Kulturbeutel

Einzigartige Choreos mit Ausdruck

Erstmals wird bei dem Festival eine Bühnentanz-Show aufgeführt und dies empfiehlt sich für eine Wiederholung

Von 
Matthias Nowack
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„Another serious piece“ heißt das hier getanzte Stück beim Festival Kulturbeutel im Alten Stadtsaal. © Günter Krämmer

Speyer. Seit 28 Jahren gibt es das Kulturbeutel-Festival in Speyer, immer prall gefüllt mit Musik, Theater, Kabarett und allem, was die Kleinkunst zu bieten hat. Bühnentanz war in all den Jahren bisher nicht im Festival zu sehen.

Zum ersten Mal gastierte jetzt das Mannheimer Theater Felina-Areal mit sechs Tanzminiaturen auf der Bühne des Alten Stadtsaals. Darüber freute sich nicht nur Festivalleiter Matthias Folz, sondern auch Felina-Chef Sascha Koal, der eine unterhaltsame Auswahl aus verschiedenen Programmen der Felina-Tänzerinnen und -Tänzer mit nach Speyer gebracht hatte.

Auftakt mit „Blumen im Kopf“

Den Auftakt machten Crystal Schüttler und Sarah Wünsch mit ihrer Choreografie „Blumen im Kopf“ zur Musik von Meredith Monk. Monks „Memory Song“, der elektronische Klänge, Sprache und Harmonie-Gesang mischt, gaben sie viel Raum und fanden sehr poetische Bewegungsmuster auf einer mit Blumen übersäten Bühne.

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Weiter ging’s mit „Speechless“, einem Tanz von Sade Mamedova zur Musik von Julian Ruebel und Louis Armstrong, und der bezaubernden Choreografie „Muse“(d) – getanzt von Vladimir Staicu zur Bonbon-Polka von Johann Strauss (Sohn). Das „(d)“ im Titel des Stückes steht für Diversität und kann als eine Abkürzung für die Wertschätzung und die Einbeziehung von Vielfalt in allen Bereichen verstanden werden, natürlich auch entsprechend in die Tanzchoreografie eingewoben.

Äußerst charmant bewältigt Vladimir Staicu diesen Part vom schlafenden und sich räkelnden Tänzer im Ballett-Tutu auf einer Parkbank bis hin zum klassischen Ausdruckstanz. Das Stück hatte Premiere im Rahmen des Felina-Festivals „Freier Tanz im Delta XII“ im Juni 2023.

Es folgten die Choreografien „Hold it“ des in Speyer lebenden Tänzers Michael Bronczkowski und „Another serious piece“, getanzt von Amelia Eisen, Rebecca Häusler und Sara Wünsch. Zu Delia Derbyshires Soundcollage eroberten bei dieser Choreografie drei athletische Aliens mit Ufo-Sonnenbrillen die Bühne, die ihre Gesichtsmuskeln ebenso gut wie ihre Körper beherrschten und dem Publikum Begeisterung entlockten.

Abschluss mit Sade Mamedova

Der Tanzabend im Alten Stadtsaal endete mit einer Choreografie von Sade Mamedova „When we Acknowledge Differences“ zur Musik von Asaf Avidan.

Auch wenn der Publikumszuspruch für diese „New Dances from our Moving Delta“ in Speyer noch verhalten war, darf man diesen Abend im Alten Stadtsaal als sehr gelungenes Experiment für den Kulturbeutel betrachten, denn die gezeigten Choreografien begeisterten, erstaunten und forderten diejenigen heraus, die gekommen waren. Eine Wiederholung ist unbedingt empfehlenswert.

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