Freizeit - Verein und Betreibergesellschaft arbeiten jetzt zusammen / Rückbau alter Parzellen / Campingplatz soll wieder attraktiv werden

Wie der Campingplatz "Auf der Au" in Waldsee wieder attraktiver werden soll

Von 
Julian Eistetter
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Waldsee. Jahrelang haben sich Camper, Grundstückeigentümer und Betreibergesellschaft erbittert gestritten. Zwischenzeitlich drohte sogar einmal das komplette Aus für das Naherholungsgebiet „Auf der Au“. Kern des Konflikts war die künftige Ausrichtung des Campingplatzes am Marxweiher zwischen Altrip und Waldsee. Von einst mehr als 3500 soll das Areal nach dem Wunsch der Betreibergesellschaft „Naherholung in den Rheinauen“, die zu 90 Prozent dem Rhein-Pfalz-Kreis und zu zehn Prozent der Ortsgemeinde Waldsee gehört, auf 1000 Parzellen verkleinert werden. Viele Camper mussten deshalb ihre Grundstücke räumen. Die Eigentümer der Flächen sollen weniger Pacht erhalten, nachdem der Generalpachtvertrag Ende 2021 ausgelaufen war. Die Gemengelage sorgte bei allen Beteiligten lange für Unzufriedenheit. Doch jetzt geht es auf dem Gelände endlich voran.

Große Nachfrage

Der im Verlauf der Diskussionen neu gegründete Verein Camping-IG in den Rheinauen und die Betreibergesellschaft haben sich zusammengerauft und machen nun gemeinsame Sache. „Wir haben einen Dienstleistervertrag abgeschlossen, der Verein übernimmt jetzt vor Ort den Betreiberpart“, berichtet Patrick Just, Vorsitzender des Vereins. Alles was sich auf dem Campingplatz außerhalb des Verwaltungshauses abspielt, ist seit Januar also Sache des Vereins. So auch der Rückbau der mehr als 2000 Parzellen, die künftig nicht mehr zum Gelände gehören. Denn die deutliche Reduzierung der Flächen hatte letztlich Bestand.

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Campingplatz "Auf der Au": Restaurierung läuft an

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„Der Rückbau hat aktuell die oberste Priorität“, berichtet Just. Und er ist eine Herkulesaufgabe. Denn die Betreibergesellschaft hat sich verpflichtet, die Grundstücke ordnungsgemäß an die Eigentümer zurückzugeben. Hinterlassenschaften der Camper wie Bodenplatten, Holzschuppen oder schrottreife Wohnwagen müssen also durch den Verein entsorgt werden. „Das Material dafür stellt uns die GmbH zur Verfügung, also Bagger und anderes Werkzeug“, so Just. Durch den Dienstleistervertrag bekommt der Verein eine feste Summe, mit der er die Entwicklung des Areals vorantreiben kann. Auch drei feste Stellen, darunter Justs, werden damit finanziert. Mit der neuen Zusammenarbeit ist auch Landrat Clemens Körner (CDU) zufrieden. „Es läuft bisher sehr gut“, sagt er auf Anfrage. Das Tagesgeschäft vor Ort übernehme jetzt voll und ganz der Verein. Dazu zählt auch die Vergabe der Plätze.

In diesem Zusammenhang berichtet Just, der selbst seit vielen Jahren als Camper in das Naherholungsgebiet „Auf der Au“ kommt, von einer großen Nachfrage – auch durch Corona. „Wir haben aktuell sogar einen Aufnahmestopp und eine Warteliste mit mehr als 100 Interessierten. Von Januar bis März haben wir 80 Parzellen neu verpachtet“, sagt er. Rund 800 Parzellen seien derzeit belegt, 1000 sollen es werden. „Wir versuchen jetzt aufzuholen, was in den vergangenen Jahren liegengeblieben ist. Wir wollen wieder einen Campingplatz, auf den jeder gerne möchte.“

Investition in Spielbereich

Dazu investiert der Verein mehrere Tausend Euro in die Sanierung des Spielplatzes. Aktuell entspricht dieser nicht mehr den Anforderungen des TÜV. „Unsere Hauptzielgruppe sind Familien mit Kindern, deshalb ist das besonders wichtig“, sagt der Vorsitzende. Perspektivisch sind auch Plätze für Tagescamper geplant. Die Sanitäranlagen sollen mittelfristig ebenfalls erneuert werden. Doch erstmal wird der Rückbau der nicht mehr dazugehörigen Parzellen noch einige Energie in Anspruch nehmen. Die Grundstücke liegen überwiegend im hinteren Randbereich. Zum Bedauern von Just haben aber auch einige Eigentümer im Einfahrtsbereich vorne an der Bundesstraße nicht in die neuen Modalitäten eingewilligt. Auch diese Flächen können also nicht mehr für den Campingplatz genutzt werden. „Das ist schade, weil das quasi unser Eingangsbereich ist“, sagt Just.

Was die Eigentümer mit diesen Flächen vorhaben, ist unklar. Der Verein würde sich wünschen, dass sie der Natur überlassen werden, so wie es im gesamten hinteren Bereich geplant ist. „Einige Eigentümer haben aber auch schon angekündigt, zu klagen“, sagt Just. Ganz beendet scheinen die Streitereien um den einstmals größten Campingplatz Europas also noch nicht.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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