Soziale Medien

Warum Speyers Oberbürgermeisterin Seiler von Facebook die Nase voll hat

Von ihrem eigenen Nutzungsverhalten ist Stefanie Seiler genervt. Die Speyerer Oberbürgermeisterin will nicht mehr im Sozialen Netzwerk Facebook unterwegs sein. Dafür gibt es nach ihrer Meinung noch triftigere Gründe

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Stephan Alfter
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Die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler will mehr "offline" unterwegs sein. © privat

Rhein-Neckar. Jahrelang galt Facebook auch unter Führungskräften als Medium, das einen niederschwelligen Zugang zu Mitarbeitern und zur "Normalbevölkerung" möglich machen kann. Facebook, das heute zum Unternehmen Meta Plattforms gehört, sollte die Welt nach Aussagen des Gründers Mark Zuckerberg "zu einem besseren Ort" machen. Aber: Auch wenn die Nutzerzahlen global betrachtet nach wie vor steigen, sinken sie in Deutschland.

Waren es 2017 nach Angaben von Facebook noch 30 Millionen aktive Nutzer hierzulande, so war die Zahl 2019 schon auf 25,9 Millionen gesunken. Weltweit nutzten im dritten Quartal 2022 knapp zwei Milliarden Menschen täglich das Internetmedium, das 2004 gegründet worden war.

Wegen Nazi-Grüßen

Demnächst nicht mehr unter den "Mitgliedern" ist die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD), wie sie am Mittwoch in einem persönlichen Post auf ihrem privaten Profil mitteilte. "Nach langer Überlegung werde ich mich im Laufe der nächsten Tage aus Facebook verabschieden", schreibt sie dort und nennt Gründe. "Als ich damals beigetreten bin, war das (...), um alte und neue Bekannte zu treffen sowie Freundschaften zu pflegen.

Schon eine ganze Weile ist dies aber gar nicht mehr meine Intention, weil es endlich wieder mehr Gespräche und Kommunikation außerhalb gibt. Dann habe ich es eher genutzt, um Inhalte zu teilen und schnell an Informationen zu gelangen", so der Post von Mittwochnachmittag.

Sie habe Facebook schon vor dem Beitritt kritisch gegenübergestanden fügt sie hinzu. Dabei habe sie besonders gestört, dass Facebook Dokumentationen des persönlichen Nutzerverhalten an andere Plattformen weiterverkaufe. Besonders störe sie sich inzwischen an der Vielzahl von Fake-News, die dort Verbreitung fänden. Zudem könnten beispielsweise Nazi-Grüße dort geteilt werden.

Alle Oberbürgermeister der Region sind auf Facebook

Stefanie Seiler wäre mit einem Komplettverzicht auf Facebook eine der ersten Oberbürgermeisterinnen in der Region, die nicht mehr in diesem Netzwerk unterwegs ist. Amtskollegen sind dort allesamt weiterhin präsent. So präsentieren sich neben Jutta Steinruck (Ludwigshafen), Peter Kurz (Mannheim), Eckart Würzner (Heidelberg) auch die Landräte Stefan Dallinger (Rhein-Neckar-Kreis) und Clemens Körner (Rhein-Pfalz-Kreis) auf Facebook. In Frankenthal ist der noch amtierende Kollege Martin Hebich auf dem Netzwerk genauso erreichbar wie der Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel.

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Nahezu alle Bundestags- und Landtagsabgeordneten der Metropolregion sind mit einem Profil oder einen eigenen Seite, die dann oft von ihren Büros gepflegt wird, dabei. Zusätzlich pflegt etwa der Dürkheimer Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger (CDU) einen Instagram- und einen Tik-Tok-Account,

Neben einem eigenen Profil hat auch Stefanie Seiler eine eigene Seite. Gepflegt werden kann sie von ihr selbst aber nur, wenn sie eben auch ein persönliches Profil hat. Das formuliert sie auch: "Leider kann ich meine Seite nur mit dem persönlichen Profil weiterhin bearbeiten, deshalb werde ich wahrscheinlich auch die Seite mitabschalten."

Eine kleine Hintertür lässt sie sich aber offen: "Mal schauen, vielleicht finde ich dafür noch eine adäquate Lösung." Mehr als 200 Menschen haben den Daumen hoch gemacht - und damit unterstrichen, dass sie Seilers Schritt unterstützen. 43 Kommentatoren schreiben Sätze wie der Facebook-Nutzer Christoph Lode: "Schade, aber absolut nachvollziehbar. Facebook wird von Jahr zu Jahr schlimmer."

Noch immer die erfolgreichste Social-Media-Plattform

Trotzdem: In Deutschland war Facebook auch im Jahr 2022 immernoch das meistgenutzte soziale Netzwerk. 35 Prozent benutzten es Erhebungen zufolge mindestens einmal in der Woche. Bei jüngeren Menschen liegt Facebbook allerdings nur noch auf Platz drei hinter Instagram und Tik Tok.

Seiler schließt ihren - womöglich letzten - Post mit einem selbstkritischen Statement ab: "Mein Nutzerverhalten ist ein weiterer Punkt, der mich einfach nervt. Viel zu viel Zeit - Lebenszeit - verwende ich dafür. Meine Versuche, dies zu reduzieren, sind mir ehrlich gesagt kaum gelungen. Somit sage ich ,tschüss' zu Facebook und ,hallo' zu allen im Offline-Leben."

 

 

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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