Speyer. Bratwurst hat immer Konjunktur. So leicht machen es die Anbieter den Besuchern des Bauernmarktes in Speyer jedoch nicht. Wildschwein, Lamm oder Pferd – Varianten gibt es einige. Das gilt ebenso für Senf, Salz und Sonderanfertigungen. Beim Gang über die Maximilianstraße gibt’s zwei Tage lang Kaufrausch und Information.
Zweifelsohne ist es die Geduld, die der notwendige Wesenszug an beiden Veranstaltungstagen sein muss. Brechend voll ist es bereits bei der Eröffnung am Samstagvormittag in der Speyerer Innenstadt. Das Bild ändert sich am Sonntag nicht. Im Schneckentempo schieben sich die Menschen durch die Flaniermeile, die gespickt ist von schönen Dingen und schmackhaften Speisen.
Schön und gut
Der Werbeslogan eines Teilnehmers aus dem Odenwald bringt es auf den Punkt. „Äbbs Schäines und äbbs Gudes“. Darum geht es beim Bauernmarkt, der in bewährter Form vom gleichnamigen Verein unter dem Vorsitz von Thomas Scherner organisiert worden ist. Der Genuss steht dabei im Vordergrund. Und der geschieht mit allen Sinnen.
Vielerlei Werkstoffe stecken hinter den handwerklichen Arbeiten, die beim Bauernmarkt angeboten werden. Stuhlflechter Horst Ahrens aus Römerberg begeistert mit einer alten Tradition. „Jeder Stuhl hat eine Geschichte zu erzählen“, stellt er fest und lächelt. Kunden aus ganz Deutschland lassen ihn daran teilhaben. Auch in Speyer zeigen viele Gäste Interesse an der filigranen Arbeit, die Ahrens vor Ort vorführt.
Geschmiedet und gleich weg
Wenige Meter entfernt ertönt rhythmisches Klopfen. Kunstschmied Lars Dittmer aus Barum fertigt kontinuierlich schlichte, aber wirkungsvolle Halterungen für Kerzenlichter oder Regenwasserfänger. Ebenso schnell wie geschmiedet wird, sind die Objekte schon wieder verkauft. Bereits im Vorfeld gearbeitet haben die Jugendlichen der Manufaktur Burgfeldschule in Speyer. Taschen, Kissen und vieles mehr finden großen Absatz.
Das geht den Landwirten, die ihr Obst und Gemüse anbieten, ebenso. Passend zur Saison begeistern beim Bauernmarkt vor allem Zwetschgen - auch verarbeitet im beliebten „Latwerge“ - und Kürbisse. Die Vielfalt des Anbaus wird unter anderem beim Römerberger Landwirt Andreas Jester deutlich. „Wir haben viel beregnen müssen in diesem Jahr, aber mittlerweile sind die Kürbisse relativ gut, jedoch unterschiedlich aufgegangen“, fasst er zusammen. Voll im Geschäft ist bereits Jesters Sohn Fabio, der ohne Unterlass einen Zierkürbis nach dem anderen mit einem mal freundlichen, mal frechen Gesicht versieht und dafür die Früchte seiner Arbeit in barer Münze erntet. Investieren will er die in ein neues Legospielzeug, wie Papa Andreas verrät.
Goldkäppchen und Black Pearl heißen Pilzsorten, die zum Verkauf angeboten werden. Schoko- und Whiskeypfeffer sind gefragt, Feigenpflanzen und Felle ebenfalls. Gelber und brauner Senf, lila Artischocken und rote Beeren, Neuer Wein und Zwiebelkuchen – die Vielfalt spricht die Menschen an.
Wettbewerb um die Dampfnudel
Rund 80 Aussteller sind am Ende des Sonntags „geplündert“. Unverhofft sind einige Namen auf einer Wall of Champions hinzugekommen: die Gewinner des Dampfnudelwettbewerbs, organisiert von der Walter Mühle in Böhl-Iggelheim. Der ist eine Premiere, wie Chef Hans-Peter Berizzi betont.
„Wir haben zwei Teigmaschinen und vier Backmöglichkeiten“, erklärt er. Sowohl samstags als auch sonntags stellen sich Freiwillige hier dem Wettbewerb. Verkostet wird das Ergebnis vom unabhängigen Publikum. Der Speyerer Bauernmarkt hat viele Gesichter für jeden Geschmack.
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