regie des neuen Vorstandes war erfrischend anders und hat bei der Vernissage neue Akzente erkennen lassen. War das bereits Teil eines neuen Konzeptes?
Niessen: Die Ausstellung von Maria Treszinski war schon lange geplant. Wir haben ihr freigestellt, wie sie ihre Vernissage gestalten will. Und so kam es zu dem angesprochenen Format. Ich persönlich finde Künstlergespräche deutlich spannender als Vorträge von Kunsthistorikern. Solche Gespräche reduzieren die Hemmschwelle beim Publikum. Darüber hinaus lassen sich in diesem Format Nachfragen von Besuchern besser einbinden. Aber natürlich werden wir in dieser Frage künftig auch die Wünsche der Ausstellenden berücksichtigen.
Hochgesang: Womit wir in der derzeitigen Übergangsphase gute Erfahrungen machen, ist die Bildung von kleinen Ausstellungsteams von zwei bis drei Personen, die für eine bestimmte Ausstellung zuständig sind. Das heißt dann auch, dass unterschiedliche Mitglieder des Künstlerbundes Verantwortung für eine Ausstellung übernehmen und die Begrüßung bei der Vernissage gestalten. Das Monopol der Vorsitzenden auf die Eröffnung einer Ausstellung wird es künftig nicht mehr geben.
Welche Ausstellungprojekte sind im nächsten Jahr geplant?
Hochgesang: 2024 feiert der Künstlerbund sein 40-jähriges Bestehen. Dazu planen wir Anfang Mai nächsten Jahres eine große Gemeinschaftsausstellung der Mitglieder in den Räumlichkeiten der Städtischen Galerie und des Kunstvereins im Kulturhof Flachsgasse. Sie wird voraussichtlich auch während der Kult(o)urnacht 2024 zu sehen sein. Darüber hinaus soll es auch im kommenden Jahr eine Stipendiatin oder einen Stipendiaten geben, verbunden mit einer Ausstellung in der Sämergasse. Für den Oktober 2024 ist die Einladung einer externen Künstlerin geplant, mit der wir bereits erste Gespräche geführt haben. Und zum Ende des Jahres könnte ein „Forum Junge Kunst“ unter der Federführung von Karin Germeyer-Kihm stattfinden, in dem junge Absolventen aus den Kunsthochschulen und Akademien der Region ihre Arbeiten zeigen.
Der Künstlerbund hat in der Vergangenheit immer wieder mit Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten Flagge gezeigt, in der ehemaligen Hess-Fabrik, der Villa Körbling oder zuletzt auch beim Grynen Band mit einem Fahnen-Projekt in der Maximilianstraße? Wird es auch künftig größere Aktionen dieser Art geben?
Niessen: Das können wir uns gut vorstellen. Allerdings wird 2024 das 40-jährige Jubiläum im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, sodass wir frühestens im übernächsten Jahr über weitere Großprojekte nachdenken wollen. Der Industriehof wäre für uns ein interessanter Ort. Solche Projekte bieten für den Künstlerbund immer gute Möglichkeiten, in die städtische Gesellschaft hineinzuwirken. Der Künstlerbund muss künftig nach außen hin noch sichtbarer werden.
Wie geht es mit dem internationalen Künstlerstipendium im Haus des Künstlerbundes weiter?
Hochgesang: Speyer hat eine neue Partnerstadt in England. Deshalb würden wir gerne einen Künstler oder eine Künstlerin aus Chichester nach Speyer einladen. Das Kulturbüro der Stadt und der Freundeskreis Chichester unterstützen uns in diesem Anliegen. Wir erwarten bis zum Ende des Jahres entsprechende Bewerbungen aus der Partnerstadt.
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