Frankenthal/Ludwigshafen. Eine kalte, emotionslose, fast unheimliche Frau, die keine Reue zeigt: Dieses Bild zeichnet am dritten Verhandlungstag im Prozess um die schwere Misshandlung eines sieben Wochen alten Babys eine ehemalige Zellennachbarin der angeklagten Nina R. Gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Ismail I. steht die 26-Jährige vor dem Frankenthaler Landgericht, weil sie ihrem Sohn schwere Verletzungen im Rektal- und Genitalbereich sowie Brüche und Prellungen zugefügt haben sollen. „Am Anfang hat sie im Gefängnis erzählt, dass sie wegen Betrugs einsitzt“, berichtet die 28-jährige Zeugin. „Das habe ich ihr aber nicht geglaubt. Sie war komisch und hatte immer so einen unheimlichen Blick.“
Eines Tages habe Nina R. in der Hofstunde dann alles erzählt: Dass sie schon länger das Bedürfnis gehabt habe, „an kleine Kinder ranzugehen“. Dass sich die Gelegenheit dafür mit dem eigenen Kind ergeben habe. Dass sie ihren Sohn mit dem Finger und dem Fieberthermometer im Analbereich verletzt habe. Und dass der kleine Junge zuhause beschnitten worden sei und sie ihn nicht zum Arzt gebracht habe. „Das war erschreckend für mich. Ich bin auch kein Unschuldsengel, aber das war hart“, sagt die Zeugin. Von der versuchten Beschneidung durch den Vater habe R. erfahren, als sie zu dem schreienden Baby gegangen sei und die Windel geöffnet habe. „Da war überall Blut, hat sie erzählt“, so die Zeugin. Dennoch habe die Mutter das Kind nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus gebracht, sondern die Windel einfach wieder geschlossen. „Dann ist sie schlafen gegangen. Für mich ist das unterlassene Hilfeleistung.“ Außerdem habe R. ihr gebeichtet, dass sie das Baby aus Überforderung geschüttelt habe.
Auch Polizistin sagt aus
Im Gefängnis habe Nina R. nicht den Eindruck gemacht, dass sie das alles bereue. „Sie hat mich immer nur gefragt, wie hoch ihre Strafe ausfallen könnte. Und dass sie Angst vor Sicherungsverwahrung hat. Über ihren Sohn hat sie gar nicht gesprochen.“ Erst später habe sich das ein bisschen geändert. „Für mich ist das eine arme Person. Wer sowas macht, der ist nicht normal.“
Zuvor hatte am Montag die Ermittlungsleiterin der Polizei ausgesagt. Anhand der Auswertung der Handys rekonstruierte sie Teile der Nacht auf den 15. Oktober 2018, in der dem Baby die Verletzungen zugefügt worden sein sollen. So habe der Vater gegen 7 Uhr morgens im Internet nach Verletzungen am Penis gegoogelt, während die Mutter Nummern von Kinderärzten suchte.
Der Prozess soll am 16. September mit den Sachverständigen-Gutachten fortgesetzt werden.
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