Soccergolf

Warum Dirmstein vier Tage lang der Nabel der Fußball-Welt ist

Golf und Soccer in einem - ab Donnerstag kommen in der Pfalz einige Nationen zusammen, um den besten Spieler des Planeten zu küren. Die Favoriten kommen nicht nur aus Dänemark, sondern auch von hier

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Stephan Alfter
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Eingelocht: Am Donnerstag beginnt im pfälzischen Dirmstein die Weltmeisterschaft im Fußballgolf. Wulf Ingermann peilt nichts anderes als den Titel an. © Bernhard Zinke

Dirmstein. Der Nabel der Welt ist eigentlich woanders. Aber: Wenn es um das Thema Fußballgolf geht, dann blickt der geneigte Athlet schonmal genauer in Richtung der 3000-Seelen-Gemeinde Dirmstein. Dirmstein - das als Information für Menschen, die in Sachen Topogragie der Metropolregion noch Nachhilfe brauchen - liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen den pfälzischen Metropolen Frankenthal und Grünstadt und ist spätestens seit 2007 ein Mekka für Soccergolfer.

Damals fand hier die erste Weltmeisterschaft dieser noch vergleichsweise jungen Trendsportart statt, die schon so manchem die Zornesröte ins Gesicht hat steigen lassen. Wenn der Ball - leicht angetippt - aus 1,5 Meter Entfernung drei Mal um das Loch oszilliert, sich dann aber dagegen entscheidet, in selbiges hineinzufallen, dann hat so mancher schon die Nerven verloren und derart laut „Scheibenkleister“ geschrien, dass im unweit gelegenen Ortskern eilig die Fensterläden geschlossen werden mussten.

Wulf Ingermann ist 24 Jahre alt und als Soccergolfer fast schon ein alter Hase. Wenn es möglich ist, geht er jeden Tag raus auf das Grün, das nicht ganz so akkurat geschnitten wie auf dem berühmteren Golfplatz in St. Leon-Rot, dafür aber für jeden Nutzer erschwinglich ist. Ab Donnerstag, 4. August, geht es auf seinem Haus-Parcours um nichts anderes als den WM-Titel. Dafür muss er mehr als 250 Konkurrenten hinter sich lassen und ein feines Füßchen beweisen. „Weniger ist mehr“, ist sein Tipp, wenn ihn der Laie fragt, ob es besser ist, einen Spannschlag über die großen Entfernungen zu wagen. Ingermann rät immer zur Nutzung der Fußinnenseite - aus Gründen der besseren Ballkontrolle.

Größtes WM-Turnier bisher

Es ist das erste große Nach-Corona-Zusammentreffen einer Community, die sich über ganz Europa verteilt und alle Altersklassen miteinander in einen Wettbewerb bringt. Christina Vogl, Betriebsleiterin des einige Hektar großen Soccerparks und damit auch Organisatorin der Veranstaltung, spricht gar von einer Familie, die sich nach langer Zeit wieder trifft. Aus zehn Nationen reisen die Fußball-Golfer in diesen Stunden an - aus Schweden, Tschechien und aus Ungarn, wo man die wohl weiteste Strecke in Angriff nimmt.

314 Spieler und Spielerinnen haben sich insgesamt angemeldet. Es ist damit die größte bisher ausgetragene Weltmeisterschaft in dieser Disziplin, die es in abgewandelter Form auch in Übersee gibt. Wer auf das Treppchen will, muss bei den Männern auf dem 18-Loch-Parcours schon eine 48er-Runde spielen, weiß Ingermann aus Erfahrung. Beim 21-Loch-Premium-Pacours, auf dem sich die Spieler ebenso beweisen müssen, könnte eine 64er-Runde zum Titel reichen.

Dänen gelten als Favoriten

Beim Doppel bilden jeweils zwei Spieler ein Team und spielen abwechselnd mit einem Ball um die geringste Schusszahl. Das Doppel wird über drei Runden ausgespielt. Die führenden Doppel starten am Samstag im „final flight“ um 17.10 Uhr auf ihre letzte Runde. Das Einzel wird von Donnerstag bis Sonntag in insgesamt vier Runden ausgetragen. Die führenden Einzel-Spieler gehen am Sonntag im „final flight“ um etwa 13.30 Uhr auf ihre letzte Runde und spielen bis 15.30 Uhr um den Weltmeister-Titel. Einer der Protagonisten ist Alexander Kober, Betreiber des Soccerparks Dirmstein und Inhaber des Platzrekords mit einer Runde von 29 unter Par. Wenn man über Favoriten spreche, dann müsse man aber vor allem die Dänen auf dem Zettel haben, so Wulf Ingermann, der bei den letzten Titelkämpfen den vierten Platz belegte. Amtierender Weltmeister im Einzel bei den Herren ist der Däne Michael Hansen, bei den Damen die Deutsche Laura Rolli.

Unter den Teilnehmenden sind 50 bis 60 Frauen. Die richtig guten Damen hätten auch im Feld der Männer keine schlechten Chancen auf gute Platzierungen, sagt Ingermann, der sich nichts anderes als den Titel zum Ziel setzt. Die Siegerehrung findet am Sonntag um 16 Uhr statt. Der 24-Jährige ist auch Vorsitzender des 1. Deutschen Fußballgolfclubs 06 Dirmstein. Der Verein hat im Vorfeld der Weltmeisterschaft eine Charity-Aktion ins Leben gerufen. Das Langzeitmitglied Marina Jeude sei im Herbst 2021 an den Folgen von Corona verstorben. Für den hinterbliebenen Familienvater und ihren Sohn soll mittels einer Tombola Geld eingesammelt werden.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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