Festakt (mit Fototstrecke) - Seit 40 Jahren steht der Speyerer Dom als Welterbe in den Geschichtsbüchern / Ehemalige Unesco-Direktorin hält Rede

Welterbe: Warum der Speyerer Dom vor 40 Jahren gekürt wurde

Von 
Stephan Alfter
Lesedauer: 
Nachtaufnahme der Südseite des Doms zu Speyer. © © Domkapitel Speyer / Foto: Klaus Landry

Speyer. Der Speyerer Dom ist eines der bedeutendsten Beispiele romanischer Baukunst in Europa. Das unterstrich Festrednerin Mechthild Rössler am Samstagabend in der Kathedrale, die darüber hinaus auch steinerner Zeuge für viele Geschehnisse auf dem Kontinent seit dem frühen Mittelalter ist. Anlass für den Vortrag war die Aufnahme des Bauwerks in die Liste des Unesco-Welterbes vor genau 40 Jahren. Davor wurde in Deutschland nur dem Aachener Dom diese Anerkennung zuteil. Weil hier bedeutende Kaiser und Könige des Mittelalters begraben seien, gehöre der Speyerer Dom zu den herausragenden Orten deutscher und europäischer Geschichte, hielt Rössler fest. Sie war Direktorin des Unesco-Zentrums in Paris – und ist selbst in Speyer aufgewachsen.

Vor zahlreichen Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft, darunter die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), ihr Vorgänger Kurt Beck (SPD) und die frühere Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) aus Frankenthal, sprach Rössler über das Welterbe als eine globale Verantwortung, um die Stätten zu schützen und zu erhalten. Als größter erhaltener romanischer Kirchenbau der Welt genieße der Dom zu Recht den Ruf eines „sorgfältig konservierten Denkmals“, so Rössler. Sie hob die Bedeutung Speyers für die Entwicklung der Welterbestätten in den vergangenen Jahrzehnten hervor. Durch seine jüdische Vergangenheit und mit der erhaltenen Mikwe hat die Stadt vor einigen Wochen zum zweiten Mal Welterbestatus erlangt – dieses Mal durch seine einstige Bedeutung für das mittelalterliche Judentum entlang des Rheins. Hier das monumentale christlichen Erbe in Gestalt des Domes, dort das Erbe anderer Religionsgemeinschaften – das sei exemplarisch, sagte Rössler.

Weltkulturerbe

Festakt zu 40 Jahre UNESCO-Welterbe Dom zu Speyer

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
5
Mehr erfahren

Afrika unterrepräsentiert

1154 Welterbestätten in 167 Staaten gibt es heute. Mit nur 98 Welterbestätten ist vor allem der afrikanische Kontinent stark unterrepräsentiert. Das wird immer wieder kritisiert. Rössler betonte, wie wichtig hervorragende Erhaltungs- und Managementpraktiken seien, um „mehr Menschen über unser kulturelles Erbe und die Notwendigkeit, es für zukünftige Generationen zu schützen, aufzuklären“.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte: „Nach rund 1 000 Jahren seines Bestehens ist der Dom noch immer Kristallisationspunkt unserer historisch gewachsenen Identität. Den einen ist er in erster Linie Gotteshaus und Ort der Kontemplation, den anderen Kunstwerk und Schauplatz europäischer Geschichte. Man wolle ihn bestmöglich erhalten. Das Land Rheinland-Pfalz engagiere sich daher seit vielen Jahren für den Erhalt dieses bedeutenden Kirchenbaus, indem es 40 Prozent der Kosten an allen substanzerhaltenden Maßnahmen übernehme, so die Ministerpräsidentin.

Es bedürfe vieler Schultern, um den Dom würdig zu erhalten. Die Ministerpräsidentin sprach auch über die Bedeutung der Anerkennung der SchUM-Stätten durch die Unsco als Welterbe. „Die Denkmäler der SchUM-Städte sind nicht nur steinerne Zeitzeugen einer außergewöhnlich reichen jüdischen Geschichte in unserem Land. Sie stehen auch für den Kulturtransfer zwischen Christentum und Judentum und mahnen uns, dies als gemeinsame große Chance zu sehen. In Zukunft können wir hier am Beispiel von Speyer die bereichernden Beziehungen zwischen den Religionen und Kulturkreisen einer Weltöffentlichkeit auch authentisch vermitteln.“

1689 abgefackelt

Bevor es zum gemeinsamen Abendessen ging, unterstrich die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler die Bedeutung des Domes für die Stadt Speyer selbst. Sie wies aber auch auf die Zerstörungen hin – etwa im Jahr 1689, als der Bau im Erbfolgekrieg von Franzosen angesteckt wurde. Und sie erinnerte an die Pläne Napoleons, den Dom abzureißen, nachdem er gerade erst wieder errichtet war. Der damalige Mainzer Bischof konnte es flehend verhindern. Hätte er das nicht getan, hätte es am Wochenende vermutlich keinen Festakt gegeben.

Die Feierlichkeiten hatten bereits am Freitag mit einem Festkonzert der Dommusik begonnen. Ein Höhepunkt war die Uraufführung einer Auftragskomposition mit dem Titel „Mundus Novus – Die neue Welt“ von Enjott Schneider, der einer der bedeutendsten lebenden deutschen Komponisten ist. Außerdem erklang Musik im gregorianischen Choral von Anton Bruckner und Olivier Messiaen. Domorganist Markus Eichenlaub trug Werke von Louis Vierne, Jan Peterszoon Sweelinck, Sigfrid Karg-Elert und Max Reger vor – und bekam Applaus.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen