Freizeit

Warum die Gondoletta im Mannheimer Luisenpark Pause macht

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Eine romantisch-entspannende Fahrt mit den Kunststoffbooten, seit 1975 eine Attraktion im Luisenpark, ist nur noch heute und dann wegen Bauarbeiten bis August nicht möglich. © Foto: tina7si - stock.adobe.com Bild:

Mannheim. Abschied von einer Attraktion - wenn auch nur auf Zeit: Den heutigen Sonntag kann man noch einmal für eine Gondoletta-Fahrt nutzen. Ab dem 20. Juni muss der Betrieb der gelb-weißen Boote aber eine Pause einlegen. Sie dauert „bis voraussichtlich Mitte August“, so die Stadtpark-Gesellschaft, als sie Mitte Mai die größere Baumaßnahme im Kutzerweiher ankündigte.

So eine lange Pause mitten im Sommer und damit zur Hochsaison, gab es, mit Ausnahme der Zeit der kompletten Luisenpark-Schließung wegen der Corona-Pandemie, noch nie. 2015 entstand eine mehrtägige Zwangspause wegen eines Materialfehlers im Getriebe, 2009 wegen eines kurzen Stromausfalls. Sonst gab es in den vergangenen Jahrzehnten kaum größere Unterbrechungen. Die Anlage basiert immer noch auf der Technik, die 1975 zur Bundesgartenschau im Kutzerweiher installiert wurde. Sie funktioniert wie eine Seilbahn. Die derzeit 45 Kunststoffboote sind mit einer Gleitkupplung an einem unter Wasser verlaufenden Stahlseil befestigt. Das lässt die Boote die 1840 Meter lange, 40 Minuten dauernde Strecke ganz langsam und geräuschlos über das Wasser gleiten. An den beiden Anlegestellen nahe des Fernmeldeturms und bei der Festhalle Baumhain kann man aus- und zusteigen, eine halbe oder eine ganze Strecke fahren.

Die jetzt nötige Unterbrechung liegt auch nicht an den beliebten Kunststoffbooten mit den charakteristischen gelben Dächern oder ihrem technischen Antrieb, sondern am Kutzerweiher. Durch ihn muss eine große Leitung gelegt werden - also kann die Gondoletta nicht mehr funktionieren, auch nicht auf einer Teilstrecke, denn das sonst durchgehende Antriebsseil muss ja entfernt werden. Nach den Pfingstferien wird dazu der Parksee leicht abgesenkt, zwischen zwei Sandsackdämmen das Wasser abgepumpt, neben dem Hügel am Freizeithaus ein Graben gezogen und dann dort Leitungen und Leerrohre so eingebracht, dass sie danach keiner mehr sieht. „Die Rohre werden unterhalb der Tonschicht verlegt, die das Gewässer abdichtet“, erläutert Stadtpark-Sprecherin Alexandra Wind: „Damit die Rohre nicht aufschwimmen, werden sie auf einer Betonplatte festgeschraubt“, sagt sie. Die Bauarbeiten laufen aber langsam an: „Da wird erstmal sehr behutsam das Wasser abgelassen und der Wasserspiegel gesenkt“, erläutert Wind - auch mit Rücksicht auf die Tiere, die im Kutzerweiher leben.

Klimafreundliche Energie

„Wir haben diese unvermeidbaren Tätigkeiten, die vor dem Herbst abgeschlossen werden müssen, bewusst auf die Zeit nach den Pfingstferien gelegt, damit diese noch für die Gondoletta-Fahrten genutzt werden können. Voraussichtlich ab Mitte August steht die Gondoletta dann für den Rest der Saison wieder planmäßig zur Verfügung“, kündigt Parkdirektor Joachim Költzsch an.

Vorboten der Arbeiten sehen Besucher schon lange, denn auf einer Strecke nördlich des Teehauses auf dem Hauptweg in Richtung Gebirgsbach sowie quer über dem westlichen Teil der Freizeitwiese ist ein großer, breiter Graben gezogen. Er führt vom Abwasser-Hauptkanal am Hans-Reschke-Ufer auf Höhe des Teehauses bis zur „Neuen Parkmitte“.

Die dort bis zur Bundesgartenschau 2023 entstehenden Neubauten wie Unterwasserwelt, Restaurant, Pinguingehege, Vogelvolieren und Südamerikahaus sollen künftig über Abwasserwärmerückgewinnung klimafreundlich mit Wärme im Winter und Kühle im Sommer versorgt werden. Die hierfür benötigte Energie wird aus dem Abwasser gezogen und mit Hilfe von Wärmetauschern und Wärmepumpen im Park verwendet. Schon vor Monaten war der Abwasserwärmetauscher im Abwasser-Hauptkanal eingebaut worden. Von dort ist nun die Verbindung bis zum Keller des Indoor-Spielplatzes am Pflanzenschauhaus, wo eine Wärmepumpe installiert ist, zu ziehen. Parallel läuft die Sanierung von Glasdächern und Klimatechnik im Pflanzenschauhaus.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen