Wirtschaft - Frankenthaler Amazon-Standort beschäftigt drei Monate nach Eröffnung schon mehr als 1500 Mitarbeiter

Zehn Millionen Artikel auf Lager

Von 
Bernhard Zinke
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Frankenthal. Das Weihnachtsgeschäft hat längst begonnen. Im Logistikzentrum des Versandhändlers Amazon zwischen Frankenthal und Ludwigshafen-Ruchheim herrscht geschäftiges Treiben. „Wir beginnen, die Weihnachtsgeschenke einzulagern“, erläutert Standortleiter Johannes Weingärtner. Vor drei Monaten hat Amazon seinen Standort in Betrieb genommen. Und schon jetzt hat der Versandhändler mehr Personal eingestellt, als er für das erste Geschäftsjahr angekündigt hatte.

Rund 1000 Mitarbeiter hatte das Unternehmen beschäftigen wollen. „Jetzt sind wir bei mehr als 1500“, sagt Weingärtner. Und fürs Weihnachtsgeschäft werden weitere 500 Saisonkräfte gesucht, die einen Zeitvertrag bis Ende Januar bekommen sollen. Üblicherweise sind etwa 75 Prozent der Belegschaft in einem der zwölf deutschen Logistikzentren festangestellt. Der Rest hat Zeitverträge. „Bei dieser Quote sind wir aber noch nicht“, sagt Amazon-Sprecher Thorsten Schwindhammer.

Und wie sieht es in Sachen betrieblicher Mitbestimmung aus? Die Kommunikation mit den Mitarbeitern sei sehr wichtig, betont Weingärtner. Es gebe viele Kanäle, um mit den Chefs ins Gespräch zu kommen. Vier Runden mit Geburtstagskindern hat der Standortchef schon hinter sich. Bei Kaffee und Kuchen könne man plaudern, aber auch gerne sagen, wo der Schuh drückt. Dort entstehen dann auch Listen, die die Chefs abarbeiteten. Eine bessere Anbindung des Standorts an den Nahverkehr beispielsweise. Ab 10. Dezember werde das Lager an die Buslinie nach Frankenthal angebunden – ein Wunsch der Belegschaft.

Im Bereich zwischen den Mitarbeiter-Umkleiden und dem Lager hängt eine Tafel an der Wand, an der die Kollegen ebenfalls ihre Wünsche aufschreiben können und schnelle Antworten bekommen. Da wird beispielsweise um einen vierten Tischtennisschläger für die Pause gebeten oder um größere Spinde. „Auch ein persönliches Gespräch, für Dinge, die unter vier Augen bleiben sollen, ist jederzeit möglich“, sagt Weingärtner. Ein Betriebsrat wird im kommenden Jahr gewählt. Unter Beteiligung der Gewerkschaften? „Unsere Ansprechpartner sind unsere Mitarbeiter“, sagt Weingärtner.

Nach drei Monaten Betrieb hat Amazon nun rund 10 Millionen Artikel in seinen Regalen eingelagert. Und damit ist nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. „Wir kriegen noch zwei weitere Millionen rein“, sagt Weingärtner. Am Donnerstag war der stärkste Tag bislang: Rund eine halbe Million Warenstücke haben die Mitarbeiter in die fahrbaren Regale gepackt. Im Gegenzug haben rund 100 000 Päckchen das Logistikzentrum verlassen.

Herzstück ist das robotergesteuerte Lager. In Frankenthal karrt der Mitarbeiter die Ware nicht etwa zu den Regalen. Vielmehr heben kleine Wagen die Regale an und fahren sie zum Mitarbeiter. „Das ist hier wie eine große Modelleisenbahn“, sagt Hauptabteilungsleiter Thomas Decke. Referenzpunkte am Boden geben die Fahrwege vor. Das System spart Zeit – und Geld. Das vermeintliche Chaos – abgelegt werden Artikel, wo Platz in den Regalen ist – wird durch Computer in geordnete Bahnen gelenkt. Diese wissen jederzeit, wo welcher Artikel abgelegt wurde – dank der allgegenwärtigen Datenlesegeräte, mit denen die Mitarbeiter die Ware ein- und aussortieren.

Und wie schwer ist die Arbeit zu erlernen? „Ein Tag, dann sitzen die Handgriffe“, sagt Decke. Für Probleme gebe es Fachleute, die schnell eingreifen können. Nach vier Wochen komme der Mitarbeiter mit allen Eventualitäten klar.

Der Einstiegslohn bei Amazon liegt bei 11,25 Euro brutto pro Stunde. Hinzu kommen monatliche Bonuszahlungen bei Zielerreichung, kostenlose Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen und zehn Prozent Personalrabatt.

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Amazon-Logistikzentrum in Frankenthal

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Durch die Schichtzeiten (9.45 Uhr bis 18.30 Uhr und 19 Uhr bis 3.45 Uhr) geht Amazon dem Berufsverkehr aus dem Weg.

Neben dem öffentlichen Verkehr nutzen viele Mitarbeiter ihr Fahrrad.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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